Bei der Postbank droht ein Arbeitskampf Postbank-Tarifverhandlungen in Siegburg abgebrochen

Siegburg/Bonn · Bei der Postbank droht Streik: Die Gewerkschaft Verdi nennt das Angebot der Arbeitgeber „nicht akzeptabel“ und bereitet eine Urabstimmung vor.

 Am Fuß des Michaelsbergs: Verdi-Proteste vor Beginn der Tarifverhandlungen in Siegburg.

Am Fuß des Michaelsbergs: Verdi-Proteste vor Beginn der Tarifverhandlungen in Siegburg.

Foto: Verdi

Bei der Postbank rückt ein Arbeitskampf näher: Die Gewerkschaft Verdi hat die dritte Runde der Tarifverhandlungen abgebrochen und bereitet die Urabstimmung unter den Mitgliedern über einen Streik vor, berichtete Verdi-Sekretär Roman Eberle: „Das Angebot der Arbeitgeber ist nicht akzeptabel.“

Bis in den frühen Dienstagmorgen hätten die Verhandlungskommissionen von Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Siegburg zusammengesessen. Zuvor haben die Arbeitgeber erstmals ein Angebot vorgelegt. Es sieht eine Anhebung der Gehälter und Bezüge in zwei Stufen um insgesamt 2,5 Prozent ab dem 1. November vor. Das Angebot orientiert sich am für die Branche vereinbarten Tarifabschluss des privaten Bankgewerbes und hat eine Laufzeit bis zum 30. Juni 2019.

Darüber hinaus boten die Arbeitgeber den Verzicht auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen bis zum 30. Juni 2019 an. Philip Laucks, Personalvorstand und Verhandlungsführer bei der Postbank, nannte das Angebot ausgewogen: „Im Interesse unserer Beschäftigten, deren Sorgen und Bedürfnisse wir sehr ernst nehmen, sind wir in einer komplexen Gesamtlage an die Grenze des Machbaren gegangen.“ Laucks forderte, im Interesse der Kunden auf weitere Streikmaßnahmen zu verzichten. Doch bei Verdi gibt man sich kämpferisch: Bei einer Inflation von 1,5 bis 2,0 Prozent im Jahr komme das Angebt einem Reallohnverlust gleich, kritisiert Eberle. Die Gewerkschaft fordert, bei der Reintegration der Postbank in das Privat- und Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank den Kündigungsschutz bis Ende 2022 zu verlängern und verlangt fünf Prozent mehr Geld für die 18 000 Beschäftigten bei der Postbank, beim Postbank Filialvertrieb sowie der BHW-Gruppe und weiteren Tochterunternehmen.

Eine Verlängerung des Kündigungsschutzes lediglich bis Mitte 2019 sei nicht akzeptabel, da dieser in einer Phase auslaufen würde, in der es ein hohes Risiko für Arbeitsplatzabbau gebe, erläuterte Eberle. „Wir wollen die Beschäftigten für die Phase der Integration in die Deutsche Bank schützen.“ Der Kündigungsschutz sei das am stärksten emotional besetzte Thema für die Beschäftigten. Aber auch die angebotene Gehaltserhöhung sei völlig unzureichend.

Im Vorfeld der Verhandlungen gab es Warnstreiks in mehreren Bundesländern. Auch vor dem Parkhotel Kranz in Siegburg, wo die Verhandlungen stattfanden, gab es Proteste von Verdi-Mitgliedern.

Im Verlauf der zweiten Oktoberhälfte will die Deutsche Bank weitere Details zur Integration der Postbank in die Deutsche Bank beschließen. „Wir wollen mitmischen bei der Gestaltung der Integration“, sagt Eberle. Die Deutsche Bank war 2008 in die Postbank eingestiegen und hatte bis 2015 die restlichen Anteile übernommen. Ziel war der Zugang zur Privatkundenbasis der Bonner.

Nach problematischen Integrationsschritten waren die meisten Beschäftigten eigentlich auf einen Börsengang oder einen Verkauf gefasst. Doch im März dieses Jahres gab die Deutsche Bank bekannt: Die Postbank soll in den Konzern integriert werden. Das drückt sich mittlerweile auch personell aus: Postbank-Chef Frank Strauß ist seit kurzem auch Vorstand der Deutschen Bank: Er leitet gemeinsam mit Christian Sewing das Privat- und Firmenkundengeschäft.

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