Einzelhandelskette endgültig Pleite Strauss Innovation schließt alle Filialen

Bonn · Durch die Pleite der Einzelhandelskette stellen auch die Filialen in Siegburg und Bad Godesberg den Betrieb ein. Bundesweit sind insgesamt 57 Läden betroffen.

Die Siegburger Filiale der Einzelhandelskette Strauss Innovation wird geschlossen.

Die Siegburger Filiale der Einzelhandelskette Strauss Innovation wird geschlossen.

Foto: Holger Arndt

Ihre dritte Pleite seit 2014 hat für die Einzelhandelskette Strauss Innovation nun endgültig zum Aus geführt. Alle 57 Filialen würden schrittweise bis Februar kommenden Jahres geschlossen, kündigte der Düsseldorfer Insolvenzverwalter Dirk Andres am Freitag an. Trotz intensiver Bemühungen habe er bisher keinen Investor gefunden, der das Unternehmen und die Belegschaft übernimmt.

„Ohne die Unterstützung ist es uns aufgrund von wirtschaftlichen und insolvenzrechtlichen Vorgaben nicht möglich, Strauss Innovation dauerhaft weiterzuführen”, sagte Andres laut Mitteilung. Die insgesamt 670 Mitarbeiter seien am Freitag informiert worden. Strauss betreibt untere anderem Filialen in Siegburg und Bonn. Verhandlungen zu Interessenausgleich und Sozialplan sollen in der kommenden Woche beginnen.

„Das ist bitter für die Beschäftigten“, sagte der Verdi-Sekretär Cosimo-Damiano Quinto. „Sie haben in den letzten Jahren zur Sanierung des Unternehmens auf viel Geld verzichtet und müssen jetzt kurz vor Weihnachten erfahren, dass diese Anstrengung nichts genutzt hat.“

Strauss hatte Ende September Insolvenzantrag gestellt, es war bereits der dritte Insolvenzantrag seit 2014. Am Donnerstag (1.12.) hatte das Amtsgericht Düsseldorf das Insolvenzverfahren eröffnet. Strauss Innovation leidet seit Jahren an Umsatzrückgängen.

Mit Strauss Innovation geht ein Traditionsunternehmen mit mehr als 100-jähriger Geschichte unter. 1902 hatten die Eheleute Heinrich und Maria Strauss den Grundstein mit der Eröffnung eines Geschäftes für Kurz- und Wollwaren in der Düsseldorfer Altstadt gelegt. 1989 übernahm der langjährige Mitarbeiter Peter Geringhoff die Kette. Mit einem bunt gemischten Sortiment von Kleidung über Geschenke bis zu Lebensmitteln machte er Strauss zu einem bundesweit bekannten Unternehmen mit bis zu 2000 Beschäftigten. 2004 übergab er die Kette an seinen Sohn. Kurz danach begannen die Probleme.

Das Sortiment sei „skurril“ und bunt durcheinandergewürfelt wie bei keinem anderen Handelsunternehmen in Deutschland, sagte der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Strauss habe einige Jahre mit Aceto Balsamico, handgemachten Nudeln und Wohndekorationen den Lifestyle einer „links-bürgerlichen“ Käuferschicht angesprochen. „Ein Gemischtwarenladen - in Zeiten von Online gibt es keinen entscheidenden Grund mehr, da hineinzugehen“, sagt Martin Fassnacht von der Wirtschafthochschule WHU.

Ziel sei jetzt wenigstens der Weiterbetrieb bis Ende Februar 2017, erklärte Andres laut einer Mitteilung. Bei einigen Filialen seien die Mietverträge bereits zum 31. Dezember 2016 gekündigt. Hier komme es auf das Entgegenkommen der Vermieter an, ob sie eine Verlängerung um einige Wochen akzeptierten.

Der Online-Shop des Unternehmens sei von der Insolvenz nicht betroffen, teilte Strauss Innovation mit. Kunden müssten sich keine Sorgen um Zahlungen oder Rückerstattungen bei Retouren machen.

Die Kette mit Schwerpunkten in NRW und Berlin war zuletzt im Oktober 2015 aus der Insolvenz von der Deutschen Mittelstandsholding (DMH, Frankfurt) übernommen worden. 20 der vorher 77 Filialen bundesweit hatte das Unternehmen seitdem geschlossen. Mehrere hundert Arbeitsplätze wurden bereits abgebaut. Zuvor gab es bereits Anfang 2014 ein erstes Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Auch dabei war eine dauerhafte Sanierung missglückt. (Mit Material von dpa)

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