Schelte von der Ford-Spitze US-Manager sind unzufrieden mit Europageschäft

Köln/Dearborn · Im zweiten Quartal wies der Autobauer einen Vorsteuerverlust von 73 Millionen Dollar aus. Am Ende könnte sogar der Rückzug von Ford vom Kontinent stehen, meint ein Experte.

Wenn die Ford-Mitarbeiter Mitte des Monats aus den Werksferien zurück sind, dürften sie nicht nur Urlaubserinnerungen austauschen und diskutieren. Thema dürfte auch die Lage ihres Arbeitgebers sein. Gesorgt dafür hat die Konzernspitze im US-amerikanischen Dearborn. Die nämlich hat die Präsentation von Halbjahreszahlen Ende Juli zu deutlicher Kritik am Europageschäft des Konzerns genutzt.

„Extrem unzufrieden“ sei er mit der Leistung des Unternehmens in Europa, hatte etwa Konzernchef Jim Hackett erklärt. Für das zweite Quartal weist der Konzern in Europa einen Vorsteuerverlust von 73 Millionen Dollar aus nach einem Gewinn von 122 Millionen im Vorjahreszeitraum. Und Besserung im weiteren Verlauf des Jahres sieht Ford nicht wirklich und erwartet jetzt auch für das Gesamtjahr in Europa rote Zahlen. Ford verweist als Grund etwa auf den Brexit, der das Pfund auf Talfahrt geschickt hat. Der Konzernspitze missfallen nach eigenen Worten aber auch viele unprofitable Modelle.

Europa sei in einer "ernsten Situation"

Finanzchef Bob Shanks und Jim Farley, der das globale Autogeschäft von Ford verantwortet, holten in einem Gespräch mit Analysten zur Fundamentalkritik aus.

Shanks zeigt sich „enttäuscht“ über die Leistung in Europa. Das Geschäft brauche eine große Umgestaltung . Lob findet er nur für die angebotenen Nutzfahrzeuge, die überwiegend aus der Türkei kommen, den Geländewagen Kuga aus dem spanischen Valencia und weitere „ausgewählte Importfahrzeuge“. Die große Masse des Angebots ist für Shanks unterdurchschnittlich („underperforming“). Das klingt nicht gut für die deutschen Werke. Dabei hat sich Ford in Deutschland, wo die Stellen bis 2021 gesichert sind, gut geschlagen. Einbrüche auf dem britischen Markt gleicht das aber nicht aus.

Shanks will in Europa wie in den USA mehr leichte Nutzfahrzeuge und Geländewagen anbieten. „Derzeit sind keine Veränderungen unseres Fahrzeugangebots geplant“, heißt es dagegen in einer Erklärung von Ford-Deutschland.

Der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen sieht Ford in Europa in einer „ernsten Situation“. Ein Verzicht auf den Bau von Limousinen sei möglich. Denkbar sei auch ein Rückzug von Ford aus Europa.

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