Telekom-Geschäftskundensäule Verdi verärgert über neuen T-Systems-Chef

Bonn · Die Großkundensparte der Telekom soll umorganisiert werden. Das bleibt nicht ohne Kritik.

Der neue T-Systems-Chef Adel Al-Saleh will die Großkundensparte der Telekom umorganisieren. T-Systems soll stärker auf Kundenbedürfnisse ausgerichtet werden, erläuterte Al-Saleh vor seinen Führungskräften. Dazu soll es einen gemeinsamen Vertrieb geben. Zuletzt war der Vertrieb in die Segmente Digital, IT und Telekommunikation aufgesplittet. T-Systems hat derzeit weltweit rund 37.000 Mitarbeiter. 2015 waren es noch knapp 50.000.

Wie Telekom-Sprecher Harald Lindlar sagte, sei geplant, T-Systems in zwei rechtlich eigenständige Gesellschaften aufzuteilen. Eine Gesellschaft soll dabei aus dem klassischen IT-Geschäft bestehen. Dort arbeiten gut die Hälfte der T-Systems-Beschäftigten. Durch die Aufteilung könnten Preise wettbewerbsfähiger gestaltet und kleinere Zukäufe zeitnah getätigt werden. Für den Vertrieb aus einer Hand soll ein neuer Geschäftsführer eingestellt werden.

Die Ankündigungen Al-Salehs vor Führungskräften sorgen für Ärger bei der Gewerkschaft Verdi. „Eine Erörterung von Alternativen, eine kritische Bewertung des Modells oder eine sachkundige Folgenabschätzung fand nicht statt“, heißt es bei der Gewerkschaft. Eine Vorstellung der Absichten sei keine ausreichende Beteiligung der Sozialpartner. Nach Ansicht von Michael Jäkel, Leiter der Verdi-Bundesfachgruppe IT/DV, ist die Bildung von zwei Einheiten bei T-Systems ein Widerspruch zum geplanten Abbau von Verwaltungstätigkeiten und der Absicht den Vertrieb zu vereinheitlichen. Zwei Einheiten zu bilden, werde es erschweren, den Vertrieb einheitlich zu steuern. Außerdem entstünde mehr Verwaltungsaufwand.

Spekulationen unter Mitarbeitern, die Aufteilung in zwei Gesellschaften werde gemacht, um einen Verkauf des margenschwachen Geschäftes mit klassischen IT-Aufträgen von Großkunden vorzubereiten, wies Lindlar zurück: „Planungen und Gespräche über einen Verkauf finden nicht statt.“ Al-Saleh habe bekräftigt, dass er nicht zur Telekom gekommen sei, um etwas zu verkaufen.

Al-Saleh war beim IT-Dienstleister Northgate Informations Solutions und ist seit Jahresbeginn offiziell im Amt. Zuvor hatte er sich bereits intensiv im Unternehmen umgesehen und eingearbeitet. Al-Saleh hat die Aufgabe von Reinhard Clemens übernommen, der seit Dezember 2007 im Telekom-Vorstand für T-Systems verantwortlich war.

Keine Gewinne

Die Großkundensparte der Telekom ha schon lange Probleme. In den vergangenen zehn Jahren war das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) ohne Einbeziehung von Sondereinflüssen nur ein einziges Mal positiv. 2016 erzielte das Unternehmen rund 7,9 Milliarden Euro Umsatz mit externen Kunden, wovon 1,1 Milliarden Euro auf das Cloud-Computing entfielen.

Im dritten Quartal 2017 fiel der Konzernüberschuss um mehr als die Hälfte auf 507 Millionen Euro, weil 1,2 Milliarden Euro für T-System abgeschrieben mussten: Aufträge im klassischen IT-Großkundengeschäft waren ausgeblieben. Nach den ersten neun Monaten lag der Auftragseingang von T-Systems um rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau.

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