Deutsche Post Post-Finanzen in Frauenhänden

Bonn · Der bisherige Finanzchef der Deutschen Post, Lawrence Rosen, gibt seinen Posten ab. Für ihn kommt eine Bonnerin: Melanie Kreis wechselt konzernintern vom Personalressort zum Finanzvorstand.

Zweite Frau als Finanzvorstand in einem Dax-Konzern: Melanie Kreis von der Post.

Zweite Frau als Finanzvorstand in einem Dax-Konzern: Melanie Kreis von der Post.

Foto: dpa

Die gebürtige Bonnerin Melanie Kreis wird künftig im Konzernvorstand der Deutschen Post die Finanzen verwalten. Vorgänger Lawrence Rosen kündigte überraschend an, dass er sein Mandat niederlegen will. Der Aufsichtsrat der Deutsche Post DHL habe „mit Bedauern“ dem Wunsch entsprochen, hieß es gestern. Der 58-Jährige ist seit 2009 Mitglied des Postvorstands. Der bisherige Finanzchef wird zum 30. September zurücktreten.

„Unter Larry Rosens Führung wurde eine langfristig ausgerichtete Kapitalmarktstrategie erfolgreich umgesetzt und für das Finanzwesen der Gruppe Prozesse und Methoden eingeführt, die weltweit Maßstäbe setzen“, sagte Post-Aufsichtsratschef Wulf von Schimmelmann. Damit habe Rosen einen entscheidenden Beitrag zum Geschäftserfolg des Unternehmens geleistet.

Daran soll Kreis anknüpfen. Abitur am Sankt-Adelheid-Gymnasium in Bonn-Pützchen, Physikstudium unter anderem an der Bonner Universität und jetzt beim weltgrößten Logistikkonzern für die Finanzen verantwortlich. Die 45-jährige wird aber „bis auf Weiteres“ auch die Arbeit als Personalvorstand für fast eine halbe Million Mitarbeiter rund um den Globus und Arbeitsdirektorin der Gruppe fortführen. Melanie Kreis legt eine steile Bonner Karriere hin, die sie auch schon auf Auslandsstationen geführt hat.

Die Mutter von zwei Kindern begann wie Postchef Frank Appel selbst ihre berufliche Laufbahn 1997 bei McKinsey & Company. Anschließend wechselte sie zu Apax Partners Private Equity, ehe sie 2004 bei der Post die Leitung r für die Abwicklung internationaler Zukäufe übernahm. Größter Brocken war die Integration des britischen Konzerns Exel, den die Post 2005 kaufte. Der Erfolg qualifizierte Kreis für weitere Großprojekte. Sie war maßgeblich an der Planung und Durchführung des Verkaufs der Postbank an die Deutsche Bank beteiligt. Auch die Zuständigkeit für Finanzen ist ihr vertraut: Vor ihrer Berufung in den Vorstand 2014 war sie Finanzchefin von DHL Express.

Im vergangenen Jahr stand für Kreis die Feuertaufe an: Ein monatelanger Konflikt mit der Gewerkschaft Verdi gipfelte in einem Streik. Die Post hat 49 Zustellgesellschaften unter dem Namen „Delivery“ gegründet, in denen die Zusteller nicht mehr dem Haustarifvertrag bezahlt werden, sondern nach dem niedrigeren Tarifvertrag der Spedition- und Logistikbranche. Kreis begründete das mit der Notwendigkeit, im Wettbewerb auf dem Paketmarkt zu bestehen. Befristet Beschäftigten der Post wurde der Wechsel in die Delivery-Gesellschaften mit einer Festanstellung schmackhaft gemacht.

Statt der durchschnittlichen 17,70 Euro Stundenlohn nach dem Haustarifvertrag müssen sie mit rund 13 Euro vorlieb nehmen. Die Physikerin löst den Konflikt zur Zufriedenheit des Chefs. Kreis habe die Prozesse in der Personalarbeit deutlich verbessert, den Dialog mit dem Sozialpartner vertrauensvoll und konstruktiv gestaltet und die internationale Ausrichtung unserer Personalarbeit verstärkt, lobte Appel gestern: „Mit ihrer Führungserfahrung, ihrer ausgewiesenen Expertise in allen Fragen des Finanzwesen und ihrer breiten Kenntnis unseres Unternehmens aus einer Vielzahl von Managementverantwortungen wird sie als Finanzvorstand einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele unserer Strategie 2020 leisten.” Kreis ist nach Simone Menne von der Lufthansa erst die zweite Frau, die das Finanzressort eines Dax-Konzerns leiten wird.

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