Neuer Partner Rhodius wird ein bisschen Bluna

BURGBROHL · Wenn wichtige Auftraggeber kündigen, kann es für mittelständische Unternehmen schnell prekär werden. Die Beschäftigten bei Rhodius traf es im vergangenen Jahr wie ein Schock, als Pepsi-Cola nach mehr als einem halben Jahrhundert dem Mineralbrunnen aus Burgbrohl im Landkreis Ahrweiler die Zusammenarbeit aufkündigte.

 300 Millionen Flaschen und Dosen werden bei Rhodius jährlich abgefüllt.

300 Millionen Flaschen und Dosen werden bei Rhodius jährlich abgefüllt.

Foto: Repro GA

Hunderte Millionen Flaschen Pepsi, Mirinda, 7up und Schwip-Schwap hatte Rhodius in den vergangenen 56 Jahren im Brohltal abgefüllt und in Rheinland-Pfalz, NRW, Hessen und im Saarland verkauft. Doch der US-Getränkekonzern will seinen Vertrieb in Deutschland neu ordnen; statt mehrerer Konzessionäre soll das künftig exklusiv Radeberger aus dem Oetker-Konzern übernehmen.

Rhodius-Inhaber und Geschäftsführer Karl Tack konnte jetzt aus der Not eine Tugend machen: Künftig produziert und verkauft Rhodius Afri-Cola und die Limonade Bluna, beides Lizenzmarken der Mineralbrunnen Überkingen-Teinach AG. "Das ist für uns ein historischer Tag und auch ein Befreiungsschlag", sagte Tack am Donnerstag in Burgbrohl. Mit Überkingen-Teinach, die mehrheitlich zur saarländischen Karlsberg-Brauerei gehört, habe man einen "Partner auf Augenhöhe" gefunden, mit dem man langfristig zusammenarbeiten wolle.

Den Verlust der Pepsi-Konzessionen könnten die beiden neuen Marken zwar nicht gleich voll ausgleichen. "Etwa 20.000 bis 25.000 Hektoliter werden wir im nächsten Jahr wohl verlieren", sagte Rhodius-Vertriebschef Rolf Hübner. Mengenmäßig ist das für das Familienunternehmen aber kein so großes Problem. Mit seinen eigenen Mineralwässern, Schorlen, Limonaden und Energy-Drinks sowie Lohnabfüllungen von rund 40 verschiedenen Marken unter anderem auch in Dosen bringt es Rhodius nach Firmenangaben auf 2,2 Millionen Hektoliter pro Jahr. "Wir kalkulieren vor allem bei unseren eigenen Marken mit steigenden Umsätzen und werden Personal aufbauen", sagte Tack.

Afri-Cola und Bluna haben ihre Ursprünge in Köln. Dort erfand der gebürtige Bonner Karl Flach als Geschäftsführer eines Unternehmens, das Inhaltsstoffe für die Getränkeindustrie herstellte, 1931 Afri-Cola und 1952 die Orangenlimonade Bluna. Zeitweise waren beide Marken erfolgreich, im Wettbewerb mit Coca-Cola verlor die stärker koffeinhaltige Afri-Cola aber schon in den 60er Jahren an Boden. Der Marktanteil ist minimal, daran konnten auch Rezeptänderungen, der Retro-Kult und erfolgreiche Werbesprüche ("Sind wir nicht alle ein bisschen Bluna?") bisher wenig ändern.

Zur Rhodius-Gruppe gehört neben den Mineralquellen die ebenfalls in Burgbrohl ansässige Rhodius Schleifwerkzeuge GmbH & Co. KG, die Trenn- und Schleifscheiben herstellt und es mit 250 Mitarbeitern auf einen Umsatz von rund 56 Millionen Euro bringt.

Rhodius Mineralquellen

Gründung: 1958
Inhaber: Familie Tack
Umsatz: 75 Millionen Euro
Mitarbeiter: 195
Füllungen pro Jahr: 300 Millionen
Hektoliter pro Jahr: 2,2 Millionen

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