Anstehende Tarifverhandlungen Verdi fordert 5,5 Prozent mehr Lohn für Telekom-Mitarbeiter

Düsseldorf · Die Gewerkschaft Verdi will bei den anstehenden Tarifverhandlungen mit der Telekom einen stärkeren Anstieg für untere Lohngruppen erreichen. Die Verhandlungen mit T-Systems könnten schwierig werden.

Selbstbewusst geht die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) in die beginnende Tarifrunde bei der Deutschen Telekom. „Das Umfeld ist ermutigend“, sagte Lothar Schröder, Verdi-Bundesvorstandsmitglied und stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Telekom am Freitag in Düsseldorf. Rückenwind gebe es durch die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland, das Wachstum des Unternehmens sowie die Tarifabschlüsse in anderen Branchen. Da die Preissteigerung in Deutschland anziehe, spreche das auch für deutliche Lohnsteigerungen.

Verdi geht mit der Forderung nach 5,5 Prozent höheren Löhnen in die Verhandlungen, die am Dienstag in Bonn beginnen. Daneben wollen die Arbeitnehmervertreter eine Erhöhung der Vergütung für Auszubildende, duale Studenten und Menschen, die sich in vorbereitender Qualifizierung für eine Ausbildung befinden, um monatlich 75 Euro. Diese überproportionale Erhöhung sei notwendig, da die Telekom ihre Ausbildungsorte regional zusammengefasst habe und damit für viele eine längere Anreise zum Ausbildungsort verbunden sei. Zudem habe sich die Tarifkommission dafür ausgesprochen, die unteren Gehaltsgruppen stärker zu gewichten, um mehr Einkommengerechtigkeit zu erzielen.

Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen ist Thema

Zum Jahresende läuft die Vereinbarung mit der Telekom aus, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Das wäre ein weiteres Thema, über das Verdi-Tarifexperte Frank Sauerland als Verhandlungsleiter sprechen will. Auch freie Zeiten zur Prüfungsvorbereitung für die dualen Studenten gehören in dieses Paket genauso wie die Abschaffung variabler Entgeltbestandteile für Mitarbeiter von T-Systems, die außerhalb des Vertriebs arbeiten.

Da die Ergebnisse der Geschäftskundensäule der Telekom, T-Systems, seit vielen Jahren so schlecht seien, gebe es ohnehin wenig variables Entgelt. Im Gegensatz zur Metall- und Elektroindustrie spielt die Flexibilisierung der Arbeitszeit bei der Telekom keine Rolle. Die Möglichkeit zur Arbeit in Teilzeit mit Zulagen und Rückkehrrechten sowie Lebenszeitkonten seien seit zehn Jahren Realität, sagte Schröder.

Ärger wegen Aufteilung von T-Systems

Während die Gewerkschaft den Tarifvertrag für die 55 000 Tarifkräfte bei der Deutschen Telekom AG zum 31. Januar gekündigt hat, läuft der Vertrag für die 9000 Tarifbeschäftigten bei T-Systems erst zum 31. März aus. Beide Verhandlungen werden getrennt geführt. Für T-Systems erwartet Schröder eine „äußerst schwierige Verhandlungsrunde“. Der neue T-Systems- Chef Adel Al-Saleh will die Großkundensparte des Bonner Konzerns aufteilen. Arbeitnehmervertreter fürchten die Auslagerung von schlecht laufenden Geschäften in eine Gesellschaft, die dann verkauft wird. Außerdem fühlen sich die Gewerkschaftsvertreter brüskiert, da Al-Saleh die Pläne zunächst vor Führungskräften vorstellte, ohne sie mit Arbeitnehmervertretern besprochen zu haben.

„Wir haben in Gesprächen mit der Telekom zunächst erreicht, dass die Aufspaltung vertagt wird“, sagte Schröder. Das schaffe Zeit, überhaupt über die Pläne zu sprechen. Während für die Tarifverhandlungen bei T-Systems noch keine Termine feststehen, sind für die Gespräche für die Telekom-Beschäftigten vier Verhandlungsrunden anberaumt. Sauerland geht davon aus, dass ein Tarifabschluss in vier Runden erreichbar ist. „Die Telekom steht massiv unter Druck“, meinte der Verdi-Verhandlungsführer. Der Breitbandnetzausbau, der durch den Koalitionsvertrag noch weiteren Druck erhalte, binde viele Kapazitäten.

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