Start der Serienproduktion Post lässt neuen E-Transporter bei Ford bauen

Köln/Bonn · Die Deutsche Post setzt verstärkt auf den Einsatz von E-Fahrzeugen. Mit dem Streetscooter Work XL kommt demnächst ein neuer Lieferwagen für die Paketzustellung zum Einsatz. Produziert wird er bei Ford in Köln.

Wo Ford-Mitarbeiter einst V 6-Motorblöcke montierten, hantieren sie heute mit ultraleichten Bauteilen aus Kunststoff. Stück für Stück setzen sie per Hand den Laderaum des Streetscooter Work XL zusammen. Hier die Außenwände, dort die Schiebetüren, dann noch ein paar Leisten, Lüftungsschlitze und Regale – fertig ist der neue E-Transporter für die Deutsche Post. Der Lieferwagen mit Elektroantrieb ist jetzt in den Werkshallen von Ford in Köln-Niehl in die Serienproduktion gegangen.

Die Post greift schon seit 2015 auf den Streetscooter zurück, der von der gleichnamigen Firmentochter entwickelt und gebaut wird. Nun kooperiert der Bonner Konzern erstmals mit einem Automobilhersteller. Das neue, eigens für die Paketauslieferung konzipierte Modell Work XL ist der bislang größte Streetscooter. Auf dem Fahrgestell des Ford Transit basierend, bringt er es auf ein Volumen von 20 Kubikmetern. „Damit ist Platz für mehr als 200 Pakete“, sagte Jörg Beyer, Geschäftsführer für Produktentwicklung bei Ford.

Nach Angaben von Ford und Post beträgt die Reichweite bis zu 200 Kilometer. Bis zu 200 Stopps und Anfahrvorgänge muss der Wagen am Tag bewältigen, und das an bis zu 300 Tagen im Jahr. Pro Fahrzeug werden den Angaben zufolge jährlich im Schnitt 5000 Tonnen CO2 und 1900 Liter Diesel gespart. „Wir wollen unseren Fuhrpark sukzessive elektrifizieren“, so Post-Sprecher Alexander Edenhofer. Insgesamt sind heute rund 50 000 Fahrzeuge der Post auf der Straße im Einsatz. Davon laufen derzeit nach Unternehmensangaben rund 8000 mit Elektroantrieb. Pro Jahr sollen künftig 3500 Streetscooter Work XL die Kölner Ford-Werke verlassen.

Pro Tag werden 16 Fahrzeuge fertig, zusammengesetzt von 180 Ford-Mitarbeitern im Zweischichtbetrieb. Der Automobilhersteller lässt das Fahrgestell aus dem Werk in Kocaeli in der Türkei liefern. Es ist lediglich ein Gerüst mit vier Rädern, Fahrerkabine und der Vorrichtung für den Laderaum. Der Wagen erhält in Köln einen batterieelektrischen Antriebsstrang und den Karosserieaufbau. Die Bauteile kommen von Streetscooter und werden nach den Vorgaben der Post-Tochter montiert. Das Unternehmen hat eigene Produktionsstandorte in Aachen und Düren. Dort sollen künftig bis zu 20 000 Fahrzeuge im Jahr gebaut werden.

Die Kooperation mit Ford gehe auf einen „zwanglosen Gedankenaustausch im Spätsommer 2016“ zurück, so Beyer. Damals traf er Achim Kampker, Gründer und Geschäftsführer von Streetscooter. Dabei sei die Idee geboren worden, den Ford Transit als Basis für den E-Transporter zu nutzen.

„Im Mai 2017 fuhr dann der erste Prototyp und überzeugte“, sagte Beyer. Die Zusammenarbeit sei auch deshalb „extrem fruchtbar“, weil es „menschlich und strategisch“ passe. Ob sich Ford auch ein weitergehendes Engagement bei der Post-Tochter vorstellen könne – das ließ er offen. Das Innovationsressort der Post, zu dem der Streetscooter gehört, steckt in den roten Zahlen. 2020 soll es Gewinne abwerfen, so das Ziel des Konzerns.

Während die ersten Modelle des Streetscooter (Work und Work L) auch bei Kommunen und Gewerbebetrieben gefragt sind, wird das neue Modell Work XL zunächst nur für die Post gebaut. Kampker zufolge gibt es aber bereits zahlreiche Anfragen, unter anderem von Handwerksbetrieben oder Lebensmittellieferanten. Diese würden nun gesichtet. Zum Preis für einen „Work XL“ mochte er sich am Dienstag nicht äußern.

Fast zeitgleich kündigte der Autozulieferer Bosch an, die Vermietung der aktuellen Streetscooter-Modellen der Post zu testen. Ab Dezember will das Unternehmen an Toom-Baumärkten elektrische Transporter zur Miete anbieten – zunächst an Standorten in Freiburg, Berlin, Frankfurt, Leipzig und Troisdorf.

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