SES startet Weltdienst 30+

Bonn · Der Bonner Senior Experten Service (SES), bekannt für die Entsendung ehrenamtlicher Fach- und Führungskräfte im Ruhestand, will künftig verstärkt jüngere Fachleute einsetzen.

 Hilfe zur Selbsthilfe: Ralf Schaab, Experte im Weltdienst 30+, erklärt in Malawi die Anlage eines Kräuter- und Gemüsegartens.

Hilfe zur Selbsthilfe: Ralf Schaab, Experte im Weltdienst 30+, erklärt in Malawi die Anlage eines Kräuter- und Gemüsegartens.

Foto: ses

Dieses Puzzlestück fehlte noch: Bisher bestand der Senior Experten Service (SES) aus dem ursprünglichen Welt Experten Dienst für Ruheständler und den Einsatzbereichen in Deutschland, wo hauptsächlich jungen Auszubildenden mit dem Wissen der Älteren geholfen wird.

Am heutigen Donnerstag wird in Bonn das noch fehlende Stück, der SES 30+, hinzugefügt. Unterstützte der SES bisher hauptsächlich den Know-how-Transfer in der Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands durch die Entsendung ehrenamtlicher Fach- und Führungskräfte im Ruhestand, dürfen sich jetzt auch die jüngeren Experten angesprochen fühlen.

Jeder, der sein professionelles Wissen in einem Entwicklungs- oder Schwellenland weitergeben möchte, ist aufgerufen, sich bei der Bonner Organisation zu melden. Der neue „Weltdienst 30+“ stärkt das Engagement der mittleren Generation in der internationalen Zusammenarbeit Deutschlands und wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.

Einer der „alten Hasen“ mit bereits 14 Einsätzen ist der jetzige „30+ -Pionier“ Ralf Schaab aus Wiesbaden, der am Donnerstag in Bonn ebenfalls dabei sein wird, um über Einsätze für den SES in mittlerweile neun Ländern wie Ägypten, Kolumbien, der Ukraine und Namibia zu berichten. Derzeit befindet er sich gerade wieder für den Senior Experten Service im zentralafrikanischen Malawi, wo der studierte Agraringenieur am Aufbau eines Tagungszentrums einer Umweltorganisation mitwirkt und darüber hinaus angehende afrikanische Bio-Gärtner mit Wissen, aber auch Tatkraft aus Deutschland unterstützt.

„Das passiert immer auf Anfrage aus den jeweiligen Ländern und Firmen, Unternehmen. Wir sagen nicht, ihr braucht Hilfe. Gut ist, wenn die Experten Sprachkenntnisse in Englisch, Französisch oder Spanisch mitbringen, und sich bewusst sind, dass der Einsatz ehrenamtlich ist. Das heißt, es gibt ein kleines Taschengeld – je nach Land zwischen zwei und 15 Euro am Tag“, erläutert Heike Nasdala vom SES in Bonn.

„Das aber ist sicherlich nicht das Ausschlaggebende“, sagt Ursula Thiemens. Ihre Erfahrung ist, dass man in vielerlei Hinsicht gewinne und belohnt werde: Neben der Herzlichkeit und Warmherzigkeit der Menschen ihres Haupteinsatzgebietes im Hochland von Mexico lernte die 71-jährige Physiotherapeutin aus Bonn Spanisch und den Umgang mit moderner EDV. Zuletzt besuchte sie das mittelamerikanische Land im vergangenen Herbst, um beim weiteren Ausbau der drei von ihr eingerichteten Physio-Zentren dabei zu sein. Hausbesuche auch in Slums, Einweisung von Angehörigen Behinderter, Rollstuhlgymnastik in Altenheimen und Bewegungstherapie im Wasser sind nur ein kleiner Teil ihrer unermüdlichen, unentgeltlichen Einsätze seit 2011. „Spaß ist wichtig, auch ein bisschen Neugierde und Abenteuerlust, die Mischung aus Reisen und Arbeiten und immer wieder der Kontakt und die Präsenz bei den Menschen vor Ort“, berichtet Ursula Thiemens, deren Ankunft in den Dörfern vom Pater in der Kirche verkündet wird. Kurze Erholungspausen nutzt sie, um die kulturellen und landschaftlichen Schönheiten kennenzulernen, mit der Unpünktlichkeit der Mexikaner hat sie sich arrangiert und nun wartet sie schon ungeduldig auf die nächsten Einsätze bei ihren Freunden in Mexico - oder „vielleicht Afrika?

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