Suchttherapeutische Fachklinik Pauke Reha GmbH in Bonn meldet Kurzarbeit an

BONN · Die Pauke Reha GmbH muss in ihrer Suchttherapeutischen Fachklinik seit Mittwoch Kurzarbeit fahren. Das bestätigte Gerhard Wolf, Therapeutischer Leiter und Geschäftsführer des Pauke-Verbundes. Als Grund nannte er, dass die Kostenzusagen der Leistungsträger, vor allem des maßgeblichen, der Rheinischen Arbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (RAG), in diesem Jahr um gut die Hälfte zurückgegangen sei.

 Vor der Klinik am Wittelsbacherring: Gerhard Wolf.

Vor der Klinik am Wittelsbacherring: Gerhard Wolf.

Foto: Roland Kohls

Die RAG ist ein Zusammenschluss von Krankenkassen und der Deutschen Rentenversicherung Rheinland, in der über die Rehabilitation Abhängigkeitskranker entschieden wird.

Die Pauke Reha hat sich vor allem auf Wiederholungstherapien spezialisiert, das heißt, hier werden vor allem Drogenabhängige ab 24 Jahren behandelt, die bereits mehrere Therapien erfolglos hinter sich gebracht haben. Die Mehrzahl ihrer Patienten kommt aus Haftanstalten.

Erst kürzlich hatte Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) darauf hingewiesen, dass der Anteil der abhängigen Gefangenen in den letzten zehn Jahren von 41 auf fast 50 Prozent gestiegen sei. "Insider sprechen sogar von 60 Prozent", so Wolf. "Deshalb ist unsere Arbeit doch so immens wichtig."

"Ohne die existenzbedrohende Lage der Pauke Reha GmbH zu bezweifeln, können wir den beschriebenen Rückgang von Leistungszusagen durch die Deutsche Rentenversicherung Rheinland so nicht bestätigen", sagte Jochen Müller, Sprecher der Deutsche Rentenversicherung Rheinland in Düsseldorf. Im vergangenen Jahr seien die Bewilligungsbescheide nahezu gleich geblieben.

Im ersten Halbjahr des laufenden Jahres sei indes tatsächlich ein Rückgang um rund 21 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2012 zu verzeichnen. Müller weist aber auch darauf hin, dass Leistungszusagen an Bedingungen beziehungsweise besondere Voraussetzungen geknüpft seien. Müller: "Dazu gehört - auch bei Wiederholungsbehandlungen - eine positive Erfolgsprognose. Leistungszusagen können daher nur in dem Umfang erfolgen, in dem die gesetzlichen Voraussetzungen hierfür durch den Antragsteller erfüllt sind. Wir sind zudem gehalten, bei der Auswahl der Einrichtungen das gesetzlich verankerte Wunsch- und Wahlrecht des Rehabilitanden zu beachten." Und genau dies geschehe eben nicht, meint Wolf. Er wisse von Fällen, bei denen genau diesem Wunsch nicht entsprochen worden sei.

Bei Frank S., 52, war es noch so, dass er sich die Pauke gemeinsam mit der ihn betreuenden Sozialarbeiterin ausgesucht hatte. Seit anderthalb Jahren ist er jetzt bei der Pauke, hat die 13-wöchige sogenannte Kompakttherapie durchlaufen, in der seine Abstinenz gefestigt wurde.

Danach ging es 17 Wochen lang in die sogenannte Adaption, die sich an die Entwöhnungsbehandlung anschließt und den Patienten dem Arbeitsleben und einem geregelten Alltag näher bringen soll. Zurzeit lebt der gelernte chemisch-technische Angestellte in einer betreuten Wohngemeinschaft, hat schon Praktika hinter sich und bewirbt sich um eine Stelle. Marcus, 39, hatte fünf Therapien hinter sich bevor er vor sieben Jahren zur Pauke kam - seitdem ist er clean.

"Wir können nur sagen, dass die Pauke einen Therapieansatz hat, der uns geholfen hat, aus der Sucht herauszufinden", so Marcus. Seit vier Jahren macht er Nachtdienste in der Suchtklinik. "Das sind unsere Experten", begründet Wolf die Einbindung der ehemaligen Patienten.

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