Spezialchemiekonzern in Köln-Deutz Lanxess stärkt deutsche Standorte

Köln · Im Rahmen eines 100-Millionen-Euro-Programms investiert der Konzern kräftig in seine Anlagen in Leverkusen und Krefeld-Uerdingen. Nach einer tiefen Krise stehen die Ampeln auf Grün - ein bisschen Rot bleibt aber.

 Diese Ionenaustauscher stellt Lanxess etwa für Kartuschen von Haushaltswasserfiltern her.

Diese Ionenaustauscher stellt Lanxess etwa für Kartuschen von Haushaltswasserfiltern her.

Foto: pa/obs/Lanxess AG

Lange hatte Matthias Zachert nichts zu lachen. Als er vor fast genau drei Jahren den Vorstandsposten beim Spezialchemiekonzern Lanxess übernahm, durchlief das Unternehmen eine schwere Krise. Am Donnerstag konnte er freudestrahlend verkünden: „Alle Ampeln sind auf Grün!“

Lanxess, 2005 aus dem Bayer-Konzern hervorgegangen, konnte die Nettofinanzverschuldung von knapp zwei Milliarden (Anfang 2014) auf 269 Millionen Euro senken. Der Nettogewinn für 2016 stieg um 16 Prozent auf 192 Millionen Euro. Die Zahlen, die Zachert vor der Presse in Köln nun vorlegte, waren teilweise schon am Vortag durch ein Versehen veröffentlicht worden (der GA berichtete).

So blieb Zachert vor allem, ein Investitionsprogramm von 100 Millionen Euro vorzustellen. Davon fließen bis 2020 je 40 Millionen Euro in die Produktionsstandorte Leverkusen und Krefeld-Uerdingen. Die Investitionen kommen zusätzlich zu den bereits beim Tochterunternehmen Saltigo in Leverkusen zu investierenden 60 Millionen Euro hinzu.

Ein Ausbau der Arbeitsplätze in Deutschland ist allerdings damit nicht verbunden. Vielmehr gehe es um die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, sagte Zachert. Angesichts der vergleichsweise hohen Energiekosten hierzulande sollen die Investitionen vielmehr Jobs sichern helfen. Von den derzeit mehr als 16 700 Mitarbeitern weltweit sind 7600 in Deutschland beschäftigt.

Das gute Gesamtergebnis 2016 sei von einem starken vierten Quartal befördert worden, dessen Wachstum sich auch in den ersten drei Monaten des neuen Jahres fortsetze, wie Zachert erklärte. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) und Sondereinflüssen dürfte im laufenden ersten Quartal um rund 20 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum liegen. Lanxess erwartet für das Gesamtjahr 2017 ein Ebitda vor Sondereinflüssen, das leicht über dem Vorjahr liegt (2016: +12,4 Prozent).

Probleme wie Überkapazitäten bei Kautschuk bleiben bestehen

Die Gründe für das wachsende Geschäft liegen unter anderem in den gestiegenen Rohstoffpreisen. Kunden würden daher vorzeitig bestellen, in der Erwartung, dass die Preise noch weiter stiegen, hieß es. Gleichwohl sind nicht alle Probleme ausgeräumt. Die noch bestehenden Überkapazitäten bei Synthesekautschuk hätten auch das Ergebnis im Konzern gedrückt, erklärte Zachert. Lanxess hatte sich zwischen 2011 und 2013 mit dem Bau von drei Kautschukanlagen in China und Singapur verkalkuliert. Seit einem Jahr ist das Geschäft ausgelagert in ein Gemeinschaftsunternehmen mit Saudi Aramco. An Arlanxeo sind beide Konzerne hälftig beteiligt. Laut Zachert läuft die Haltebindung für beide Partner fünf Jahre, danach sehe man weiter.

Zur strategischen Neuausrichtung, die 2018 abgeschlossen sein soll, gehört der Kauf des US-Chemieunternehmens Chemtura, das unter anderem Schmierstoffe herstellt. Noch müssen die Kartellbehörden der EU und China dem Zusammenschluss zustimmen, während die Eingliederung in Lanxess weltweit vorbereitet wird. Zur Jahresmitte soll sie abgeschlossen sein. Zachert sagte: „Wir werden ein globales Additivgeschäft aufbauen, was das Gesicht von Lanxess nachhaltig verändern wird.“ Additive sind chemische Hilfsstoffe, die Materialien bestimmte Eigenschaften wie Haltbarkeit, Steifigkeit oder eine bestimmte Farbe geben.

Ob Lanxess sein Engagement bei der gleichnamigen Veranstaltungshalle in Köln-Deutz unweit der Konzernzentrale fortsetzen wird, ist noch nicht ausgemacht. Der Vorstand werde sich damit in der zweiten Jahreshälfte befassen, kündigte Zachert an. Der Sponsorenvertrag läuft 2018 aus. Unbestätigten Berichten zufolge zahlt Lanxess in dessen Rahmen jährlich mehr als 1,5 Millionen Euro.

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