Telekom zieht sich aus "Schulen ans Netz" zurück

Der Bonner Konzern plant den Ausstieg: 34 000 Internetanschlüsse bleiben bestehen

Telekom zieht sich aus "Schulen ans Netz" zurück
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Bonn. Die Deutsche Telekom steigt mittelfristig aus dem Verein "Schulen ans Netz" aus.

"Aufgrund veränderter gesellschaftlicher und politischer Rahmenbedingungen, als auch der Konzernsituation, ziehen wir uns aus der institutionellen Förderung des Vereins zurück", bestätigte Telekom-Sprecherin Marion Muhr am Freitag auf Anfrage.

"Wir sichern aber weiterhin den kostenlosen Zugang zum Internet. Damit läuft unser weitaus größeres Projekt T@School weiter." Einen konkreten Termin für den Rückzug bei "Schulen ans Netz" nannte Muhr nicht.

"Wir bedauern den Ausstieg, aber wir haben Verständnis, dass die Telekom sich nach so langem Engagement für einen mittelfristigen Ausstieg entschieden hat", sagt Ursula Porwol, Sprecherin von "Schulen ans Netz". Kurzfristig werde sich für den Verein, der seine Büros im Telekom-Gebäude am Bonner Talweg hat, nichts ändern.

Der Ausstieg des Bonner Unternehmens stehe frühestens 2009 an, und das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bleibe als Partner und Geldgeber fest im Boot. Auch für die rund 70 Mitarbeiter werde der Rückzug des Konzerns eher keine Auswirkungen haben: "Unsere Mitarbeiterzahl hängt an der Projektförderung", sagt Porwol. Das Ministerium und die EU förderten zurzeit die meisten Projekte.

Die Telekom hat die Initiative 1996 zusammen mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung gegründet, um Schulen in Deutschland einen Zugang ins Internet zu verschaffen. Das Bonner Unternehmen übernahm die Einrichtung der Leitungen. 2000 rief es die konzerninterne Initiative "T@School" ins Leben, über die es inzwischen 34 000 Schulen leistungsfähige und kostenlose Internetanschlüsse zur Verfügung stellt. 28 000 davon sind über T-DSL breitbandig angebunden.

"Schulen ans Netz hat entscheidend dazu beigetragen, dass Computer und Internet zu Alltagsinstrumenten im Bildungswesen geworden sind", sagt Telekom-Sprecherin Marion Muhr. Auch nach dem Rückzug aus der Initiative werde der Konzern sich weiterhin in der Bildung engagieren, nur mit anderer Gewichtung, versicherte Muhr. In die Telekom-Initiative T@School allein habe das Unternehmen in den zurückliegenden Jahren eine dreistellige Millionensumme investiert.

"Der Verein ist von einer Aufbruchstimmung geprägt, da wir in eine neue Phase unserer Arbeit treten", bestätigt Ursula Porwol. Im Jahr 2001 hatte die Initiative ihr Ziel erreicht, die Schulen waren am Netz: "Die technische Ausstattung war geschaffen, es fehlte aber an medienpädagogischer Kompetenz", beschreibt Porwol den Übergang in Phase zwei.

In dieser unterstützt der Verein seither in Projekten und mit Materialien Lehrer beim Einsatz der digitalen Medien, liefert gewissermaßen das pädagogische Know-How für die Schularbeit im Internet. Zum zehnjährigen Bestehen der Initiative hat der Verein sich 2006 neu aufgestellt. "Wir wollen unser Engagement ausweiten", sagt Porwol.

Der Verein beschränke seine Arbeit nicht mehr nur auf die Schulen, sondern weite es auf den gesamten Lebenslauf aus. Etwa durch Projekte zur frühkindlichen Bildung, zur Berufsorientierung und Berufsvorbereitung sowie zur Migrantenförderung.

"Der Übergang in eine neue Phase ist schwierig", gibt Porwol zu. "Er bietet aber auch Chancen." Die veränderte Positionierung des Vereins soll sich im Übrigen ab Anfang des kommenden Jahres auch in einem anderen Namen widerspiegeln.

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