Mehr Sicherheit im Internet Sechs Cyberweise für Deutschland

Bonn · Wissenschaftler wollen gemeinsam zu mehr Datensicherheit im Internet beitragen. Die Gründung des Gremiums wurde vom Cyber Security Cluster Bonn initiiert.

Die fünf Wirtschaftsweisen sind in Deutschland ein fester Begriff: Die Wissenschaftler bilden den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. Jedes Jahr übergibt das Gremium seine Einschätzung der wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesregierung.

Der Rat der Cyberweisen soll rasch einen ähnlichen Stellenwert erhalten – ohne gesetzlichen Auftrag. Zunächst sechs Wissenschaftler aus ganz Deutschland werden ihn bilden. Ihre Namen werden heute erstmals auf dem Cyber Security Tech Summit Europe 2019 in Bonn vor fast 2000 Teilnehmern vorgestellt: Claudia Eckert (München), Matthias Hollick (Darmstadt), Norbert Pohlmann (Gelsenkirchen), Delphine Reinhard (Göttingen), Angela Sasse (Bochum) und Matthew Smith (Bonn).

„Wir wollen Themen setzen und nach Europa hineinwirken“, nennt Claudia Eckert eine Zielsetzung der Cyberweisen. Die 59-Jährige ist Leiterin des Lehrstuhls „Sicherheit in der Informatik“ an der Fakultät für Informatik der Technischen Universität München und Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC) in Garching bei München.

Eckert, die in Sankt Augustin auf das Rhein-Sieg-Gymnasium gegangenen ist und in Bonn studiert hat, sagt im Gespräch mit dem General-Anzeiger, dass es auch darum gehen werde, einen Orientierungsrahmen für die Politik zu geben. Ein jährlicher Bericht wird die Lage der Cybersicherheit erläutern. Die Wissenschaftler sollen auf aktuelle Fragen reagieren.

Die Gründung der Cyberweisen wurde vom Cyber Security Cluster Bonn initiiert. Der Zusammenschluss will in der Region Wissenschaft, Wirtschaft, Behörden und öffentlichen Institutionen vernetzen und fördern. Ziel ist es, die Region zu einem international anerkannten Cyber-Security-Standort zu entwickeln und auszubauen.

Unternehmensunabhängiges Arbeiten

„Wir bringen die Besten der Besten zusammen“, sagt Dirk Backofen, Leiter der Telekom Security und Vorstandsvorsitzender des Cyber Security Cluster Bonn, über die Zusammensetzung des Rates der Cyberweisen. Dass 50 Prozent der Mitglieder des Rates Frauen sind, habe sich aus dieser Suche nach den Besten ergeben. Das sei keine bewusste Zielsetzung gewesen. Man habe bewusst auch Wissenschaftler mit internationaler Erfahrung gesucht. „Anwendungsorientiertes Wissen soll im Vordergrund stehen“, sagt Backofen zur Ausrichtung.

Der Cyber Security Cluster Bonn wurde im November 2018 gegründet und veranstaltet ab diesem Mittwoch den Cyber Security Tech Summit Europe 2019 in Bonn. Hinter dem Cluster stehen unter anderem das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie, die Telekom, das Fraunhofer-Institut, das Kommando Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr, die Hochschule Bonn/Rhein-Sieg, die Stadt Bonn und weitere Unternehmen.

Eckert betont, dass die Cyberweisen unternehmensunabhängig arbeiten werden. Die Debatte, ob Technik von chinesischen Herstellern wie Huawei für die nächste Mobilfunkgeneration 5G eingesetzt werden soll, sieht sie als wichtigen Weckruf für die Wirtschaft. Es gehe immer um die Frage, wie abhängig man sich von einer bestimmten Technik mache. In Fragen der Cybersicherheit sieht sie Großkonzerne heute bereits gut aufgestellt. Wesentlich schlechter stehe es um kleinere und mittlere Unternehmen. Dem Maschinenbau, bei dem es ja sehr stark um die Verknüpfung mit dem Internet gehe, sei sehr bewusst, dass er sich stärker wappnen müsse, aber die Frage des „Wie?“ sei für den Mittelstand schwierig zu beantworten. Backofen: „Es geht um die Immunisierung gegen Cyberattacken.“

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