Seit 2016 beim Metro-Konzern Lebensmittel-Lieferant "Rungis Express" wird 40 Jahre alt

Meckenheim · Das Meckenheimer Unternehmen Rungis Express feiert runden Geburtstag. Der Lebensmittel-Lieferant für die Spitzengastronomie gehört seit 2016 zum Metro-Konzern. In seinen Kühlhäusern lagern Delikatessen aus aller Welt.

Seit 2016 beim Metro-Konzern: Lebensmittel-Lieferant "Rungis Express" wird 40 Jahre alt
Foto: asdf

Schön ist sie nicht. Aber das Aroma! „Unvergleichlich“, schwärmt Qualitätsmanager Burkhard Lindlar. Der ehemalige Sternekoch hebt die Zitrone der Sorte Buddhas Hand mit ihren fingerähnlichen Auswüchsen aus einem Pappkarton im Meckenheimer Kühlhaus. Hier lagert Buddhas Hand neben kiloweise Trüffeln im verschlossenen Gitterschrank, wildem Broccoli, Mini-Radieschen in Erbsengröße oder Potpourris von essbaren bunten Blüten. Seit 40 Jahren beliefert die Firma Rungis Express vor allem die Spitzengastronomie mit frischen Lebensmitteln.

Bis zu 60 Tonnen Ware verlassen jede Nacht per Lkw die Kühlhallen im Meckenheimer Industriegebiet. Jede Lieferung ist genau geplant, denn es muss schnell gehen, damit die Qualität stimmt. Nach den Bestellungen der Restaurants wird von Lieferanten weltweit geordert, nur noch die Spezialitäten aus Frankreich stammen vom berühmten Pariser Großmarkt Rungis, der dem Unternehmen seinen Namen gab.

Lieferungen an fast alle Sternerestaurants

In den Kühlräumen mit verschiedenen Kältestufen für Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse und Milchprodukte ist Handarbeit noch gefragt. Mitarbeiter packen die Bestellungen in Kisten, schaufeln frisches Eis auf den fast 17 Kilo schweren Marlin aus Sri Lanka in der Transportbox aus Styropor. In der Fleischabteilung liegt ein komplettes Lamm in Folie gewickelt neben dem in Spanien hergestellten Schinken von japanischen Ozaki-Rind, das Kilo für 300 Euro.

„Wir beliefern fast jedes Sternerestaurant in Deutschland“, sagt Carsten Kley, der die Geschäfte von Rungis Express gemeinsam mit Kai D. Schneider führt. Aber auch in der Schweiz, in Österreich, Spanien und Portugal und sogar in arabischen Ländern versorgen die Meckenheimer die Gastronomen. Dazu habe man „ein, zwei Superyachten im Portfolio“, sagt Firmenchef Kley.

Um in der Gourmetwelt zu Kunden und Lieferanten den richtigen Draht zu finden, sei die Belegschaft von Rungis Express besonders international, sagt Kley. Im Einkauf arbeiteten Muttersprachler nicht nur aus Europa, sondern auch aus verschiedenen arabischen und afrikanischen Ländern. „Wir feiern hier am Standort alle gemeinsam Weihnachten und auch das muslimische Zuckerfest“, sagt Kley. Insgesamt arbeiten für Rungis Express rund 600 Menschen, davon 220 in Meckenheim.

Im Jahr 2005 noch Insolvenz angemeldet

Hier treffen sich jeden Freitag in der Versuchsküche die Experten aus den verschiedenen Warengruppen, darunter mehrere Köche. Schmeckt der Kingfish aus Australien wirklich besser als sein Artgenosse aus Dänemark? Und welches Tramezzini-Weißbrot eignet sich am besten für die italienischen Vorspeisen-Sandwiches? „Nur bei etwa fünf Prozent der getesteten Produkte sind wir uns sofort einig, dass sie ins Sortiment passen“, sagt Verkaufsleiter Oliver Weller. Das Geschäft mit der Spitzengastronomie läuft offenbar.

Nachdem Rungis Express im Jahr 2005 Insolvenz anmelden musste, wird der Umsatz heute in Branchenkreisen wieder auf 150 Millionen Euro beziffert. Die Metro AG, seit 2016 Eigentümerin des Unternehmens, weist die Zahlen der Meckenheimer nicht mehr gesondert aus. Zuletzt hatte Rungis 2014 einen Umsatz von rund 130 Millionen Euro gemeldet. „Die Metro AG lässt uns weiter eigenständig arbeiten“, sagt Kley. Gleichzeitig profitiere Rungis von den Größenvorteilen des Konzerns, etwa beim Einkauf.

Die heutige Konzerntochter hat 1978 als eine Gründung angefangen, die man heute als klassisches Startup bezeichnen würde. Der Bonner Koch Karl-Heinz Wolf fuhr mit Lieferwagen zum Pariser Großmarkt Rungis, um die Restaurants in der Region mit Spezialitäten zu versorgen, die hierzulande oft noch wenig bekannt waren. Freitags um 16 Uhr war im im Betrieb Feierabend – dann begab sich Wolf in seinem Bonner Restaurant „Chez Loup“ in die Küche. Nach wenigen Jahren verkaufte Wolf seinen deutlich gewachsenen Lieferservice und widmete sich anderen Projekten, unter anderem dem Weinhandel. Der Unternehmensgründer ist im vergangenen Jahr an einer schweren Krankheit gestorben.

Für die Zukunft setzt Rungis auf ein verbreitertes Angebot. Unter dem Dach der Metro-Gruppe bieten die Meckenheimer Speditionsdienstleistungen an und beliefern neben Sterneköchen auch Supermärkte, unter anderem Real und Edeka. In der Versuchsküche kreieren die Meckenheimer Köche unter der Marke „Mise-en-place“ eine eigene Produktlinie für die Gastronomie. Immer wieder ändert sich das Sortiment von mehr als 3000 Produkten aus 60 Ländern. Im Moment fragen die Starköche neben regionaler Ware vor allem Gemüsezüchtungen im Miniatur-Format nach, heißt es bei Rungis – Lauchzwiebeln wie aus der Puppenstube.

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