Lärmschutzgemeinschaft übt Kritik So viele Nachtflüge in Köln/Bonn wie noch nie

Köln/Bonn · Eine deutliche Zunahme der Flugbewegungen zwischen 22 und 6 Uhr verzeichnet der Flughafen Köln/Bonn. 44.600 Nachtflüge sind so viele wie nie zuvor. Die Lärmschutzgemeinschaft verlangt nun höhere Gebühren oder einen Flugstop in der Nacht.

Mit 44.600 Nachtflügen in Köln/Bonn ist im abgelaufenen Jahr ein neuer Rekordwert erreicht worden. Im Vergleich zu 2017 sei das ein Plus von 5,2 Prozent, so die Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn. Seit 2014 hätten die Flugbewegungen zwischen 22 und 6 Uhr sogar um 23 Prozent zugenommen, rechnet die Lärmschutzgemeinschaft vor. Die gewerblichen Tagesflüge seien dagegen in dem Zeitraum nur um 15,8 Prozent gewachsen. Im abgelaufenen Jahr stiegen sie um 0,9 Prozent auf 99.836. Besonders heftig kritisiert die Lärmschutzgemeinschaft die Erhöhung der Flüge in der Kernnacht von 0 bis 5 Uhr um 28 Prozent seit 2014 auf 28.755. Die Zahl der Passagierflüge in der Kernnacht nahm in dem Zeitraum sogar um 37,3 Prozent auf 9260 Bewegungen zu.

Diese Zahlen nimmt die Lärmschutzgemeinschaft zum Anlass, erneut eine Anhebung der Start- und Landegebühren für die Kernnacht zu verlangen. Sie müssten so steigen, dass dieser Passagierverkehr für die Luftverkehrsgesellschaften unwirtschaftlich werde und somit auch unterbleibe, schreibt die Lärmschutzgemeinschaft in einer Mitteilung. Alternativ verlangt sie ein Flugverbot für Passagiermaschinen von 0 bis 5 Uhr.

Seit 2013 hat der Flughafen drei Mal die Gebührenordnung verändert. Nach der jetzt geltenden Regelung von 2017 sind die Gebühren für einen Airbus A 319, die sich aus zahlreichen Komponenten zusammensetzen, in der Nacht 80 Prozent höher als am Tag. Vorher waren es 51 Prozent. In der Tat, so die Lärmschutzgemeinschaft, kostet der Flieger jetzt 1026 Euro Gebühren statt zuvor 884 Euro in der Nacht. Am Tag sind es 572 statt zuvor 584 Euro. Bei einer Boeing 737 steigt die Spreizung von 55 auf 84 Prozent, und eine A 330 kostet demnächst 2886 Euro Gebühr in der Nacht statt 2458 Euro.

2018 nicht repräsentativ für Fluglärmsituation

Am Tag verbilligt sich Starten oder Landen um etwas über 100 auf 1429 Euro. Das ist eine Spreizung von 102 Prozent. „Diese Spreizung ist absolut ungenügend“, kritisiert Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft. Deshalb entfalte sie keine Wirkung bei der Reduzierung der Nachtflüge. Wenn der Flughafen die Zeit von 0 bis 5 Uhr von nächtlichen Passagierflügen freihalten wolle, müssten die Gebührenunterschiede in Bereichen liegen, wie sie in Hamburg oder Frankfurt praktiziert werden. Hamburg verlangt etwa von 0 bis 6 Uhr einen Zuschlag von 700 Prozent. Hamburg und Frankfurt haben allerdings ein Nachtflugverbot. Ausnahmen gibt es nur in Notfällen, bei medizinischen Hilfsflügen oder bei Vermessungsflügen. Die Gebühren in Köln/Bonn sollten lenken, aber nicht als Verbot wirken, betont der Flughafen dagegen.

Im abgelaufenen Jahr hat auch die Zahl der besonders lauten Flüge in Köln/Bonn zugenommen. Es gab laut Flughafen insgesamt 1875 Ereignisse, die an den Messstellen über 80 dB(A) lagen. Das entspricht etwa der Lautstärke eines Streitgesprächs Im Vorjahr waren es 1595.

Freilich sagen Flughafen und auch Lärmschutzgemeinschaft, dass 2018 nicht repräsentativ für die Bewertung der Fluglärmsituation war. Wegen der Sanierung der großen Start- und Landebahn wurden etwa einige die Flughafen-Lärmmessstellen nicht standardmäßig überflogen. „Grundsätzlich kann jedoch gesagt werden, dass insbesondere der nächtliche Lärm weiter zugenommen hat“, so die Lärmschutzgemeinschaft. Wesentliche Verursacher sind für sie die besonders lauten Maschinen vom Typ MD11, Boeing 744 und Airbus A 306.

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