GA-Serie: Lehrstellen-Check So sieht die Arbeit eines Bäckers aus

Bornheim · GA-Reporterin Sofia Grillo ist für einen Tag Auszubildende in der Bäckerei Elmar Klein. Inhaber Armin Klein führt sie ein in die Welt seiner Backstube - körperlicher Einsatz und schöne Erkenntnisse inklusive.

Für einen Bäcker geht der Tag früh los. Mein Wecker klingelt um 3.50 Uhr, um 4.30 Uhr beginnt mein Arbeitstag in der Backstube der Bäckerei Elmar Klein in Bornheim-Uedorf. Brötchen, Brote, Kuchen oder Teilchen: Die fleißigen Bäcker stellen in der Nacht das her, was wir am nächsten Morgen an der Ladentheke aussuchen. Ich mache dabei als Auszubildende für einen Tag mit. Wie ist es, mitten in der Nacht zu arbeiten, während alle anderen noch schlafen? Ist der Job körperlich anstrengend? Wie vielseitig kann der Arbeitsalltag sein, wenn es ums Backen geht?

Der Duft von frisch gebackenen Brötchen steigt mir schon auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz in die Nase. Betörend stark ist er in der Backstube, wo bereits emsig gearbeitet wird. In einem Raum werden Brotlaibe geknetet und geformt, in einem anderen Teil der Backstube Zuckerschnecken in Öl ausgebacken. Nebenan werden Puddingteilchen mit Glasur bestrichen.

Für junge Leute weiterhin interessant

Als Auszubildende muss ich Eigeninitiative und Interesse zeigen. Wenn ich nicht jeden Tag am gleichen Platz arbeiten möchte, müsse ich selbst auf die Mitarbeiter zugehen und sie bitten, mir ihre Arbeit zu zeigen, erklärt Armin Klein. Er ist der Inhaber der Bäckerei Elmar Klein, die 1960 von seinem Vater gegründet wurde. Er selbst ist kein ausgebildeter Bäcker. Er regelt die Verwaltung, den Verkauf und ist der Mann für alles. 1985 ist er in den Betrieb seiner Eltern eingestiegen. Der Beruf des Bäckers ist seiner Meinung nach für junge Leute weiterhin interessant: "Hier sieht man direkt den Erfolg seiner Arbeit. Wir stellen ein Produkt her, das von allen wertgeschätzt wird. Außerdem merken die jungen Leute in der Backstube, dass sie gebraucht werden. Jeden Tag muss die gleiche Menge Backware raus, da brauchen wir jede Kraft."

So ganz gebraucht werde ich als Azubi für einen Tag noch nicht. Mir zu erklären, wie man den Teig richtig knetet, um ihn rund zu bekommen, unterbricht die Arbeit der Bäcker.

Körperlich anstrengend

Dennoch nehmen sich die Mitarbeiter die Zeit. Peter Dück macht gerade Rosinen- und Schokobrötchen und spannt mich mit ein. Ich knete große Teigbatzen zu einem runden Ball. Peter macht gleich zwei Teigbälle gleichzeitig und das mit Leichtigkeit. Ich hingegen brauche meine Zeit, um nur einen Teigball zu meistern. Doch das beschriebene Erfolgsgefühl kommt schnell und nach meinen ersten Versuchen gelingt mir die Aufgabe immer besser. Die großen Teigbälle werden mit einer Maschine in kleine Brötchen geteilt und dann gebacken. Später am Tag genießt also jemand das, was ich am frühen Morgen hergestellt habe - ein schöner Gedanke.

Weiter geht es mit den Croissants. Der Teig wird auf einer Walze ausgerollt, dann lege ich Butter drauf und wickele sie im Teig ein. Jetzt wird er platt gerollt, zusammengefaltet und wieder gerollt. Peter Dück bereitet unter der Woche Teigware für das Wochenende vor. Die muss dann nur noch aufgebacken werden. Deswegen ist auch immer viel zu tun. Langeweile hat hier niemand und auch sicherlich kein Problem mit Fitness. Körperlich anstrengend ist der Beruf allemal. Das Heben der Bleche, des Teiges oder das Kneten spüre ich vor allem in den Armen. Doch es ist gut zu bewältigen und verursacht auch am nächsten Tag keinen Muskelkater. Peter Dück hat 2004 seine Ausbildung zum Bäcker begonnen.

Ein vielseitiger Beruf

Er liebt sein Handwerk, sagt er mir. "Selbst zu Hause und im Urlaub backe ich mein eigenes Brot." Er empfindet seinen Beruf als vielseitig: "Ich muss schließlich am Tag zahlreiche unterschiedliche Produkte herstellen und das mit Tausenden verschiedenen Handgriffen." Und wie kommt er mit den Arbeitszeiten klar? Die würden ihm gut passen. Wenn er Feierabend habe, sei der Tag gerade erst angebrochen und man könne noch viel machen.

Auch Armin Klein sieht Vorteile in den Arbeitszeiten: "Bäcker stehen nicht im Berufsverkehr und wenn sie am Wochenende arbeiten, können sie sich unter der Woche einen Tag frei nehmen. Man ist also sehr flexibel." Er könnte jährlich zwei neue Leute in der Backstube ausbilden. Zurzeit hat er jedoch nur einen Lehrling. "Es kommen kaum Bewerbungen rein", so Klein. Ein Azubi soll in den drei Lehrjahren jede Station in der Backstube durchlaufen. Im ersten Lehrjahr beginnen Azubis in der Konditorei.

Ein Tag als Azubi beim Bäcker

"Da kann man nicht einfach aufhören"

Dort geht es für mich nach den Croissants nun auch hin. Gemeinsam mit Reimund Klein, dem Cousin von Armin Klein, überziehe ich Kuchen mit Schokolade. Wie bei einem Wasserfall fließt die Schokolade aus der Maschine auf ein Laufband herunter. Hier lege ich Kuchenstücke drauf. Diese kommen dann mit einem Schokomantel versehen in die Kühlung. Reimund Klein war bis vor Kurzem gemeinsam mit Armin Klein Inhaber der Bäckerei. Nun ist der 65-Jährige in Rente. Einen Tag der Woche hilft er dennoch in der Backstube - aus Leidenschaft, sagt er mir. "Ich habe den Beruf mit 14 Jahren erlernt, da kann man nicht so einfach aufhören", gesteht er.

Ich kann verstehen, dass man eine Leidenschaft für das Bäckerhandwerk entwickeln kann. Auch ich habe Spaß an meinen Aufgaben und freue mich über die Ergebnisse. Und wo, wenn nicht hier, hat Arbeit einen Zweck: Den Genuss.

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