Tarifeinigung Mehr Geld und längere Arbeitsplatzsicherheit bei der Telekom

Euskirchen · Telekom und Verdi haben am Donnerstag bei ihrer vierten Tarfiverhandlungsrunde einen Durchbruch erzielt. Noch am Mittwoch hatten Warnstreiks den Forderungen der Gewerkschaft Nachdruck verliehen.

 Unterstrichen lautstark ihre Forderungen: Telekom-Beschäftigte waren in den vergangenen Tagen bundesweit in Warnstreik getreten.

Unterstrichen lautstark ihre Forderungen: Telekom-Beschäftigte waren in den vergangenen Tagen bundesweit in Warnstreik getreten.

Foto: dpa

Der Name ist wie für eine Tarifeinigung gemacht: Im Welcome-Hotel in Euskirchen haben die Gewerkschaft Verdi und die Deutsche Telekom am Donnerstag den Durchbruch bei ihrer vierten Tarifverhandlungsrunde erzielt. Nachdem bundesweit am Mittwoch Warnstreiks den Gewerkschaftsforderungen Nachdruck verliehen hatten, kamen sich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter in der Nacht inhaltlich näher. Es geht um die Lohnsteigerungen für 55000 Tarifkräfte der der Konzernzentrale, der Telekom Deutschland sowie der Deutschen Telekom IT sowie 7000 Auszubildende und dual Studierende. Die Auswahl des Tagungshotels lag weniger am schönen Namen als an fehlenden Hotelkapazitäten in Bonn.

Die Tarifeinigung sieht vor, die Gehälter der tariflich Beschäftigten der Konzernzentrale und der Telekom Deutschland in zwei Schritten anzuheben. Dabei werden die Gehälter in den unteren fünf Entgeltgruppen zum 1. Mai um 3,1 Prozent und zum 1. Mai 2019 um 2,1 Prozent erhöht.

Die Gehälter in den oberen fünf Entgeltgruppen steigen ab 1. Mai zum 2,7 Prozent und zum 1. Mai 2019 um 2,1 Prozent. Die Vergütung für Auszubildende und duale Studenten wird in zwei Schritten um 40 und 30 Euro angehoben. Der neue Tarifvertrag gilt ab 1. Februar 2018 und hat eine Laufzeit von 26 Monaten.

Durch andere Laufzeiten des Tarifvertrages sehen die Anpassungen in der Deutschen Telekom IT etwas anderes aus: Hier steigen die Tarifgehälter in den unteren fünf Entgeltgruppen zum 1. Juli 2018 um drei Prozent und die der oberen Entgeltgruppen um 2,6 Prozent. Zum 1. Juli 2019 ist dann jeweils eine Anhebung um weitere zwei Prozent vorgesehen. Die Laufzeit beträgt hier 24 Monate.

Die Tarifeinigung beinhaltet eine Verlängerung des Verzichts auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2020. Über Ziele, um die in Branchen wie Metall erbittert gerungen wurde, mussten sich Parteien bei der Telekom nicht streiten. So gibt es schon seit Jahre ein Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit und Lebensarbeitszeitkonten mit Arbeitgeberzuschüssen.

Blockmodell

Simone Thiäner, Geschäftsführerin Personal der Telekom Deutschland und Verhandlungsführerin bezeichnete den Abschluss als „gutes Ergebnis“: „Wir bieten unseren Beschäftigten damit mehr Möglichkeiten, Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen auszubalancieren“, sagte sie dem General-Anzeiger. So soll es ein neues Teilzeitmodell „Additional Days Off“ geben. Die Beschäftigten erhalten die Möglichkeit, ihre vertragliche Wochenarbeitszeit zu reduzieren, in Vollzeit weiterzuarbeiten, und die so gewonnene Zeit innerhalb des Jahres in Freizeitblöcken zu nehmen.

Über Details wie den Starttermin wird noch verhandelt. Für den Arbeitgeber haben Blockmodelle Vorteile, wie Thiäner sagt: „Wir können dadurch die personellen Kapazitäten schon zu Jahresbeginn viel besser planen.“ Gleichzeitig würden auch die Beschäftigten eine größere Arbeitszeitflexibilität gewinnen, weil das Modell den Beschäftigten längere Erholungsphasen in Freizeitblöcken erlaube.

Reallohnsteigerungen

„Im Vergleich zu anderen Branchen sind wir mit dem Abschluss gut unterwegs“ meinte die Personalchefin der Telekom Deutschland. Der Abschluss liege zwar höher als der vor zwei Jahren. Doch gleichzeitig sei natürlich auch die Preissteigerungsrate gestiegen.Für die im Service und Technik der Telekom Deutschland beschäftigten Mitarbeiter gibt es eine neue Verabredung zu der bereits vereinbarten Arbeitszeitverkürzung ab 2019. Die Absenkung von 38 auf 36 Stunden soll grundsätzlich so realisiert werden, dass die zwei Stunden nicht wöchentlich reduziert werden, sondern in Blöcken von ganzen Tagen innerhalb eines Kalenderjahres.

„Die 14 zusätzlichen freien Tage pro Kalenderjahr steigern die Lebensqualität“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Frank Sauerland. Er bilanzierte den Abschluss so: „Das ist ein gutes Ergebnis, das unserem Dreiklang folgt: mehr Geld, mehr Arbeitsplatzsicherheit, mehr Lebensqualität“, so Sauerland. Die Entgelterhöhung führt zu Reallohnsteigerungen. Der Ausschluss von betriebsbedingten Kündigungen erhöhe die Sicherheit für die Beschäftigten.

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