Schuldneratlas Weniger Überschuldete in Bonn

KÖLN · Hinter der Zahl stehen Tragödien. In Bonn-Dransdorf sind 23,7 Prozent der Erwachsenen überschuldet. Kaum besser sieht es in Bad Godesberg Nord mit einer Quote von 18,9 und in Tannenbusch mit einem Wert von 18,3 Prozent aus.

Diese Zahlen offenbarte Jörg Rossen, Geschäftsführer der Creditreform Bonn Domschke & Rossen, gestern bei der Vorstellung des Schuldneratlas für die Region. Überschuldung heißt: Die zu leistenden Gesamtausgaben sind höher als die Einnahmen, wie Alexander Nielsen, Vertriebsleiter der Wirtschaftsauskunftei Creditreform Köln v. Padberg, erläutert. Genauer gesagt sind über fast jeden Vierten der über 18-Jährigen in Dransdorf nachhaltige Zahlungsstörungen gemeldet, es hat unstrittige Inkassofälle gegeben oder sie sind in Privatinsolvenz, haben eine eidesstattliche Versicherung (früher Offenbarungseid) abgegeben beziehungsweise müssen bei Haftandrohung eine abgeben.

Die Gründe sind oft Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung oder Tod eines Angehörigen sowie Erkrankung, Sucht, Unfall oder einfach unwirtschaftliche Haushaltsführung. Nicht mitgerechnet sind bei der Quote Kinder, die aber ebenfalls unter der Überschuldung der Eltern leiden.

Dabei steht Bonn vergleichsweise gut da. Der Sitz zahlreicher Behörden und internationaler Organisationen und von zwei Dax-Konzernen hatte am Stichtag 1. Oktober eine Verschuldungsquote von 9,24 Prozent. Das sind 0,14 Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor. Der NRW-Wert liegt bei 11,46 Prozent, in der gesamten Bundesrepublik sind 9,9 Prozent der Erwachsenen überschuldet. Für gute Werte sorgen etwa die Stadtteile Venusberg und Ückesdorf jeweils bei 3,5 Prozent Überschuldungsquote sowie Vilich-Müldorf mit 3,8 Prozent.

Dabei liegt die Verschuldungsrate in Städten höher als in ländlichen Regionen. In Berlin beträgt die Quote 13,02, in Düsseldorf 12,4 Prozent und in Köln sind 11,75 Prozent der Erwachsenen überschuldet. Neben Stadtteilen wie Klettenberg und Lindenthal mit Werten von jeweils 5,1 Prozent und Widdersdorf mit 5,5 Prozent, gibt es den Stadtteil Gremberghoven, wo 24,1 Prozent überschuldet sind. Kaum besser sieht es in Kalk mit einer Quote von 21,3 Prozent oder Lindweiler mit 20,8 Prozent. Im Rhein-Sieg-Kreis sind unverändert 8,96 Prozent der Erwachsenen überschuldet, im Kreis Ahrweiler 8,60 Prozent. Das sind 0,12 Prozentpunkte weniger als vor einem Jahr.

Insgesamt gibt es in der Köln-Bonner Region 244 040 Überschuldete, 2370 mehr als vor einem Jahr. Weil die Bevölkerung wuchs, stagnierte die Quote bei 10,44 Prozent. Ob sie 2015 sinkt, hänge stark von der Arbeitsmarktentwicklung ab, so Jörg Rossen, Geschäftsführer der Creditreform Bonn Domschke & Rossen. Hohe Konsumbereitschaft und Konsum auf Kredit seien Risiken. Rossen erwartet für Köln eine Stabilisierung, für Bonn einen weiteren Rückgang.

Die Menschen müssten lernen, was sie ein Kredit über die Laufzeit koste, so Rossen. Sie müssten nicht nur den Zins im Blick haben, sondern auch die erforderliche Tilgung. Wenn das Einkommen sinkt, ist möglicherweise auch ein Kredit mit Null Prozent Zinsen nicht mehr zu bedienen. Auch von vermeintlich kostenlosen Smartphones dürfe sich keiner blenden lassen. Über die Vertragslaufzeit von zwei Jahren ist schließlich ein fester Monatsbetrag zu zahlen.

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