Haus Rabenhorst Saftproduzent aus Unkel wurde 1805 als Weinbaubetrieb gegründet

UNKEL · Es ist laut in der Werkshalle, und es duftet angenehm süßlich nach Frucht. Tausende Glasflaschen bewegen sich klirrend auf Förderbändern in Reih und Glied durch die Halle, werden befüllt, etikettiert, haltbar gemacht. An allen wichtigen Stationen überwachen Mitarbeiter den Prozess, an deren Ende die Verpackung in Kartons steht.

Durchschnittlich 92000 Flaschen unterschiedlicher Größe verlassen auf diesem Weg jeden Tag die Produktionshalle von Haus Rabenhorst in Unkel. Ihr Inhalt: 42000 Liter Saft: die allermeisten von ihnen aus Früchten und Gemüse. Den wohl bekanntesten ziert auf dem Etikett seit Jahrzehnten ein kerngesundes Kindergesicht mit knallroten Wangen: der Rotbäckchensaft. "Wir bieten Säfte in 72 verschiedenen Rezepturen an, aber das Produkt ist mit Sicherheit unser bekanntestes", sagt Geschäftsführer Klaus-Jürgen Philipp.

Begonnen hat die Unternehmensgeschichte 1805. Damals gründete der Pfarrer Johann-Heinrich Lauffs in Oberwinter ein Weingut, 50 Jahre später zieht die Firma nach Unkel. Bis 1898 stellt die Familie Wein her, dann beginnt Alexander Lauffs, der Ur-Enkel des Firmengründers mit der Produktion von "nicht alkoholischen Weinen". Er nennt seinen ersten Saft "Roter Rabenhorster". Dem Enkel gelang, woran andere seinerzeit gescheitert waren: die Haltbarmachung des Naturproduktes. 1952 entwickeln die Söhne von Alexander Lauffs, Günther und Walter, den Rotbäckchensaft, 17 Jahre später startet das Unternehmen mit dem biologisch-kontrollierten Vertragsanbau, eine langjährige Zusammenarbeit mit der Universität Kassel beginnt. Im Jahr 2000 kauft Rabenhorst zu: die Markenrechte eines Gebäck- und Teigwarensortiments unter den Marken "3Pauly" und "Flemming".

Weitere sechs Jahre später richtet sich das Unternehmen neu aus. Wichtigste Neuerung: Ab sofort können die Produkte nicht mehr nur in Reformhäusern gekauft werden, sondern auch in Apotheken, Naturkostläden, Drogeriemärkten, Getränkeabholmärkten sowie im Lebensmitteleinzelhandel.

Inzwischen ist der Familienbetrieb auf eine stattliche Größe herangewachsen, auch räumlich. Das Grundstück zwischen Bundesstraße und Bahngleisen misst 31 000 Quadratmeter, das alte Wohn- und Geschäftshaus beherbergt nach wie vor die Firmenzentrale, auch wenn das Gebäude deutlich erweitert werden musste. Die 120 Beschäftigten, die abgesehen von den zehn Außendienstlern allesamt am Firmensitz in Unkel arbeiten, erwirtschaften einen Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro. "Das Unternehmen wächst seit Jahren. Wir sind jetzt auf dem besten Weg zur 40-Millionen-Euro-Marke", sagt Philipp, der seit Januar 2008 die Rabenhorst-Geschicke lenkt, nicht ohne Stolz. Zum Gewinn macht er keine Angaben.

Wenn die Tage wieder kürzer werden, macht Rabenhorst die besten Geschäfte. "Wenn der Mensch friert, tut er etwas für seine Gesundheit und kauft Fruchtsäfte", meint Philipp. Das gilt allerdings nicht immer und überall. Der Saft, den Rabenhorst mittlerweile in 40 Länder exportiert, läuft auch ganzjährig - etwa in Hongkong, einem der stärksten Auslandsmärkte. Einiges, was in Unkel in Flaschen gefüllt wird, lässt sich Rabenhorst als Saft anliefern, anderes, wie die Cranberry-Frucht, gelangt in gefrorenem Zustand nach Unkel. Vieles keltern die Rabenhorster selbst, so zum Beispiel Äpfel, Birnen und Johannisbeeren - einen Teil auch von Landwirten aus der Umgebung. Alles in allem werden in Unkel jährlich 3100 Tonnen Früchte gekeltert - die dazu nötigen Tanks stehen über- und nebeneinander in weit verzweigten Gängen unterhalb des Firmengeländes und fassen Millionen von Litern. Diese Mengen erfordern eine ausgefeilte Logistik, denn Anlieferung und Abtransport wickelt Rabenhorst allein über Lkw ab.

Für die Zukunft sieht Rabenhorst-Geschäftsführer Philipp das Unternehmen gut gerüstet. Dazu beitragen soll auch eine Investition von fünf Millionen Euro, mit denen Rabenhorst 2012 und 2013 eine Werkshalle erweitert und Anlagen zur Pasteurisation und Abfüllung angeschafft haben. Philipp: "Die größte Investition der vergangenen 30 Jahre."

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