Ausbildung für ausländische Jugendliche Von Bulgarien nach Bornheim

Bornheim · Das Programm MobiPro-EU fördert die Ausbildung junger Menschen in Deutschland. Kristiyan Valin wurde Konditor in der Bäckerei Nelles.

 Konditorgeselle Kristiyan Valin fertigt Ausstellungsstücke, die Kunden in den Filialen zu Bestellungen anregen sollen.

Konditorgeselle Kristiyan Valin fertigt Ausstellungsstücke, die Kunden in den Filialen zu Bestellungen anregen sollen.

Foto: Axel Vogel

Kristiyan Valin war 20 Jahre alt, arbeitslos und ohne berufliche Perspektive in seiner bulgarischen Heimat. „Meine Mutter hörte von einem Programm, mit dem ich eine Ausbildung in Deutschland machen könnte“, erzählt Valin in fließendem Deutsch. Heute ist er 24 Jahre alt, arbeitet als Konditorgeselle bei der Bäckerei Nelles in Bornheim-Sechtem und plant seine nächsten beruflichen Schritte. „Es ging damals alles recht schnell“, sagt Valin. Nach einem Gespräch mit der Berufsberaterin saß er zwei Tage später in einer Veranstaltung, in der drei Ausbildungsberufe vorgestellt wurden: „Verkäufer, Mechaniker und etwas am Bau“. Im Juni 2013 kam Valin nach Freiburg. Im Sprachkurs war er zusammen mit zwölf Spaniern und zwei Polinnen. Dann begann er seine Ausbildung als Bäckerei-Fachverkäufer. „Doch nach sieben Monaten stellte ich fest, dass Verkäufer nicht der richtige Beruf für mich ist“, so Valin, der heute in einer Wohngemeinschaft in der Bonner Altstadt lebt. Schon in Bulgarien sei Konditor sein Traumberuf gewesen. Und so begann er, nach Stellenausschreibungen zu suchen – und stieß dabei auf die Bäckerei Nelles in Bornheim.

Über die spanische Weiterbildungsakademie Academia Española de Formación, einen in Bonn ansässigen Projektträger von MobiPro-EU, wurde der Wechsel nach Bornheim organisiert. Vergangenes Jahr schloss Valin seine Ausbildung mit sehr gutem Erfolg ab.

Sein Chef Frank Nelles ist voll des Lobes: „Kristiyan ist geeignet, Karriere zu machen.“ Er habe nie besondere Hilfe gebraucht. Fähigen Nachwuchs kann jede Bäckerei und Konditorei in Deutschland gut gebrauchen, denn die Zahl der Lehrlinge geht wegen Nachwuchsmangels seit Jahren deutlich zurück. „Aber es hilft doch nicht, nur über diese Situation zu klagen“, sagt Nelles. Besser sei es, sich um Lösungen zu kümmern. Und so machen in dem Familienbetrieb mit insgesamt 250 Beschäftigten und 22 Filialen vier weitere junge Menschen, die über MobiPro-EU nach Deutschland gekommen sind, ihre Ausbildung. Und er steht im Kontakt mit der Arbeitsagentur und vier syrischen Flüchtlingen, die im Sommer ihre Ausbildung beginnen sollen: „Der Arbeitsplatz ist der beste Ort, um eine Sprache zu lernen“.

Insgesamt haben seit Beginn des Sonderprogramms über 17 000 junge Menschen aus der Europäischen Union eine Förderung über MobiPro-EU erhalten, berichtet Beate Raabe, Sprecherin der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV). Die in Bonn ansässige ZAV koordiniert das Programm.

Ein bisschen Heimweh habe er gerade zu Beginn auch einmal gehabt, erinnert sich Valin. Aber seine Familie habe ihn immer unterstützt, seine berufliche Zukunft in Deutschland zu suchen. Kürzlich hat er seinen Chef Frank Nelles informiert, dass er in näherer Zukunft den Betrieb wechseln will, um weiter hinzuzulernen. Nelles will ihn ganz uneigennützig einem Berliner Kollegen vorstellen: „Das ist ein richtiger Schritt, um beruflich weiter zu kommen.“

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