Deutlicher Abbau bei der Arbeitslosigkeit Neue Möglichkeiten für Lohnzuschüsse

Bonn · Arbeitsagentur und Jobcenter der Region erwarten, mehr Menschen aus der Grundsicherung herauszuführen. Besser als zu Jahresbeginn 2018 erwartet verläuft nach Ansicht der Arbeitsmarktexperten die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt.

Die Zahl der Arbeitslosen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ist innerhalb des vergangenen Jahrzehnts um 10,9 Prozent gesunken. Allein im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Menschen ohne Job um 3,8 Prozent auf 26 449. Für die Leiter der Arbeitsagentur und der beiden Jobcenter war 2018 ein gutes Jahr. Sie zogen am Donnerstag gemeinsam Bilanz

Gleichzeitig ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 2,1 Prozent gestiegen. Nach den jüngsten Daten vom Juni 2018 betrug die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Agenturbezirk 336 217 Beschäftigte. Das war der Rekord aller Jahre. Von diesem Wachstum profitierten im Agenturbezirk Bonn/Rhein-Sieg vor allem Fachkräfte sowie ältere Menschen und Ausländer, erläuterte Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg,. Die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten in Bonn/Rhein-Sieg mehrheitlich in den Wirtschaftszweigen Gesundheit- und Sozialwesen, den wirtschaftlichen Dienstleistungen, wie zum Beispiel Rechts-, Unternehmens- und Steuerberatung, dem Handel, dem verarbeitenden Gewerbe, der öffentlichen Verwaltung und der Information und Kommunikation.

Im Agenturbezirk Bonn/Rhein-Sieg sank die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt insgesamt um -0,3 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent, damit vollzog sich der Rückgang langsamer als im NRW-Durchschnitt. Im Jahresdurchschnitt waren 26 449 Menschen im Agenturbezirk arbeitslos, das waren 1048 Arbeitslose weniger als im Vorjahr. Der größere Teil der Arbeitslosen kommt mit 18150 aus der Grundsicherung („Hartz IV“) und wird von den Jobcentern Bonn und Rhein-Sieg betreut. Um hier mehr Menschen in Arbeit zu bringen, setzen alle Beteiligten große Hoffnung auf das Teilhabechancengesetz, das zu Jahresbeginn in Kraft getreten ist.

Damit erhalten die Jobcenter deutlich mehr Möglichkeiten zur Förderung von Personen, die bereits seit mehreren Jahren Leistungen bekommen. Künftig wird es den Jobcentern möglich, bis zu fünf Jahre lang privaten Arbeitgebern bis zu 100-prozentige Lohnkostenzuschüsse zu zahlen. Weiterbildungen werden bezahlt. Bemessungsgrundlage für die Lohnkostenzuschüsse sei der Tariflohn.

Beim Jobcenter Bonn ist bereits ein eigenes Team eingerichtete, um sowohl Arbeitgeber anzusprechen als auch passende Bewerber. „Wir brauchen Menschen, die sich aus dem Leistungsbezug herauslösen wollen“, sagte Robert Zirbes, stellvertretender Geschäftsführer des Jobcenters Bonn. Die Stellen müssten im Betrieb nicht wie früher zusätzlich eingerichtet werden, und es werde auch nicht mehr geprüft, ob die Gefahr besteht, dass sie eine nicht-geförderte Stelle verdrängen. Möglich ist auch die Finanzierung eines Coachings, mit dem die Arbeitnehmer unterstützt werden.

Auch Ralf Holtkötter, Geschäftsführer des Jobcentern Bonn ist optimistisch: „Das Teilhabechancengesetz wird die Betreuung und die individuelle Beratung der einzelnen Arbeitnehmer stärken, gerade auch wenn es darum geht, konstant einer Tätigkeit nachzugehen.“

Besser als zu Jahresbeginn 2018 erwartet verläuft nach Ansicht der Arbeitsmarktexperten die Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt. 6758 (Vorjahresmonat: 6981) geflüchtete Menschen suchten im Dezember in der Region Bonn/Rhein-Sieg Arbeit. 2018 konnten insgesamt rund 1100 arbeitslose Flüchtlinge in Arbeit gebracht werden. „Es besteht bei den Flüchtlingen eine hohe berufliche Motivation“, sagte Zirbes. Nach Ansicht von Krause besteht eine „gute Chance“, dass die Menschen, die 2015 im Rahmen der großen Flüchtlingswelle nach Deutschland kamen, dazu beitragen, hier den Fachkräfteengpass zu lindern.

Angesichts zurückgehender Arbeitslosenzahlen konzentriert sich die Arbeitsagentur besonders auf die Qualifizierung von Menschen. Dafür sei im vergangenen Jahr mit 16 Millionen Euro ein Großteil des entsprechenden Budgets der Arbeitsagentur ausgeben worden, erläuterte Krause: „Für jeden, der will, können wir in dieser Hinsicht etwas tun.“

Denn eine Qualifizierung werde immer wichtiger: „Die Chancen, mit einer Weiterbildung im zukünftigen Strukturwandel zu bestehen, steigen“, sagte Krause. Arbeitnehmer mit Ausbildung könnten sich heute ihre Arbeitgeber aussuchen. Das sei anders als noch vor wenigen Jahren. „Ein Betrieb muss sich heute um einen Bewerber bemühen.“

Ein wesentliches Ziel von Agentur und Jobcentern besteht in der Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit.

2018 gab es im Jahresdurchschnitt insgesamt 2449 arbeitslose Jugendliche zwischen 15 und 25 Jahren, 2017 waren es 2648. Diesen Rückgang um 7.5 Prozent führen die Arbeitsmarktexperten vor allem auf die positive wirtschaftliche Dynamik in der Region und die Nachfrage der Arbeitgeber nach Fachkräften zurück.

Aber es gebe auch ein herausragendes Projekt, das sich speziell um Jugendliche mit Problemen kümmere, so Holtkötter. Die Projekte der gemeinnützigen AG Joblinge mit Standort in Troisdorf hätten schon mehrere Preis gewonnen und seien bei den Jugendlichen mittlerweile begehrt.

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