Kommentar zu Arbeitszeitwünschen Wandel einleiten

Meinung · In deutschen Firmen wird zu wenig über die Arbeitszeitwünsche der Mitarbeiter gesprochen. Diesen Schluss lässt die Erhebung des Statistischen Bundesamtes zu. Ihr zufolge arbeiten 2,9 Millionen Menschen ihrem Geschmack nach zu wenig und rund 900 000 zu viel.

Viele Firmen verlassen die eingefahrenen Gleise nicht: Männer arbeiten Vollzeit und Frauen dürfen froh sein, wenn sie nach der Geburt eines Kindes in Teilzeit wechseln dürfen, in der sie dann den Rest ihrer Laufbahn verbleiben. Mehr Fantasie und Variantenreichtum gibt es nur selten. Außerhalb von Großkonzernen wird die Möglichkeit von Lebensarbeitszeitkonten kaum genutzt.

Aber auch von Seiten der Beschäftigten wird das Thema Arbeitszeit zu selten angeschnitten. Wer weniger arbeiten möchte, traut sich kaum, das zu äußern, denn fast jede Stundenreduzierung gilt heute noch als Karrierefalle. Außerdem muss man sich eine Stundenreduzierung als Arbeitnehmer auch finanziell leisten können.

Angesichts des gut funktionierenden Arbeitsmarktes sind jetzt die richtigen Jahre für eine Kultur mit mehr Flexibilität der Arbeitszeitgestaltung in verschiedenen Lebensphasen. Dass solch ein Wandel vergleichsweise schnell geht, zeigen die Vätermonate in der Erziehungszeit. Während vor 15 Jahren ein Vater, der zwei Monate Erziehungszeit nehmen wollte, als seltsamer Exot galt, ist es heute völlig üblich. Hier war es ein Gesetz, das die Veränderungen anstieß. Aber ein Wandel kann auch durchaus von den Beteiligten selbst ausgelöst werden.

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