Unseriöse Reinigungsanbieter Neue Betrugsmasche in Bonn

Bonn · Mit vermeintlich billigen Lockangeboten zocken Betrüger bei Reinigungsarbeiten von Teppichen ab und haben damit immer wieder Erfolg. So funktioniert die Abzocke genau.

Farbenfroh bleiben Teppiche, wenn sie vom Profi gereinigt werden.

Farbenfroh bleiben Teppiche, wenn sie vom Profi gereinigt werden.

Foto: picture alliance / dpa

Die Broschüren kommen frei Haus, seit einigen Wochen liegen sie in den Briefkästen: „Bio-Wäscherei & Reparaturwerkstatt“. Das Angebot bezieht sich auf Teppiche, die angeblich vom Fachmann gereinigt werden. Das Unternehmen wirbt dafür, seinen „Hauptsitz in Deutschland/Bonn“ zu haben. Bunte Fotos von der Werkstatt sollen belegen, dass dort die wertvollen Orientteppiche „ohne scharfe und chemische Reinigungsmittel“ und „mit Handarbeit ausschließlich mit biologischer Seife“ gepflegt werden.

Beim Deutschen Textilreinigungsverband (DTV) in Bonn kennt man solche offensive Werbung, oft verbunden mit kräftigen Rabattversprechen. Die Reinigung pro Quadratmeter soll dann nur fünf Euro kosten, „seriöse Firmen bieten das für 13 bis 15 Euro an“, berichtet Verbandssprecher Daniel Dalkowski.

Das Problem: Häufig handelt es sich um Lockangebote, der endgültige Reinigungspreis ist um ein Vielfaches höher. Zeitungen im Ruhrgebiet und in Ostdeutschland berichteten in den vergangenen Jahren wiederholt von Betrügern, die gutgläubigen Kunden für eine Teppichreinigung mehrere Tausend Euro abknöpften. Wer nicht zahlen wollte, dem drohten die angeblichen Teppichwäscher, ihr Lieblingsstück nicht mehr zurückzubringen. Als die Polizei ermittelte, waren die Betrüger längst über alle Berge.

Wir machen einen Test und rufen die Festnetznummer der Bio-Wäscherei an. Sofort ist ein Mann am Apparat. Er will am nächsten Tag vorbeikommen, um den Teppich zu begutachten. Von der zentral gelegenen Straße in Bonn, in der wir wohnen, hat er noch nie gehört. Dabei liegt seine Firmenzentrale, die noch Niederlassungen in der Schweiz und Hessen hat, laut Adresse auf dem Flyer um die Ecke.

Sehr schmutzig ist unser Gabbeh nicht, aber die Ränder lösen sich etwas auf. Der Teppichexperte nimmt ihn in Augenschein, murmelt von notwendiger Reparatur, bietet eine Erneuerung der Fransen an, ein Preisangebot kann er aber nicht machen. Da muss der Chef erst kommen, der bis dahin vor der Tür wartete. Wir schieben noch schnell eine Frage nach, wo eigentlich gewaschen wird. Hinter der Bonner Adresse kann sich kaum eine große Teppichwaschanlage verstecken, vermuten wir insgeheim. Und richtig: „In Meckenheim waschen wir“, lautet die Antwort. Wir sind skeptisch.

Der Chef kommt. Man tauscht Höflichkeiten aus. „Weil Sie so nett sind, mache ich Ihnen ein Super-angebot. Die Rabattaktion ist gerade abgelaufen, aber ich erlasse Ihnen 20 Prozent auf den Preis.“ Lange rechnet er mit dem Taschenrechner, am Ende sollen wir 600 Euro zahlen für eine Wäsche „mit persischer Seife“ inklusive Reparatur. Wir kündigen an, ein Alternativangebot einzuholen.

Fündig werden wir bei einem alteingesessenen Reinigungsunternehmen und Mitglied im DTV. Es bietet dieselbe Arbeit nach Listenpreis für 420 Euro an. Auch liest man dort, dass die Kunden jederzeit vorbeikommen könnten, um die Teppichwäsche in Augenschein zu nehmen. Das schafft Vertrauen.

Die weitere Recherche erbringt, dass die Schilderung der Teppichreinigung mit ihren „sechs Phasen“ in der Broschüre der Bio-Wäscherei aus Textbausteinen besteht, die offenbar aus dem Internet zusammengeklaubt wurden. Sonst lässt sich nichts über die Firma im Netz in Erfahrung bringen, die angeblich schon seit 1966 in NRW ansässig ist. Es gibt keine Kundenempfehlungen. An der Adresse der Bonner Niederlassung findet sich immerhin ein Ladenlokal, der Name der Firma prangt auf der Scheibe. Dahinter ein Schreibtisch und ein Stuhl. Laut Gewerbeamt ist die Firma allerdings nicht gemeldet. Bei der Bonner Polizei hat es keine Anzeigen gegeben.

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