Kommentar zum Verkauf von Solarworld Schaden für Bonn

Meinung | Bonn · Wenn in Bonn die Lichter bei Solarworld ausgehen, wäre das ein großer Imageschaden für die Stadt. Die Schuld dafür trägt nicht die Stadt am Rhein. Gründe sind woanders zu suchen.

Wer ist der unbekannte Investor, dem Solarworld-Insolvenzverwalter Horst Piepenburg zutraut, die Produktion bei dem Photovoltaik-Hersteller so wieder auf die Schiene zu setzen, dass sie endlich aus den roten Zahlen fährt? Man munkelt, es sei ein ausländischer Käufer. Welche Absichten er hegt, ob er es vor allem auf die Maschinen abgesehen hat oder auch die 80 Mitarbeiter starke Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft im sächsischen Freiberg übernehmen will, ist noch unklar. Betreibt er selbst in großem Maßstab Innovationen, könnte er möglicherweise darauf verzichten.

Dass die Lichter in Bonn ausgehen sollen, knapp 20 Jahre nach der Gründung der Solarworld durch den durch und durch von seinem Produkt überzeugten, mit missionarischem Eifer agierenden Gründer Frank Asbeck, ist für die Klimastadt Bonn ein Imageschaden. Der Stadt an sich wird man daraus keinen Vorwurf machen können. Fragen muss sich aber die Bundesregierung, ob sie gegenüber der Photovoltaik-Technologie die richtige Strategie verfolgt. Asbecks ständiger Verweis auf chinesische Dumpingpreise für Solarzellen und -module mag seinen Kritikern als Ablenkung von eigenen Fehlern in der Geschäftspolitik erscheinen. Darüber nachzudenken, ob Forschung und Entwicklung ohne Produktion auskommen, und wie man die Zukunftstechnologien am Standort Deutschland stärken kann, lohnt sich allemal.

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