Lohmarer Landwirt Michael Weiler "Wir leben von den Subventionen"

Lohmar · Erst das Vieh, dann der Mensch - so startet Michael Weiler schon seit vielen Jahren in den Tag. Der 30-Jährige bewirtschaftet mit seinen Eltern und seiner Frau in Lohmar einen Milchviehbetrieb.

 Moderner Stall: Die Lohmarer Familie Weiler hat viel Geld in ihren Betrieb investiert.

Moderner Stall: Die Lohmarer Familie Weiler hat viel Geld in ihren Betrieb investiert.

Foto: Holger Arndt

Von Montag bis Samstag steht er morgens um sieben Uhr im Stall, um seine Kühe zu versorgen, erst danach frühstückt er selber. Seit der Milchpreis auf einem Tiefstand sei, bereite ihm seine tägliche Routine aber längst nicht mehr dieselbe Freude wie früher, sagt er. "Ohne Subventionen würde es zurzeit ganz schlecht aussehen."

Dabei gehört die Weiler Milch KG zu den Spitzenbetrieben im Rhein-Sieg-Kreis, wie Betriebsberaterin Petra Weins von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen sagt. Jede der 140 Milchkühe des Lohmarer Hofs gibt jährlich knapp 10 000 Liter Milch, das sind pro Jahr insgesamt mehr als 1,2 Millionen Liter. Alle zwei Tage holt ein Tankwagen der Molkerei Arla Rohmilch zur Weiterverarbeitung ab. Neben Michael Weiler, seiner Frau und seinen Eltern arbeiten ein Auszubildender und eine 400-Euro-Kraft in dem Betrieb. Ohne den Erwerb von zwei Melkrobotern, die die Kühe automatisch melken, müsste Weiler noch eineinhalb bis zwei Vollzeitkräfte zusätzlich beschäftigen, sagt er. Das Futter der Kühe - Gras, Mais und Getreide - wird auf 135 Hektar selber angebaut, etwa 75 Prozent der Fläche sind gepachtet.

Michael Weiler, der den Betrieb mit seinem Vater leitet, muss nur einen geringen Teil an Kraftfutter hinzukaufen. "Die Weiler Milch KG produziert sehr kosteneffizient", erklärt Betriebsberaterin Weins, die den Betrieb schon seit fast zehn Jahren berät.

Das reicht aber nach Angaben des Landwirts nicht aus, um die niedrigen Milchpreise langfristig verkraften zu können. Aktuell bekommt Weiler 29 Cent pro Liter Milch. Wenn er die Ausgaben für Gebäude, Futter, Energie und Löhne auf einen Liter Milch herunterrechnet, dann koste ihn dieser aber 42 Cent. "Damit bleibt am Monatsende unterm Strich nichts übrig", sagt der Landwirt. Gewinne nach Abzug der Steuern zu erzielen, wie im vergangenen Jahr, sei nicht mehr möglich.

Subventionen von 43.000 Euro

Weiler und seine Frau sowie seine Eltern leben zurzeit nach eigener Aussage von den staatlichen Subventionen. Knapp 43.000 Euro im Jahr hat der Betrieb zuletzt erhalten. "Ich hätte viel lieber einen höheren Milchpreis als Subventionen", erklärt Michael Weiler. Mehr als 40 Cent müsse er pro Liter bekommen, damit er kostendeckend arbeiten könne, und sich Einsatz wieder lohne, sagt der Milchviehwirt. Solange müsse er neue Investitionen vor sich herschieben: "Vieles wird eher wieder und wieder repariert als neu gekauft", sagt Weiler.

Im Rhein-Sieg-Kreis produzieren Landwirte den Liter Milch durchschnittlich zu Kosten von knapp 50 Cent pro Liter, wie Petra Weins durch eine Betriebskosten-Analyse von 50 Betrieben aus der Region weiß. Das sind acht Cent mehr als bei der Weiler Milch KG.

Die Phase des niedrigen Milchpreises halte im Vergleich zur Milchkrise 2009 schon ziemlich lange an, findet Weiler. Solange aber mehr Milch erzeugt als verbraucht werde, glaubt er nicht, dass der Preis steige.

Weiler hat keine andere Wahl, als so weiterzumachen wie bisher: Noch effizienter könne er nicht produzieren, auf Bio umzustellen sei nicht möglich - Bio-Milch kostet momentan im Liter 20 Cent mehr - weil das nicht zu seinem Stall passe. 2009 hat der Familienbetrieb eine Million Euro in die Hand genommen, um in einen neuen Freiluftstall mit moderner Technik zu investieren.

Zwei Melkroboter

Der über 1500 Quadratmeter große Stall, in dem auch zwei Melkroboter zum Preis von je 130.000 und 100.000 Euro stehen, müsse noch 15 Jahre lang abbezahlt werden. "So lange muss hier noch gemolken werden", sagt Weiler. "Wenn wir damals aber nicht investiert hätten, würden wir heute gar nicht mehr melken."

Die niedrigen Preise und die damit höheren Kosten für die Landwirte beschleunigten den Strukturwandel hin zu größeren und weg von kleineren Milchvieh-Betrieben, wie Beraterin Petra Weins erklärt.

Das hat auch eine Untersuchung des Thünen-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, aus dem Jahr 2013 gezeigt: Kleine Betriebe mit einem Milchkuhbestand unter 50 Tieren weisen demnach ein deutlich niedrigeres Einkommensniveau pro Arbeitskraft auf als die Milchviehbetriebe mit mehr als 100 Milchkühen.

Bei zu niedrigen Milchpreisen sinken aber die Einnahmen aller Milchbauern. "Familienbetriebe können flexibler auf solche Preiseinbrüche reagieren", sagt Betriebsberaterin Petra Weins. "Sie sparen an sich selbst." Auf lange Sicht könne das aber keine Lösung sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort