Im Profil: Der Bonner Unternehmer Kent Hahne Wirtschaftlicher Erfolg als eine Frage der Ehre

Bonn · Von fernöstlichem Essen bis zu handfesten Steaks: Der Bonner Unternehmer Kent Hahne entwickelt und betreibt Gastronomieketten.

Kent Hahne fühlt sich bei der Ehre gepackt. Eines seiner „Babys“ entwickelt sich nicht so, wie er möchte. Und das ist etwas, was er gar nicht leiden kann. Auch nach 30 Jahren im Geschäft treibt ihn Ehrgeiz an. Wirtschaftlicher Erfolg ist für ihn auch eine Frage der Ehre. Der Bonner Unternehmer entwickelt Gastronomiekonzepte und betreibt die Restaurants mit Partnern. Drei eigene „Babys“ hat er derzeit am Start: GinYuu mit asiatisch-pazifischer Küche, The Ash mit amerikanisches Steakhauskultur und Bullit mit Burgern und Milchshakes.

Beim GinYuu-Konzept hakt es. „Das ist von der Produktwelt her die herausforderndste Marke“, sagt Hahne, der einst der jüngste Lizenznehmer von McDonald's in Deutschland war und später die italienische Kette Vapiano mitgründete. Asiatisch-pazifische Küche sei wenig bekannt in Deutschland. Sie habe entweder als Imbiss ein Billig-Image oder sei als „Japaner“ eher teuer. Aber das mittlere Segment, wo die durchschnittliche Rechnung bei 50 Euro liege, müsse den Kunden erst näher gebracht werden. Zitronengras oder Rosenblüten seien in Deutschland noch keine gängigen Essensbestandteile.

Das Bonner Restaurant im Erich-Ollenhauer-Haus, der alten SPD-Parteizentrale, funktioniere zwar gut, aber in anderen Städten hapert es. Deshalb hat Hahne die bereits geplante GinYuu-Expansion gestoppt und drei bereits unterschriebene Mietverträge wieder zurückgegeben. Derzeit unterzieht er die gesamte Marke einer Rundumrenovierung: Bedienung am Tisch, weg vom Kochen vor den Augen der Kunden. „Die Zeit der Selbstbedienung ist vorbei.“ Er glaubt an das GinYuu-Konzept, weil viele Menschen im Urlaub von der asiatischen Welt verzaubert seien. „Manchmal vergesse ich, dass Vapiano auch fünf Jahre bis zum Erfolg brauchte.“ Sechs GinYuu-Restaurants gibt es in Deutschland und eines in Österreich. In diesem Jahr soll trotz der Konzeptüberarbeitung noch das Zweite in Wien und eines im schweizerischen Winterthur eröffnet werden.

Der 55-Jährige hat sein Geschäft in der Holding Apeiron Restaurant & Retailmanagement GmbH gebündelt, die ihre Büros ebenfalls im alten SPD-Haus hat. Als vierte Säule steht auf dem Organigramm der Firma die Marke L'Osteria. Gemeinsam mit Udo Hänold betreibt Hahne zwischen Trier und Gelsenkirchen zehn Restaurants der erfolgreichen Pizza- und Pastakette als Franchisenehmer, darunter in Bornheim, Troisdorf und am Bonner Bogen. „Hier verdiene ich das Geld für die Expansion der anderen Konzepte.“ Das Konzept hat sich bewährt, es ist „unser sicherer Hafen“. Sein geschütztes Lizenzgebiet für die L´Osteria hat er auf das Ruhrgebiet und seit neuestem auch auf den Niederrhein ausgeweitet. Hahnes Bruder ist dort Mc-Donald's-Lizenznehmer und kennt sich in der Region aus. „Wir haben den sicheren Hafen erweitert.“

Beim Begriff Systemgastronomie denkt man erst mal an McDonald's und Burger King. Doch eigentlich meint der Begriff nur, dass ein erfolgreiches Konzept auf weitere Restaurants übertragen wird: Standardisierte Organisationsstrukturen, einheitlicher Auftritt und Speisekarte. „Damit wir mehr Geld für unsere eigenen Systeme haben, sind die Gewinne aus den L'Osteria-Restaurants sehr gut“, sagt Hahne. Dort zahle er sechs Prozent Lizenzgebühren und ein Prozent Marketinggebühren, aber dafür müsse man sich um vieles nicht kümmern.

