Wenig Sprit in Bonn und Region Lieferengpässe an Tankstellen spitzen sich zu

Bonn · Der niedrige Rheinpegel stellt die Tankstellen weiterhin vor Probleme, da Schiffe nicht mit voller Füllmenge fahren dürfen. Erste Tankstellen in Bonn und der Region müssen Kunden schon abweisen. Die Situation könnte sich noch verschärfen.

Die Fahrt zur Tankstelle wird in diesen Tagen für viele Autofahrer zum Ärgernis – nicht nur wegen der hohen Spritpreise. Einzelne Tankstellen mussten den Verkauf von Benzin oder Diesel zeitweise sogar ganz einstellen, weil ihnen der Sprit ausgegangen war, wie Stephan Zieger, Geschäftsführer des Bundesverbands Freier Tankstellen (BFT) in Bonn, sagte. Meist bekomme die Tankstelle aber nach einigen Stunden oder am nächsten Tag Nachschub. Grund für die Lieferengpässe sei vor allem der niedrige Rheinpegel, sagte ein Sprecher des Tankstellen-Branchenführers Aral in Bochum.

„In den Tanklagern entlang des Rheins kommt nicht genug Treibstoff an, weil die Tankschiffe nur noch halb so viel oder noch weniger Benzin und Diesel transportieren können“, sagte er. Die Transportkapazität der Schiffe sei nur zu einem Teil durch Lastwagen zu ersetzen.

Welche Tankstelle es treffe, sei nicht vorhersehbar, sagte BFT-Geschäftsführer Zieger. „Das ist wie bei einem Gewitter. Da weiß man auch nicht, wo der Blitz einschlägt.“ In Deutschland werden pro Monat etwa drei Millionen Tonnen Diesel abgesetzt.

Feiertage steigern Engpässe

Der Reformationstag und Allerheiligen in der vergangenen Woche hätten die Situation zusätzlich erschwert, weil Feiertagsfahrverbote für Lastwagen gegolten hätten, sagte der Aral-Sprecher weiter. Das Unternehmen arbeite mit Hochdruck an der Lösung der Logistik-Probleme.

In der Region stellt sich die Situation recht unterschiedlich dar: Bislang vom Leerstand verschont geblieben ist die Westfalen-Tankstelle im Gewerbegebiet Bornheim Süd. „Alles ist in vollen Zügen da“, erklärte eine Mitarbeiterin am Donnerstagmittag. Auch der Liefernachschub an Benzin und Diesel sei für die kommende Woche nach derzeitigem Sachstand gesichert. „Wir haben zumindest nicht gehört, dass wir nichts kriegen werden“, sagte die Mitarbeiterin.

Sorgenvoller sieht Arwed Presuhn, Geschäftsführer der ED-Tankstelle am Gewerbepark in Swisttal-Odendorf die Lage: „Die Gefahr von Leerständen ist gegeben. Wir schauen von Tag zu Tag“, sagt Presuhn. Die größeren Tankstellen würden eher mit Nachschub versorgt, bedauert er. „Diese Woche dürften wir gemeistert bekommen“, berichtet er im Hinblick auf Nachschub. Und: Wenn die Wetterberichte der nächsten Tage Recht behielten, so der Geschäftsführer, sollte es in den nächsten Tagen Regen geben, der dann auch womöglich den niedrigen Rheinpegel vergessen macht.

100 Tankwagen pro Frachtschiff

Auch der Mundorf Mineralölhandelsgesellschaft aus Siegburg, die zahlreiche Tankstellen in der Region betreibt, machen die Versorgungsengpässe zu schaffen. „Wir haben aktuell aber noch keinen Trockenstand hinnehmen müssen“, sagte Geschäftsführer Fabio Mundorf. „Wir mussten noch keine Tankstelle für längere Zeit schließen.“ Man wisse aber nicht, wie es sich in den kommenden Wochen entwickle – auch vor dem Hintergrund, dass nun der „Heizölansturm“ hinzukomme.

Er weist zudem darauf hin, dass es kein Rohstoffmangel sei, sondern aufgrund des niedrigen Rheinpegels ein logistisches Problem. Ein Frachtschiff transportiere knapp 100 Tankwagen, so Mundorf. Das sei über den LKW- oder den Bahnverkehr nicht zu kompensieren.

Aral-Tankstelle in Tannenbusch: Seit drei bis vier Wochen hat des nach Auskunft des Personals immer wieder kurze Leerstände gegeben. Zurzeit seien die Speicher für E5- und E10-Sprit leer. Die Nachlieferung werde vom Mineralölkonzern aus Hamburg gesteuert. Dort beobachte man die Füllstände der Tanks und schicke dann entsprechend Tankwagen zu den Tankstellen. Allerdings könne der Pächter auch von sich aus Nachschub bestellen.

Keine Engpässe gab es am Donnerstag an der Total-Tankstelle in Lengsdorf. Auch an der Aral-Station Koblenzer Straße hieß es Entwarnung: „Im Moment ist alles entspannt“, sagte eine Angestellte. Ähnliches berichteten die Mitarbeiter an der Shell-Station an der Bonner Reuterstraße sowie an der Jet-Tankstelle Bornheimer Straße: Es gebe keine Lieferengpässe, hieß es auf Anfrage. (mit dpa)

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