Kommentar zur Modebranche Prozess der Verdrängung

Meinung · Der Sommer-Schlussverkauf war gerade vorbei, als die ersten Modehäuser bereits mit Rabatten auf Herbstware zum Saisonauftakt lockten. Der Anlass dafür ist wohl kaum, dass die Textilhändler so gute Geschäfte machen, dass sie die Kunden am Erfolg teilhaben lassen wollen.

Bleibt geöffnet: Sinn Leffers am Münsterplatz.

Bleibt geöffnet: Sinn Leffers am Münsterplatz.

Foto: Benjamin Westhoff

Nein, es geht in der Branche um einen knallharten Verdrängungswettbewerb mit ebenso knallharter Preissetzung. Die Kasse klingelt in diesen Jahren vor allem bei Textildiscountern wie Primark und günstigen Ketten wie H&M oder Zara.

Angesichts der Konkurrenz von Internet und Discountern werden in den kommenden Jahren weitere klangvolle Namen aus dem Geschäft aussteigen müssen. Bestehen können wohl nur noch Geschäfte mit einem innovativen Angebot und einer Einrichtung, die Lust zum Stöbern macht.

Wie sich jetzt zeigt, nützt es sogar wenig, frisches Geld in die Hand zu nehmen. Um konkurrenzfähig zu bleiben, hatte Unternehmer Rudolf Wöhrl 2013 eine Anleihe im Volumen von 30 Millionen Euro ausgegeben. Ursprünglich sollte damit die Übernahme von Sinn Leffers finanziert werden. Stattdessen wurden die Wöhrl-Filialen modernisiert und Schulden abgebaut. Doch auch das hat wenig geholfen. Verlierer des Insolvenzverfahrens werden wohl die Gläubiger der Anleihe sein, die nur einen Bruchteil ihres Investments zurückbekommen werden. Da wird sie wenig trösten, dass sie in den vergangenen Jahren einen Zins von 6,5 Prozent erhalten haben.

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