Von Klarsichthüllen zu Hightech-Plastik

Bonner Novo GmbH wächst mit Karten

Bonn. Einige Apotheker haben sie trotz Einführung elektronischer Systeme immer noch in ihren Schubladen: Lochkarten, die Daten über Medikamente enthalten und bei Neubestellungen notwendig werden. "Bis zur Verbreitung der Computer hatten wir über viereinhalb Milliarden davon verkauft", sagt Thomas Ehm, zweiter Geschäftsführer der Bonner Novo GmbH. Zwar hat die Lochkarte mittlerweile ihre Vorherrschaft eingebüßt, das Bonner Unternehmen reagierte aber auf die Zeichen der Zeit und entwickelte sich zum Spezialisten für ein Produkt, das heute 80 Prozent des Geschäftes ausmacht: Plastikkarten.

Gemeinsam mit Karlheinz Ball leitet Thomas Ehm das Bonner Unternehmen am Verteilerkreis, wo die Karten produziert und weltweit an Kunden versendet werden. Das ausgestanzte Plastik kann nach Bedarf mit Magnetstreifen, Chips oder individuellen Fotos des Kartenträgers versehen werden. Mit Stückzahlen von bis zu 500 000 Exemplaren sieht sich das Unternehmen als Nischenanbieter, der im Ausland besonders in kleinere Länder wie die Schweiz oder Irland liefert.

Seit Dezember 2004 kann man die Karten auch im Internet bestellen. Die "Expresscard" ziele auf die steigende Verwendung des Internets, so Ehm: "Besonders in der hektischen Werbe- oder Eventbranche findet das Angebot Anklang, da die Expresscards schneller geliefert werden, als über die gewöhnliche Abwicklung." Die "Hotelkeycard" ist ein weiteres Projekt, das noch in den Kinderschuhen steckt und im letzten Jahr erfolgreich im Maritim-Hotel startete. "Bei Hotelkongressen können Kunden für jeden Teilnehmer individuelle Karten mit Name und Organisation des Trägers drucken, mit der man auch das eigene Hotelzimmer öffnet", so Ehm. Stolz ist Novo auch auf seine Zusammenarbeit mit dem 1. FC Köln, der seine Dauer- und Mitgliederkarten aus Bonn bezieht.

Auf Innovationen setzt das Unternehmen, das 1901 mit Büromaterial sein Geschäft begründete, damals noch unter den Namen Hebona. Mit Erfindung der Klarsichthülle 1951 durch Heinz Ball, Vater des heutigen Geschäftsführers, und dem Verkauf von Lochkarten an Apotheken passte sich Novo der veränderten Nachfrage an. Derzeit sind 43 Mitarbeiter beschäftigt, davon 26 in der Produktion. Im Jubiläumsjahr 2001 beklagte das Unternehmen trotz Umsatzsteigerung von etwa neun Prozent noch Züruckhaltung bei Kunden aufgrund der Konjukturschwäche und des wegfallenden Rabattgesetzes, so damals Karlheinz Ball.

Im vergangenen Geschäftsjahr setzte das mittelständische Unternehmen fünf Millionen Euro um, eine Steigerung von fünf Prozent zum Vorjahr. Dieses Wachstum werde in den kommenden Jahren vermutlich konstant bleiben, so Ehm. Einen Teil seiner Wurzeln hat sich das Unternehmen trotz Kartenrevolution bewahrt: 20 Prozent des Umsatzes werden mit Organisationsmitteln wie Clipboards, Ordnern und Koffern erzielt. Letztere fertigt Novo speziell für die Nato an.

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