Shopping in Bonn

Kommentar

Vor Weihnachten ist Einkaufszeit. Auch bei den Firmen. Und gekauft wird in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Belgier übernehmen GWI, Briten Tank & Rast, Japaner Trosifol. Amerikaner haben schon vorher bei Moeller und Dynamit Nobel zugegriffen. Ausländer kommen zum Shopping nach Bonn - das ist normalerweise immer eine positive Nachricht. Bei Firmenverkäufen sieht es allerdings etwas anders aus.

Denn hier geht nicht nur ein Produkt, hier gehen Know-how und Arbeitsplätze "über den Ladentisch". Für eine positive Bewertung reicht nicht, dass der Käufer auch bezahlt. Es kommt darauf an, wie er später mit der "Ware" umgeht. Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Verkäufe ganz unterschiedlich zu bewerten.

Der Verkauf von Tank & Rast fällt unter die Rubrik Finanzinvestment. Der britische Fondsverwalter Terra Firma erwartet eine positive Geschäftsentwicklung bei Tank & Rast und eine entsprechende Wertsteigerung, um das Unternehmen nach einigen Jahren mit Gewinn wieder zu verkaufen.

Der Einfluss aufs Geschäft beschränkt sich bei solchen Käufern in der Regel darauf, das Management zu betreuen. Ein Abfluss von Know-how oder eine Verlagerung von Arbeitsplätzen ist normalerweise nicht zu befürchten.

Anders als Finanzinvestments sind strategische Investments zu beurteilen. Agfa kauft GWI nicht, um die Bonner Firma nach einigen Jahren mit Gewinn zu veräußern, sondern um sie ins eigene Gesundheitsgeschäft zu integrieren. Bei solchen Käufen ist die Auswirkung auf die übernommene Firma in der Regel deutlich größer.

Es stellt sich die Frage, ob Doppelarbeit geleistet wird, wo und welche Abteilungen zusammengefasst oder aufgelöst werden. Sollte Bonn tatsächlich Europazentrale fürs Gesundheitsgeschäft von Agfa werden, könnte sich das positiv auswirken. Aber man darf sich auch nicht darin täuschen, dass die Geschicke von GWI künftig aus Belgien gelenkt werden.

[ Zum Bericht]

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