Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG Technische Innovationen aus "der Fabrik"

ALFTER-WITTERSCHLICK · Tradition und Moderne. Historische Mauern und innovative Technik. Seit mehr als 120 Jahren prägt das Werk der heutigen Deutschen Steinzeug Cremer & Breuer AG das Bild in Witterschlick.

 Keramikingenieur Achim Blum kennt sich in der Geschichte der Deutschen Steinzeug gut aus und schaut in ein altes Kassenbuch aus dem Archiv.

Keramikingenieur Achim Blum kennt sich in der Geschichte der Deutschen Steinzeug gut aus und schaut in ein altes Kassenbuch aus dem Archiv.

Foto: Roland Kohls

"Die Firma gehört einfach dazu. Die Leute sprechen hier wie selbstverständlich von 'der Fabrik'", sagt Achim Blum. Der Keramikingenieur ist so etwas wie ein "Urgestein" des Hauses und bereits seit 1978 in der Produktentwicklung tätig.

Ihre Anfänge nahm "die Fabrik", als sie 1889 von Paul Servais gegründet wurde. Übernommen wurde die Servais-Werke AG 1940 vom Bonner Unternehmen Wessel's Wandplatten-Fabrik AG. In den späten 70er Jahren hatte die so entstandene Wessel-Servais-Gruppe bei den in Deutschland produzierten Wandfliesen einen Marktanteil von mehr als 25 Prozent, und der Export erfolgte weltweit.

Die Bonner Familie Wessel war bekannt für hochwertige Porzellan- und Steingutprodukte. An sie erinnert noch heute die Wesselstraße in Bonn, die Familiengruft auf dem historischen Friedhof und die frühere Biskuithalle in der Bonner Siemensstraße. Nach Verlagerung der Fertigung 1984 nach Witterschlick fungierte dieses Gebäude bis zur Schließung im Jahr 1998 als Heimat der Diskothek "Exx" und als weithin bekannte Veranstaltungshalle für rund 3000 Besucher. Der Name Biskuit steht dabei nicht nur, wie zu vermuten, für keksartige Feinbackwaren, sondern auch für vorgebrannte unglasierte Keramikfliesen.

Der Ursprung der Wessel-Produkte reicht bis ins Jahr 1755 zurück. Damals wollte der Kölner Kurfürst Clemens August Porzellan herstellen lassen und errichtete unmittelbar neben dem Poppelsdorfer Schloss eine kleine Manufaktur. 1828 kauft Ludwig Wessel die Grundstücke und Produktionsanlagen. Sein Enkel Louis Wessel schaffte den Durchbruch und brachte es zu internationaler Anerkennung durch Emailglasuren in kräftigen Farben, aufwendige Blaumalereien und Elfenbeinsteingut. 1989 und somit 100 Jahre nach Gründung des Witterschlicker Werkes fusionierte die Wessel-Servais-Gruppe mit der AGROB AG zur AGROB Wessel Servais AG ("AWS"), die sich dann 1992 mit der heutigen Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG (Marken: Agrob Buchtal und Jasba) zusammenschloss.

Heute werden in Witterschlick Wandfliesen aus Steingut für die beiden genannten Marken gefertigt. Zur Unternehmensgruppe zählen neben Witterschlick auch noch zwei Werke in Rheinland-Pfalz (Ötzingen und Sinzig) sowie das Werk Buchtal im bayerischen Schwarzenfeld. Alles in allem waren dies im Geschäftsjahr 2012 rund 1240 Mitarbeiter. Der Umsatz der Obergesellschaft betrug nach eigenen Angaben rund 167 Millionen Euro. "Hier in Witterschlick sitzt die Hauptverwaltung mit knapp 350 Mitarbeitern", sagt Marion Bürger, die das Zentrale Brandmanagement und Marketing leitet. "Das Besondere an unserem Unternehmen ist, dass wir im Gegensatz zu einem Großteil der Konkurrenz eine eigene Designabteilung haben und somit keine Optiken von der Stange anbieten", sagt Bürger.

Die Deutsche Steinzeug sei in vielen Bereichen Vorreiter und einer der führenden Hersteller. "Bei uns spielen zeitgemäßes Design, aber auch technische Innovationen eine wichtige Rolle. Ein exemplarisches Beispiel dafür ist unsere werkseitige Veredelung. Unsere damit versehenen Keramikfliesen sind extrem reinigungsfreundlich, wirken antibakteriell und bauen Luftschadstoffe beziehungsweise Gerüche ab.

Damit sind wir Pionier im Bereich intelligenter Baustoffe und bereits seit mehr als zehn Jahren erfolgreich", unterstreicht Entwicklungsingenieur Achim Blum. Auch in der Architekturkeramik sieht sich die Deutsche Steinzeug mit ihrer international renommierten Marke Agrob Buchtal als Marktführer. Die entsprechenden Produkte werden weltweit eingesetzt und in mehr als 80 Länder und alle Kontinente exportiert - dank einer speziell auf den Objektbau ausgerichteten Farb- und Formatvielfalt und ausgeprägten Serviceleistungen. Und auch im keramischen Mosaik hat das Unternehmen mit seiner Marke Jasba die Nase vorn.

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