Banken Postbank-Verkauf vor Stopp?

FRANKFURT/BONN · Die Finanzwelt diskutiert Gerüchte über das Ende der Bonner Marke Postbank. Das Geldhaus könnte ganz in der Deutschen Bank aufgehen. Frankfurter bestätigen Spekulationen nicht.

 Zentrale in Bonn: Die Postbank ist noch Teil der Deutschen Bank.

Zentrale in Bonn: Die Postbank ist noch Teil der Deutschen Bank.

Foto: picture-alliance/ dpa

Plant die Deutsche Bank eine Wiedereingliederung der Postbank? Entsprechende Gerüchte beschäftigten einen Tag vor der mit Spannung erwarteten Präsentation der Quartalszahlen der angeschlagenen Deutschen Bank die Finanzwelt. Eine Bestätigung für solche Überlegungen gab es aus Frankfurt am Mittwoch nicht. Auch Berichte, nach denen sich der am Mittwoch tagende Aufsichtsrat der größten deutschen Bank mit solchen Gedankenspielen befassen könnte, galten in Branchenkreisen als eher unwahrscheinlich.

Dennoch: Das Gerücht ist auf dem Markt, zwar nicht zum ersten Mal – aber in einer Situation in der die Deutsche Bank angesichts drohender Milliardenstrafen dringender denn je nach neuen Geschäftsmodellen und Einnahmequellen sucht. Entschieden ist nichts – aber sollte es so kommen, wären wohl Tausende Jobs in Gefahr.

Mit einer Vollübernahme würde die Deutsche Bank zudem eine kostenintensive Rolle rückwärts vollziehen. Denn schließlich steht die gelbe Bank seit anderthalb Jahren zum Verkauf, kann seit Mitte des Jahres wieder als eigenständige Bank arbeiten. Eine aufwendige Teilintegration in die Deutsche Bank wurde in den letzten zwei Jahren wieder zurückgedreht. Bis heute finden sich allerdings keine Interessenten für das Bonner Geldhaus – oder zumindest niemand, der den von der Bank gewünschten Preis bezahlen will. Auch ein Börsengang gilt derzeit bei Bankenexperten als nicht vielversprechend.

Tausende Arbeitsplätze würden gestrichen

Nun wird also wieder spekuliert, die Postbank könnte als eigenständiges Unternehmen vom Markt verschwinden und zusammen mit dem Privatkundengeschäft der Deutschen Bank in eine eigene Holding ausgelagert werden. Die Kunden beider Häuser würden dann zusammengelegt. Eine weitere Folge: Tausende Arbeitsplätze würden gestrichen – knapp 15.000 Mitarbeiter beschäftigt allein die Postbank. Sparpotenzial für die Deutsche Bank, die ihren Sparkurs angesichts schlechter Zahlen offenbar nochmals deutlich verschärfen will.

Vielleicht erkenne der Vorstand unter John Cryan nun auch einen anderen Vorzug der Postbank, sagt Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim. Die 14 Millionen Kunden bieten großes Potenzial für die Deutsche Bank: Darunter seien zwar wahrscheinlich viele, die nur einfache Sparprodukte interessierten.

„Aber aus einem Studenten, der ein Konto bei der Postbank hat, wird später vielleicht ein Anwalt oder Unternehmer. Und solche Kunden könnten für das Kerngeschäft der Deutschen Bank doch interessant werden, weil sie dann vielfältigere Ansprüche an ihre Bankverbindung haben“, meint Burghof. „Das wäre zwar aus der Not geboren – aber manchmal führen solche Dinge zu den besten Ergebnissen.“

Aus der Not geboren wäre das vor allem, weil immer noch die Strafe in Höhe von 14 Milliarden Dollar im Raum steht. Die hatte jüngst das amerikanische Justizministerium der Deutschen Bank wegen unlauterer Hypothekengeschäfte angedroht. „Ein solcher Strategieschwenk wäre nur mit der Nervosität der Bank zu erklären“, meint Markus Rießelmann, Analyst von Independent Research.

Denn hinzu kommt neuerdings eine weitere mögliche Milliardenstrafe in den USA: Dort haben verschiedene Fondsgesellschaften Klage gegen das Frankfurter Institut erhoben, weil die Bank ihre Pflichten als Treuhänder vernachlässigt habe. Deren Schaden: 76 Milliarden Dollar. Unter den Klägern ist auch Blackrock, zweitgrößter Aktionär der Deutschen Bank mit einem Anteil von gut fünf Prozent.

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