Preise für Sky-Sportsbars "Prinzip friss oder stirb"

BONN · Viele Gastronomen in Bonn und der Region schieben derzeit Frust. Der Ärger um das strikte Rauchverbot ist noch nicht ganz verflogen, schon sorgt das nächste Aufregerthema für Ernüchterung hinter der Theke: Der Bezahl-Fernsehsender Sky, der exklusiv die Spiele der Fußball-Bundesliga live überträgt, hat sein Preissystem für Gastronomen geändert.

 Björn Weck vom Bowlingcenter Roisdorf, bei dem 25 Prozent mehr fürs Sky-Abo fällig werden.

Björn Weck vom Bowlingcenter Roisdorf, bei dem 25 Prozent mehr fürs Sky-Abo fällig werden.

Foto: Wolfgang Henry

Zwar mussten Kneipiers und andere gastronomische Betriebe schon immer deutlich mehr zahlen als Privatkunden, doch nun klagen Wirte über teilweise drastische Preissteigerungen, vereinzelt betragen diese sogar mehr als 100 Prozent. Das Problem: Viele sind laut eigener Aussage auf Sky angewiesen, da ihnen ohne die Bundesligaspiele Kunden verloren gingen, so die Befürchtung.

Wolfgang Maas betreibt in Beuel die Sportsbar "Schröder's". Bisher hat er 240 Euro monatlich für das Sky-Abo gezahlt. Ab 1. September, dann treten die neuen Preise in Kraft, zahlt er 368 Euro pro Monat. Eine Preissteigerung von mehr als 50 Prozent. "Dafür muss ich schon sehr viele Bier mehr verkaufen. Aber ich werde das hinnehmen müssen", sagt Maas. "Sky nutzt seine Monopolstellung aus, frei nach dem Prinzip: friss oder stirb."

Die Bar von Maas ist, genau wie die von Karsten de Buhr, der in Sankt Augustin-Hangelar das "Bistro Hangelar" führt, eine Sportsbar. Bei den Bundesligaspielen sind die Läden meist voll. "Noch rechnet sich das für mich", sagt de Buhr. Aber auch er muss mehr zahlen. Seine Kosten sind um 400 Euro auf nun jährlich gut 4200 Euro gestiegen. "Kündigen kommt für mich nicht infrage, weil mir sonst die Kunden wegrennen. Insofern würde ich auch 10.000 Euro pro Jahr bezahlen." Karsten de Buhr ist von Sky abhängig. "Ich fühle mich ohnmächtig und bin total sauer."

2012 hatte Sky erneut die Liverechte an den Bundesligaspielen von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ersteigert. Die Telekom, die ebenfalls um die Rechte mitbot, schaute in die Röhre. Ab dieser Saison zahlt Sky 485,7 Millionen Euro pro Spielzeit. Vorher hatte der Münchener Bezahlsender rund 250 Millionen Euro an die DFL zahlen müssen, deren Kernaufgabe Organisation und Vermarktung des Profifußballs in Deutschland ist. "Wir haben auf die Preisgestaltung von Sky keinen Einfluss", heißt es aus der DFL-Zentrale in Frankfurt.

Wirten wie Ali Ekinci, der das Sportcafé "Treff" in Bad Honnef führt, hilft das wenig. "Diese Preiserhöhung betrifft uns alle. Erst das Rauchverbot und jetzt das. Die türkischen Sportsender, die die dortige Liga zeigen, musste ich wegen der gestiegenen Kosten schon kündigen."

Für Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband in NRW (Dehoga) ist der Fall klar: "Sky muss den Kauf der teuren Bundesligarechte refinanzieren." Die jetzige Preisentwicklung erwische die Gastronomie mit Blick auf das Rauchverbot ohnehin in schwierigen Zeiten.

"Momentan trifft es immer dieselben. Sky-Bars sind oft getränkeorientierte Schankbetriebe, wo Fußball, Rauchen und Bier zusammenkommen." Die Wirte seien gleich doppelt Leidtragende und müssten nun ausrechnen, ob sich der Live-Fußball für sie finanziell noch lohne. Dafür hat der Dehoga eigens einen Rechner auf seiner Internetseite bereitgestellt.

Diesen muss André Will, Betreiber des Bowlingcenters "pinup" in Bornheim-Roisdorf, gar nicht erst bemühen. Schon zu den alten Konditionen, die sich rein nach der Quadratmeterzahl richteten, hatte er durch seinen naturgemäß großen Betrieb mit vielen Bildschirmen viel zu zahlen. "Nun werden es noch einmal 25 Prozent mehr", klagt er.

Das Problem: Obwohl er Aktionen startet und in sozialen Netzwerken wirbt, hole er die Kosten für Sky nicht rein. "Ich zahle drauf, muss den Livesport aber im Angebot haben, denn sonst gehen meine Kunden zur Konkurrenz oder erst recht zu Freunden, die Sky privat abonniert haben. Nachfrage nach anderen Sportarten gibt es gar nicht", sagt Will.

Das sagt Sky

Die Kosten für ein Sky-Abo in der Gastronomie richteten sich bisher nach der Quadratmeterzahl. Das neue Modell bezieht auch den Standort des Betriebs, Kaufkraft vor Ort und Sportaffinität der Region ein. Letzteres orientiert sich stark am Fußball, der laut Sky-Sprecherin Britta Krämer der Hauptgrund für Menschen ist, in Sky-Bars zu gehen.

Dass es dadurch zu Preissteigerungen von teilweise mehr als 100 Prozent komme, wie etwa in Köln zu beobachten, sei nicht der Standard, sagt Krämer. Es gebe "Tausende Beispiele, wo Wirte weniger zahlen müssen". Je ländlicher es werde, desto niedriger seien in der Regel die Preise. In Nordrhein-Westfalen bündelten sich aber durch die Vielzahl der Bundesligavereine im Allgemeinen und in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis durch die hohe Kaufkraft im Speziellen eine Menge Faktoren.

Genaue Zahlen oder auf welcher Grundlage der Faktor Sportaffinität errechnet werde, nennt Sky nicht. Auch zu der Zahl der Wirte, die bis zum Stichtag 1. August von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch gemacht haben, schweigt der Sender. Sprecherin Krämer sagt: "Wir stellen ein hochwertiges Produkt her. Dafür nehmen wir angemessene Preise. Am Ende muss es für alle Seiten wirtschaftlich Sinn machen."

Letzteres trifft zumindest auf Sky zu. Der Sender, der früher Premiere hieß, fuhr über viele Jahre Verluste ein. Dank der gestiegenen Zahl von Abos (derzeit gut 3,5 Millionen) waren die Münchener im zweiten Quartal 2013 nur noch 900.000 Euro von der schwarzen Null entfernt, der Umsatz stieg um 15 Prozent.

Hier läuft der Ball - Sky-Sportsbars in Bonn und der Region:

(Angezeigt werden alle Sportsbars, die ihre Anschrift über Sky veröffentlicht haben.)

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