Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung Tochterfirma soll von Altlasten befreit werden

Königswinter · Twintec-Vorstandschef Marcus Hausser aus Königswinter setzt auf Geschäfte mit alternativen Antriebsformen.

 Der Sitz der Twintec GmbH in Königswinter-Oberpleis.

Der Sitz der Twintec GmbH in Königswinter-Oberpleis.

Foto: Jens Kleinert

Bei der Königswinterer Twintec AG, spezialisiert auf Abgasnachbehandlungsysteme und Motorenentwicklung, steht jetzt die Sanierung der Tochterfirmen der Kontec-Gruppe im Vordergrund. Twintec hatte am Montag bekannt gegeben, dass Gesellschaften der Kontec-Gruppe Schutzschirmverfahren und Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt haben. Die Anträge sind auch durch das zuständige Amtsgericht Ludwigsburg bewilligt worden. Kontec ist ein Entwicklungsdienstleister aus der Nähe von Stuttgart, den Twintec im Herbst 2015 übernommen hat.

„Auslöser für die Anträge waren Altlasten der Kontec-Gruppe“, sagte Twintec-Vorstandschef Marcus Hausser am Dienstag dem General-Anzeiger. Die Kontec-Gruppe habe in früheren Jahren in Infrastrukturen wie beispielsweise spezielle Prüfstände investiert.

„Jetzt hat sich der Markt stark verändert“, sagt Hausser. Es gehe um alternative Antriebe und autonomes Fahren. „Die Kontec-Gruppe ist in den Gesprächen mit einigen Gläubigern nicht weitergekommen“, so Hausser. Gläubiger seien beispielsweise Vermieter und Leasinggeber. Hausser ist optimistisch, dass es durch die Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gelingt, die Kontec-Gruppe von Altlasten zu befreien und die Restrukturierung zeitnah abzuschließen. Er gehe davon aus, dass die Kontec-Gruppe nach Abschluss der Verfahren eine deutlich bessere Bilanz- und Finanzierungsstruktur habe. Das in Deutschland erst im Jahre 2012 neu geschaffene Verfahren des Schutzschirms hat zum Ziel, Unternehmen fortzuführen. Der Vorstand betont, dass die Twintec AG und die übrigen Tochtergesellschaften von den Verfahren nicht betroffen sind.

Vor diesem Hintergrund bleibe der Vorstand bei den positiven Erwartungen für die Gesamtentwicklung der TwintecBaumout Group bis 2018 .Die Twintec AG ist die Konzernobergesellschaft der TwintecBaumot Group (TBG). Twintec durchlief in den letzten Jahren eine Krise. 2014 übernahm das Unternehmen das Schweizer Familienunternehmen Baumot AG.

Durch den VW-Abgasskandal sei die Debatte um alternative Antriebsformen wie den Elektromotor beschleunigt worden, so Hausser. Grundsätzlich sei das Unternehmen auf diesem Markt gut aufgestellt. Es gebe erfolgversprechende Gespräche mit großen Automobilzulieferern. Für die Twintec-Gruppe seien die Jahre 2015 und 2016 Jahre des Übergangs gewesen. Es seien keine Verschärfungen von Abgasnormen in Kraft getreten, das habe das Geschäft gebremst: „Niemand kauft ein Abgasreinigungssystem, wenn er nicht muss.“ 2015 lang der Umsatz bei 26,8 Millionen Euro, ein Rückgang um 2,4 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Für 2016 liegen keine Zahlen vor. Für 2017 und 2018 seien in Großbritannien und den USA Aufträge zu erwarten, was das Geschäft beschleunigen werde.

Bei der Integration der Kontec-Gruppe in die Twintec AG sei man gut voran gekommen. Durch die Zusammenlegung von Abteilungen wie dem Controlling sei es gelungen, Kosten zu senken. Die TwintecBaumot Group mit vier Tochtergesellschaften hat rund 350 Mitarbeiter. Vor einem Jahr waren es noch fast 100 mehr. Es sei natürliche Fluktuation ausgenutzt worden. Nach dem Verkauf der Interkat mit 30 Mitarbeitern arbeiten in Oberpleis noch 30 Beschäftigte.

Die Aktie der Twintec AG notiert im Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse. 54,05 Prozent der Aktien sind im freien Handel. Finanzvorstand Roger Kavena und seine Familie halten 21,75 Prozent, die Kontec GmbH Altgesellschafter 10,64 Prozent und der chinesische Investor Cleantech Ltd. 13,57 Prozent.

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