Urige Gemütlichkeit am Kachelofen

Ute Körtgen eröffnet Straußwirtschaft beim Ahrweiler Weihnachtsmarkt - Gastlichkeit im geschichtsträchtigen Anwesen - Kuchen, Schinken, Suppen, Brot und Sekt selbst gemacht

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Frauenpower ist gefragt, wenn bei der Gesellschaft für Berufsbildung und Berufstraining mbH (GBB) Frauen darin bestärkt werden, nach der Familienphase wieder ins Berufsleben zurückzukehren.

Was 2001 in einem Pilotprojekt begann, trieb ungeahnte Blüten. Von 19 Seminarteilnehmerinnen zwischen 22 und 60 Jahren sind zwölf in der entscheidenden Phase: der Existenzsicherung im eigenen Unternehmen.

Eine von ihnen ist Ute Körtgen, die in wenigen Wochen in der Ahrweiler Oberhutstraße eine Straußwirtschaft beziehungsweise eine Gutsschänke eröffnet.

Es sind geschichtsträchtige Räume, die über Jahre von Ute und Christof Körtgen liebevoll saniert und renoviert wurden. "Touren ins Elsaß haben uns dazu animiert", erklärt Ute Körtgen. Aus dem Jahre 1741 stammt das vordere Haus, die Dr. von Ehrenwall-Klinik nahm dort vor 125 Jahren ihren Betrieb auf.

Zuletzt führte Otto Schäfer in seinem Geburtshaus ein Weingut, vor 13 Jahren hat das Ehepaar Körtgen das Anwesen erworben. "Damals schon mit dem Gedanken der Selbstständigkeit, denn auch seit Jahren schon versekten wir Weine im Nebenerwerb, wollten also zum zweiten Standbein Sektkellerei nun dieses Projekt endlich angehen."

Ute Körtgen meldete sich bei der GBB schon mit diesen konkreten Ideen an. Erlangen wollte die gelernte Pharmazeutisch Technische Assistentin in diesem Projekt das Rüstzeug für die Selbstständigkeit. "Mit dem Seminar stand dann auch der Termin im Raum. Ich wußte, dass ich das machen möchte."

Die GBB um Projektleiterin Barbara Breuer-Müller habe ihr die Selbstsicherheit gegeben, die für diesen Schritt notwendig ist. "Dort können sich Frauen Infos holen, und das Team steht bei allen Fragen bereit."

Wenn erstmals bei den Ahrweiler Weihnachtsmarkt-Wochenenden von Freitag bis Sonntag die gastlichen Räume geöffnet haben, dann zeigt sich die kreative Handschrift von Ute Körtgen. Von ihrer Mama habe sie dies geerbt, die Gabe, in vielen Dingen gut zu sein.

So kocht die dreifache Mutter mit Kindern von vier bis neun Jahren nicht nur leidenschaftlich gerne, sondern hat auch floristisch im Deko-Bereich viele Ideen. "Ich besuche Seminare, auch bei Floristikmeister Gregor Lersch, und dann setze ich das für meinen Bedarf um", so die Autodidaktin.

In der Natur sammelt sie alles, was sie finden kann und liest ergänzend viel.

In der Straußwirtschaft, die Platz für 60 Personen bietet, stehen restaurierte Holzstühle aus Katakomben an der Mosel. In der Mitte des gemütlichen Raumes mit Schieferboden und Kachelofen thront eine riesige Kelter aus dem Jahr 1853.

"Wir vermuten, dass es eine Oliven- und keine Weintrauben-Kelter war", so die 33-Jährige. Dort werden Suppen, Salate und deftige Brotzeiten gereicht. Im Innenhof erwarten im Dezember dann Buden mit Glühwein, Waffeln und Kakao die Gäste.

Unmittelbar hinter der riesigen Kastanie, die mitten im Hof allgegenwärtig thront, befindet sich dann ein 60 Quadratmeter großer Verkaufsraum. Dort kann man Präsente rund um das Thema Wein und Sekt erwerben, natürlich mit Produkten der Ahr: Weingut Adeneuer sowie Winzergenossenschaften Ahrweiler und Mayschoß sind vertreten.

Der passionierte Musiker Christof Körtgen schafft sein Klavier aus der Wohnung herunter und wird für die besinnlichen Weihnachtstöne zuständig sein. Schon seit einigen Jahren ist der "Hof von Körtgens" zumindest beim Ahrweiler Winzerfest ein Geheimtipp.

Immer dann, wenn Tausende von Besuchern die Ahrweiler Altstadt bevölkern, dann bekommt die Geselligkeit im urgemütlichen Innenhof einen Namen: Die "Les Bermudas" spielen auf, eine Band, in der unter anderem "Chris" und zwei seiner Brüder Musik machen.

Ab Mai 2003, wenn das Kind Straußwirtschaft laufen gelernt hat und sich dann Gutsschänke nennt, möchte Ute Körtgen zwei Leute im Service fest einstellen.

"Bei der Premiere im Dezember organisiere ich den Ablauf über Aushilfen, mit der Familie und Freunden. Alle packen mit an. Meine Mutter in Dorsel räuchert den Schinken, meine Schwiegermutter ist eine begeisterte Suppenköchin, meine Schwester backt Brot und auch die Kinder freuen sich."

Ab Mai öffnet die Schänke von Donnerstag bis Sonntag. Körtgen plant, im Zuge der Sanierung die Kellerräume in Angriff zu nehmen, um sie für betriebliche Feste zu nutzen. Laut nach denkt sie auch über Kochkurse für Betriebe. "Das wäre eine Alternative in schwachen Monaten."

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