Rheinbacher Zenergy ist pleite

Das Unternehmen entwickelt seit nunmehr zwölf Jahren Technik für Supraleiter, hat es aber noch immer nicht geschafft, damit Gewinn zu erzielen. Insolvenzverwalter Dirk Obermüller ist auf der Suche nach Investoren.

 Ein Bild aus besseren Zeiten: Geschäftsführer Carsten Bührer präsentiert 2008 einen Supraleiter.

Ein Bild aus besseren Zeiten: Geschäftsführer Carsten Bührer präsentiert 2008 einen Supraleiter.

Foto: Volker Lannert

Rheinbach. Herber Schlag für den Innovationsstandort Rheinbach: Der Supraleiter-Hersteller Zenergy Power ist zahlungsunfähig. Die Mehrheitseigentümer von Zenergy, britische Privatinvestoren und internationale Fondsgesellschaften, hatten zuvor die Finanzhilfen für das Unternehmen mit seinen rund 70 Beschäftigten eingestellt.

Das Unternehmen entwickelt seit nunmehr zwölf Jahren Technik für Supraleiter, hat es aber noch immer nicht geschafft, damit Gewinn zu erzielen. Der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Bonner Rechtsanwalt Dirk Obermüller sucht jetzt einen oder mehrere Käufer für Zenergy. "Ziel ist die Fortführung des Unternehmens", sagte Obermüller. Der Geschäftsbetrieb werde in vollem Umfang aufrecht erhalten.

Zenergy gilt seit Jahren als Hoffnungsträger. Carsten Bührer und Jens Müller hatten nach ihrem Physikstudium das Unternehmen 1999 unter dem Namen Trithor zunächst in Bonn gegründet. Die Idee war, für eiskalte Stromleitungen, durch die unter minus 196 Grad der Strom widerstandslos fließt, industrielle Anwendungen zu erschließen.

Das Land NRW förderte das junge Unternehmen mit Millionen. Doch im Jahr 2005 schlitterte Trithor mit seinen damals 27 Beschäftigten in die Pleite, nachdem sich der damalige Hauptgesellschafter, die Mannheimer Stadtwerke MVV Energie AG, aus dem Projekt zurückgezogen hatte.

Seinerzeit übernahmen die Briten das insolvente Entwicklungsunternehmen und firmierten es in Zenergy Power um. Formell gehört die Rheinbacher Fabrik der in London börsennotierten Zenergy Power Plc. Zur Zenergy-Gruppe gehören noch zwei kleinere Forschungs- und Entwicklungsfirmen in den USA und Australien mit zusammen rund 20 Beschäftigten.

Zenergy macht wie sein Vorgänger Trithor seit Bestehen jedes Jahr mehr Verlust als Umsatz. In den vergangenen fünf Jahren summierten sich die Verluste auf rund 25 Millionen Euro. Der Umsatz im ersten Halbjahr 2011 lag laut Zenergy-Geschäftsführer Bührer bei mehr als einer Million Euro, allerdings unter dem vergleichbaren Vorjahreswert. Der Jahresverlust wird wie in den Vorjahren voraussichtlich wieder bei rund fünf Millionen Euro liegen.

Bührer rechnet damit, dass Zenergy jetzt in seine verschiedenen Geschäftsfelder zerschlagen wird: "Das ist auch sinnvoll, da die einzelnen Sparten ganz unterschiedliche Perspektiven haben", sagte Bührer. Die britische Muttergesellschaft will laut Bührer das Geschäftsfeld mit sogenannten Fehlerstrom-Begrenzern behalten, allerdings ohne Supraleittechnik.

Abgetrennt werden soll auch die Entwicklung eines supraleitenden Drahtes. Mit dieser Idee waren Bührer und Müller einst gestartet. Doch alle Versuche, einen solchen Draht marktfähig zu machen, scheiterten. Im Juli dieses Jahres sagte das Bundeswirtschaftsministerium den Rheinbachern für die Drahtstudien 3,5 Millionen Euro Fördermittel zu.

Kleine Erfolge verzeichnen die Rheinbacher im Geschäft mit Spulen, Magneten und sogenannten Induktionsheizern. Den supraleitenden Draht für diese Anwendungen kaufen sie von einer anderen Firma zu. Seit Juli 2008 ist ein Induktionsheizer von Zenergy in einem Aluminiumwerk in Minden im Einsatz, vier weitere sind in unterschiedlichen Stadien der Fertigstellung. "In zwei Jahren könnte dieses Geschäft auf eigenen Beinen stehen", meint Bührer.

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