Unternehmen wandert ab Barfußschuhhersteller Leguano verlässt Sankt Augustin

Sankt Augustin · Der Hersteller von Barfußschuhen verlegt Sitz und Produktion ins rheinland-pfälzische Buchholz. Hier gibt es mehr Flächen und die Gewerbesteuer ist niedriger.

In der Näherei in Hennef-Söven: Leguano-Geschäftsführer Helmuth Ohlhoff prüft mit Bandleiterin Christiane Höke ein Paar Barfußschuhe. FOTO: HOLGER ARNDT/ARCHIV

In der Näherei in Hennef-Söven: Leguano-Geschäftsführer Helmuth Ohlhoff prüft mit Bandleiterin Christiane Höke ein Paar Barfußschuhe. FOTO: HOLGER ARNDT/ARCHIV

Foto: Arndt

Der Schuhhersteller Leguano verlässt im kommenden Jahr den Rhein-Sieg-Kreis. Das Unternehmen mit Sitz im Sankt Augustiner Ortsteil Birlinghoven baut direkt hinter der Landesgrenze in der rheinland-pfälzischen Verbandsgemeinde Asbach eine neue Firmenzentrale mit angegliederter Produktion. Der Umzug sei für September 2018 geplant, sagte Leguano-Geschäftsführer Helmuth Ohlhoff am Mittwoch. Rund acht Millionen Euro will der Mittelständler in den neuen Standort investieren.

Der Schuhhersteller habe in der Region vergeblich nach einem passenden Grundstück oder einer Immobilie gesucht, sagte der Unternehmer. Derzeit arbeite Leguano an verschiedenen Standorten im Rhein-Sieg-Kreis. Neben der Verwaltung in Birlinghoven betreibt das Unternehmen ein Lager in Königswinter-Oberpleis, die Schuhe werden in Hennef-Söven genäht und in der Stadt Hennef besohlt. „Für uns ist es wichtig, künftig alles an einem Standort zusammenzuführen“, sagte Ohlhoff. Er hofft darauf, dass alle Beschäftigten mit nach Rheinland-Pfalz wechseln. „Wir planen einen Shuttle-Bus für diejenigen, die kein Auto haben“, so der Unternehmer.

Doch es ist nicht nur der viele Platz im vorderen Westerwald, der das Unternehmen aus Sankt Augustin weggelockt hat. „Die Gewerbesteuer ist in Rheinland-Pfalz deutlich niedriger und wir wurden von der dortigen Verwaltung sehr zuvorkommend empfangen“, sagte Ohlhoff. Zudem bestehe an dem neuen Standort die Möglichkeit, das Unternehmen noch einmal zu erweitern.

Denn Leguano hat sich ehrgeizige Wachstumsziele gesteckt. Der Umsatz soll von derzeit 25 Millionen Euro auf 40 Millionen Euro im kommenden Jahr wachsen. Bis Ende 2018 will das Unternehmen die Zahl der eigenen Läden von derzeit 74 in Deutschland auf 100 steigern. Leguano verkauft seine Schuhe unter anderem in Bonn und Bad Neuenahr. Auch die Mitarbeiterzahl soll von derzeit 270 weiter steigen.

Das Unternehmen ist mit seiner Produktion in Deutschland ein Exot in der Branche, die hauptsächlich in Billiglohnländern fertigen lässt. Auch das Konzept hinter den Produkten ist ungewöhnlich: Hobby-Sportler Ohlhoff hatte jahrelang zuerst für den eigenen Bedarf nach einer Möglichkeit getüftelt, den Fuß auf Langstreckenläufen zu schützen und dabei dem Barfußlaufen so nahe wie möglich zu kommen. Aus ersten Versuchen mit Baumarkt-Silikon auf Socken sei mit der Zeit ein hochtechnisches Verfahren entstanden, erzählt der Unternehmer, der Leguano mit zwei Mitgründerinnen aufgebaut hat.

Heute bestehen die Schuhe aus einer besonders dünnen und flexiblen Sohle mit einem beweglichen Oberteil aus Stoff, das die natürliche Funktion der Fußmuskulatur nicht behindern soll. „Das Aufsetzen mit der Ferse verändert die gesamte Körperhaltung und kann zu Knie- oder Hüftschäden führen“, sagt Ohlhoff. Mit Barfußschuhen setze der Träger dagegen zuerst mit dem Ballen auf und gehe daher gesünder.

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