Immobilienversteigerung in Köln Mietnomaden inklusive

Köln · Hauptsache weg. Der Verkäufer ist sichtlich erleichtert. Er will die beiden Mehrfamilienhäuser in Duisburg nur noch loswerden. Dass er mit dem Verkaufspreis Verluste macht, ist ihm egal.

 Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten: Bei der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG.

Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten: Bei der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG.

Foto: Benjamin Stöß

Gerade sind beide für insgesamt nur 73.000 Euro unter den Hammer gekommen. Auf den ersten Blick ein echtes Schnäppchen. Die denkmalgeschützten Immobilien mit ihren rot-weißen Backsteinen sehen ansprechend aus.

Der Haken: Sie sind besetzt. Mietnomaden besiedeln einige der Wohnungen, Räumungsklagen laufen. Der Käufer hat nicht nur den Kaufvertrag für die Immobilien unterschrieben, sondern auch, dass er die laufenden Prozesse übernimmt. Der Verkäufer aus Leipzig hat keine Lust mehr, erzählt er vor dem Auktionssaal im Kölner Hilton Hotel. Er schüttelt genervt den Kopf.

Bei den meisten Angeboten, die die Westdeutsche Grundstücksauktionen AG hier versteigert, handelt es sich um Schwerverkäufliches: Flächen, deren Bebauungsplan unklar ist, stark sanierungsbedürftige Häuser mit abgenutztem Inventar und Gewerbeflächen, die seit Jahren leer stehen. Viele stehen außerhalb der großen Städte in strukturschwachen Gebieten in NRW, Hessen Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Sogar eine ehemalige Kläranlage steht an diesem Tag zum Verkauf.

Bezeichnungen wie Ramschobjekte hört der Auktionator und Vorstandsvorsitzende der Westdeutschen Grundstücksauktionen AG Florian Horbach dennoch nicht gerne. "Das sind nicht nur Ladenhüter oder Möhren", erklärt er. Es gebe durchaus Angebote, die eine gute Rendite versprächen. So wie die Nr. 2 im Auktionskatalog: ein Grundstück mit Funkmast. Für Horbach das Highlight vergangenen Samstag. Startgebot: 12.500 Euro.

44.000 Euro für ein Grundstück mit Funkmast

Wenige Minuten und Handzeichen später: "Gibt es ein höheres Gebot als 44.000? 44.000 Euro hat der Herr dort hinten geboten. Wer bietet mehr als 44.000?" Der kleine Hammer knallt auf das Pult. "Und zum dritten. Für 44.000 Euro geht das Grundstück an den Herrn in der hinteren Reihe. Herzlichen Glückwunsch" Der Mann in der blauen Steppjacke ist jetzt der neue Besitzer des Grundstücks mit Funkmast. Robert Riedlberger ist Bauunternehmer und kommt aus der Nähe von Ingolstadt. "Das Grundstück ist nur wegen der Rendite interessant", erklärt er anschließend.

Denn die Pächter, denen Funkmast und zwei Containergebäude mit technischen Anlagen darauf gehören, zahlen jährlich fast 7000 Euro an den Eigentümer. Ein paar neue Zäune errichten, Rasen mähen. Der Aufwand sei überschaubar, fügt Riedlberger hinzu. Ansonsten habe er keine großen Pläne mit dem Grundstück. Als Schnäppchen betrachtet er seinen Kauf allerdings nicht.

Sowieso sind für ihn die Preise allein bei den Auktionen nicht ausschlaggebend. Es sei "so unkompliziert", erklärt er. Wolle er auf anderem Wege ein Grundstück erwerben, brauche er einen Makler. Das sei aufwendig. Hier geht der Arm ein paar Mal hoch, der Hammer knallt. Anschließend werden direkt im Hotel die Verträge fertig gemacht. Mehrere Notare sind vor Ort. Um die Angebote für die Interessenten attraktiv zu machen, liegt der Startpreis im Durchschnitt 30 Prozent unter dem Marktwert.

Zweifamilienhaus für 22.000 Euro

Aziz Dasan hat ein Zweifamilienhaus in der niedersächsischen Kleinstadt Bodenwerder für 22.000 Euro ersteigert und ein Grundstück mit 4000 Quadratmetern in Porta Westfalica. Dasan ist Geschäftsführer von Damo Immobilien in Frankfurt. Das Haus will er vermieten. Er hat in der Gegend bereits mehrere Immobilien. Das Grundstück hat er für einen Investor gekauft. Wie Dasan sind etwa 70 Prozent der Interessenten geschäftlich hier. "Nur etwa 30 Prozent sind Privatpersonen", erklärt Bruno Samson, Repräsentant der Deutschen Grundstückauktionen AG Unternehmensgruppe. Etwa 100 Interessenten haben sich im Auktionssaal versammelt. Insgesamt 48 Liegenschaften werden versteigert.

Während die ersten Angebote meist gleich mehrere Bieter finden, nehmen die Handzeichen nach und nach ab. Einige wechseln gerade mal für den Mindestpreis den Besitzer, andere erhalten überhaupt kein Gebot. "Diese Objekte gehen anschließend noch acht Wochen in den Nachverkauf", sagt Samson. So lange können sich Interessenten noch melden. Auch für ihn ist es manchmal nicht nachvollziehbar, welche Objekte viele Bieter finden.

Besonders wundert er sich über die Reaktion auf einen Geschäftskomplex in Idar-Oberstein. Zunächst kein einziges Gebot. Erst im zweiten Durchgang findet es seinen Käufer. "Im Gegensatz zu vielen anderen Immobilien hier, wäre dieses Gebäude innerhalb weniger Monate nutzbar." Schnell beziehbar wird das entkernte Reihenhaus für 8500 Euro dagegen auf keinen Fall sein. Dennoch: Als die neue Besitzerin dem Notar aus dem Raum folgt, macht sie einen zufriedene Eindruck. Was für die einen vielleicht Ramsch ist, mag für andere vielleicht einen Traum in Erfüllung gehen lassen.

Grundstücksauktionen

Die Westdeutsche Grundstückauktionen AG mit Sitz in Köln ist eine Tochter der Deutschen Grundstücksaktionen AG und hat im Jahr 2014 insgesamt 185 Objekte für 16.050.300 Euro verkauft. Das Unternehmen versteigert Immobilien und Grundstücke im Auftrag privater und kommerzieller Grundstückseigentümer aber auch für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Kreditinstitute und DB Mobility Network Logistics. Der 2014 abgeführte Jahresüberschuss betrug 446.830 Euro, noch im Vorjahr lag er bei 94.093 Euro.

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