Hahne wurde 1962 in Michigan geboren. Die Mutter kommt aus Düsseldorf, der Vater stammt aus Olsberg im Sauerland. Die Eltern waren zunächst nach Kanada und später dann in die USA ausgewandert. Mit sechs Jahren zog die Familie nach Bonn. Der Vater übernahm eine Fabrik als Ingenieur in Hagen. Zum 11. Schuljahr ging Kent Hahne wieder in die USA, wo er seinen Highschool-Abschluss machte und anschließend in Tampa Informatik studierte.

Zurück in Deutschland machte Hahne mit 22 Jahren das Confettis, eine American Bar, in Bad Godesberg auf. Es folgte die Diskothek Lips. Am Ende blieben für Hahne, der damals auch als Schlagzeuger in einer Jazzrock-Band aktiv war, aber lediglich Schulden übrig.

„Da hatte ich keine große Wahl und habe mich bei McDonald's beworben“, erinnert sich Hahne. Als Angestellter. Später wurde er Franchisenehmer von McDonald's in Leipzig, später Dortmund und zuletzt Bonn. Die Bonner Restaurants übergab er später an seinen Bruder Hans Hahne, nachdem er in der Gründungsphase angefangen hatte, sich bei Vapiano zu engagieren. Hahne war von 2003 bis 2011 Gesellschafter, außerdem zeitweise Präsident von Vapiano International. Er betrieb bis 2012 zwei Bonner Vapiano-Restaurants: drei in Köln, eines in Koblenz sowie ein im Bau befindliches in Köln. Nach Meinungsverschiedenheiten mit anderen Vapiano-Teilhabern hat er erst seine Anteile, später auch die Restaurants verkauft.

2011 kehrte Hahne mit seiner Frau und seinen vier Kindern ins Rheinland zurück, nachdem er mit der Familie fünf Jahre in den USA gelebt hatte. Er hat in Ittenbach den ehemaligen Berghof, das einstige Hotel an der Straße zur Löwenburg, gekauft und zum Wohnhaus umgebaut.

Die Arbeit ist für ihn wichtiger Lebensinhalt: „Ich bin der Impulsgeber.“ Wenn es in der Startphase eines Konzeptes zu Problemen kommt, kann ihm das schlaflose Nächste bereiten. Sein zweitjüngstes „Baby“ trägt den Namen The Ash, was für American Steak House steht. „Das ist ein Kindheitstraum von mir.“ Es passe in die Zeit, weil die Deutschen mehr Fleisch essen denn je. In Troisdorf-Spich hat Hahne im vergangenen Jahr in der Nähe der Autobahn 6,4 Millionen Euro in einen schwarzen Würfelbau investiert. Für Lifestyle soll eine lange Theke sorgen. Mit dem Erfolg des Konzeptes ist er sehr zufrieden.

Am Anfang seien sie in Troisdorf sogar vom Erfolg überrollte worden. Das habe dann schlechte Bewertungen gegeben. „Da bin ich mitten in der Nacht aufgestanden und habe über Facebook eine Entschuldigung gepostet.“ 2017 soll es neue Häuser in Oberhausen und Düsseldorf geben. „Das ganze System ist ausgelegt auf Expansion.“ Es dauere im Vorfeld zwei Jahre, bis eine neue Konzeptidee auch umgesetzt sei.

Die Zeit sei schnelllebiger geworden. „Die Menschen gehen nicht zum Essen ins Restaurant.“ Das Restaurant sei heute eher zum Wohnzimmer oder zur Küche geworden – manchmal sei es auch der einzige Ort, wo die Kinder den Eltern zuhörten. „Alle Gastronomiekonzepte leben von 60 bis 70 Prozent 'Heavy Usern'.“ Stammgäste, die mindestens einmal in der Woche kommen. „Wir haben nicht so viele Zufallskunden.“

Das jüngste Konzept, die Burger-Kette Bullitt, entstand als Nebenprodukt von The Ash. Da dort das Fleisch für die Steaks selbst geschnitten wird, gebe es Reste, die für die Zubereitung der Burger benutzt werden. Es sei quasi ein Beiboot des großen Schiffes. Vor allem treibt Hahne aber die GinYu-Auffrischung voran. Sein Ehrgeiz ist geweckt. „Einige in der Branche warten doch nur darauf, dass ich scheitere.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Musterschüler mit Risiken
Hauptversammlung der Deutschen Telekom in Bonn Musterschüler mit Risiken
Aus dem Ressort