Flughafen Köln-Bonn "Lärmzuschlag reicht nicht aus"

BONN · Knapp zwei Jahre ist es her, dass der Flughafen Köln-Bonn eine neue Gebührenordnung eingeführt hat. Seitdem müssen laute Frachtmaschinen in der Nacht mehr zahlen. Doch nach Ansicht der Lärmschutzgemeinschaft ist das Modell bisher nicht geeignet, eine Verlagerung von Nachtflügen in die Tageszeit herbeizuführen.

 Zum Greifen nah: Wer in Einflugschneisen wohnt, hat auch am Tag unter Fluglärm zu leiden.

Zum Greifen nah: Wer in Einflugschneisen wohnt, hat auch am Tag unter Fluglärm zu leiden.

Foto: dpa

Dafür seien die Lärmzuschläge für diese lauten Maschinen immer noch viel zu gering, so Helmut Schumacher vom Ortsverband Hennef.

Der Frachtcarrier Federal Express (FedEx) habe drei von sechs lauten MD11 durch neue B777-F ersetzt. Doch das habe nach Angaben von Fedex an größerer Frachtladekapazität, größerer Reichweite und geringerem Kerosinverbrauch gelegen. Vom Gebührenrabatt des Flughafens sei mit keinem Wort die Rede gewesen. Die in Köln-Bonn größte Frachtfluggesellschaft United Parcel Service (UPS), die im Nachtflugbetrieb in Köln-Bonn die meisten der sehr lauten Großraumjets MD11 und Boeing 747-400 einsetze, habe vom Angebot des Flughafens keinen Gebrauch gemacht und plane dies auch für die nähere Zukunft nicht.

Während Köln-Bonn für die MD11 nachts nur 925 Euro und für die noch lautere B747 sogar nur 650 Euro verlange, würden andere Flughäfen viel höhere Lärmzuschläge kassieren. Düsseldorf verlange für Nachtflüge der MD11 einen Lärmzuschlag von 7 000 Euro. Deshalb könne es kaum erstaunen, dass am Flughafen Köln-Bonn weder 2013 noch 2014 nennenswerte Verschiebungen von Nachtflügen in den Tagesbetrieb feststellbar seien. 2013 sei die Zahl der Tagflüge um fünf Prozent zurückgegangen, der Nachtflug hingegen nur um 1,2 Prozent. Die Flugbewegungszahlen Januar-November 2014 ließen den Schluss zu, dass die Nachtflüge wieder überproportional zunehmen, nämlich um 2,4 Prozent, während das Wachstum der Tagflüge bei 1,5 Prozent liegen dürfte, so Schumacher.

Außerdem hat die Lärmschutzgemeinschaft die Nachtflüge von Großraumjets in den Monaten Juni bis November 2014 ausgewertet. Sie machen insgesamt 4,8 Prozent der Flugbewegungen aus. Von 995 Nachtflügen von Großraumjets seien nur 179 Flüge (18 Prozent) mit der leiseren B777 gewesen. Es fänden also weiterhin mehr als 80 Prozent der nächtlichen Großraum-Frachtflüge mit den extrem lauten MD11 (UPS 49 Prozent, FedEx 5,8 Prozent) und der mindestens ebenso lauten B747-400 von UPS (27 Prozent) statt, und daran dürfte sich auch in absehbarer Zeit nichts ändern.

Flughafen-Sprecher Alexander Weise sieht sehr wohl positive Effekte des Gebührenmodells. Die Zahl der nächtlichen MD11-Flugbewegungen sei in den vergangenen zwei Jahren um 40 Prozent gesunken. Die Zahl der Flüge mit der rabattierten B777 habe im selben Zeitraum um über 60 Prozent zugenommen. "Das Gebührenmodell wirkt natürlich langfristig", so Weise. Es sei ein Argument, wenn eine Frachtgesellschaft ihre Flotte erneuere. Der Anteil der MD11/747-400 an den Nachtflügen betrage lediglich vier Prozent. Mehr als die Hälfte der Flüge mit diesen lauten Maschinen finde am Tag statt.

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