Traditionsunternehmen in Duisdorf So verlief die Erfolgsgeschichte von Weck in Bonn

Bonn · Das Traditionsunternehmen Weck produziert seine Spezialgläser zum Haltbarmachen ausschließlich in Bonn. Die Gläser mit der Erdbeere gelten als eines der ältesten Markenprodukte Deutschlands.

Die Weck-Werke in Bonn.

Die Weck-Werke in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Es quietscht und kracht, dampft und tropft, glüht und zischt. Hinter den Mauern der Weck Glaswerke in Duisdorf geht es zur Sache, wenn aus Sand, Kalk, Soda und Scherben Gläser entstehen. In gemauerten Schmelzwannen wird die Glasmasse bei bis zu 1600 Grad Celsius gemischt. Von dort aus laufen hellrot glühende Stränge durch Rohrleitungen in die Glasformen. Für Werksleiter Horst Honecker sind Lärm und Hitze in der Halle kein Problem: „Entweder man liebt das Ganze, oder man lässt es besser“, sagt er. Er muss es lieben. Denn Honecker arbeitet seit 38 Jahren in dem Werk, das die weltweit bekannten Weckgläser produziert.

Rund 125 000 Stück laufen täglich in Duisdorf vom Band – alle mit dem Markenzeichen, einer Erdbeere samt Firmenschriftzug: kleine und große, hohe und flache. Nicht alle werden zum Einkochen benutzt. „Seit einigen Jahren haben die Kunden unsere Produkte neu entdeckt“, sagt Honecker. Catering-Firmen servieren Suppen und Nachspeisen in den Behältern mit Glasdeckel. Ein Unternehmen habe sogar Weckgläser, in denen Kräuter wachsen als „Garten im Glas“ verkauft, erzählt Honecker. Bis nach Japan, in die USA oder nach Kanada liefere das Unternehmen die Traditionsprodukte aus Duisdorf. Dort ist man froh über die wachsende Nachfrage. Denn es gab schon schlechtere Zeiten. Im Jahr 2004 ging das Werk durch eine schwere Krise. Die Produktion von Glasbausteinen rentierte sich nicht mehr und wurde eingestellt. Fast 100 von 330 Beschäftigten verloren ihren Job.

Heute arbeiten bei Weck in Bonn-Duisdorf rund 245 Menschen, darunter 13 Auszubildende. Die Auftragslage sei gut, sagt Honecker, der Jahresumsatz auf rund 45 Millionen Euro leicht gestiegen. Den Re-tro-Trend zum Einweckglas will das Unternehmen weiter nutzen. „Es ist technisch nicht ganz einfach, sehr kleine Weckgläser herzustellen“, sagt Honecker. Diese seien jedoch bei Kunden besonders gefragt. Weck habe nun ein spezielles Produktionsverfahren entwickelt. Ein Einweckglas muss besonders stabil sein, sonst kann es beim Erhitzen platzen. Weck setzt dabei auf spezielle Rezepturen.

Die meisten Rohstoffe für das Glas stammen aus der näheren Umgebung: Sand aus Frechen, Kalk aus der Eifel und Soda aus dem Ruhrgebiet. Etwa die Hälfte des Weck-Glases besteht aus recyceltem Altglas. „Wir sind einer der wenigen Industriezweige, die ihre Produkte noch aus Rohstoffen komplett selber herstellen“, sagt Honecker. An dem Verfahren habe sich seit Jahren wenig geändert, allein die Energieeffizienz sei deutlich verbessert worden. Neben den klassischen Weck-Modellen produziert das Werk auch Marmeladen-, Honig- und Gurkengläser.

Das Familienunternehmen, das derzeit in der vierten Generation geführt wird, kann auf langjährige Erfahrung in der Glasherstellung zurückblicken. Am 1. Januar 1900 gründeten Johann Weck und Georg van Eyck die Firma J. Weck u. Co.. Ihnen ging es nicht nur um den Profit: Johann Weck war überzeugter Vegetarier und Verfechter einer alkoholfreien Lebensweise. Er kaufte das Patent für die von Chemiker Rudolf Rempel entwickelten Gläser, um den Menschen eine gesunde Ernährung zu erleichtern.

Van Eyck war für den kaufmännischen Part zuständig. Als Haushaltswarenhändler habe er in zwei Jahren an die Hausfrauen in Emmerich, Wesel und Umgebung mehr Weckgläser verkauft, als alle anderen Geschäfte in Deutschland zusammen, heißt es in der Firmenchronik. Namensgeber Weck schied dagegen bald aus dem Geschäft aus. Van Eyck schuf nicht nur eine der heute ältesten Marken Deutschlands, sondern auch ein ausgeklügeltes Vertriebsnetz aus Beraterinnen mit Schulungen für Hausfrauen. In Ostdeutschland ließ er in drei Werken Weckgläser produzieren, die nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht wurden.

Die Unternehmerfamilie wählte Bonn für einen Neustart der Fabrikation. Seinen Hauptsitz hat die Weck-Mutterfirma nach wie vor im badischen Öflingen, das der Firmengründer wegen seine zahlreichen Obstplantagen auserkoren hatte. Hier betreibt die Unternehmerfamilie auch einen kleinen Verlag, der sich auf den Spuren der Hausfrauenberatung des Firmengründers vor mehr als hundert Jahren bewegt. Tipps rund um die Küche werden in Publikationen wie „Weck Land-Journal“ und „Ratgeber Frau und Familie“ an die Kundin gebracht – Rezepte für Gerichte im Weckglas inklusive.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort