Kein Bonus für Post-Vorstand

Fracht-Umsatz legt deutlich zu, die Logistik-Sparte des Bonner Unternehmens verliert - Ken Allen wird Chef von DHL Express

  Erster Verlust seit 2000:  die Post in der Krise.

Erster Verlust seit 2000: die Post in der Krise.

Foto: Sven Haufschild

Bonn. Die Deutsche Post hat im Geschäftsjahr 2008 einen Netto-Verlust von 1,69 Milliarden Euro gemacht. Dies ist der erste Verlust seit der Privatisierung der früheren Bundespost vor gut zehn Jahren und dem Börsengang im Jahr 2000.

Der Geschäftsbereich Brief leide vor allem durch die nachlassende Nachfrage nach Direktmarketingprodukten, da die Kunden ihre Werbeausgaben zurückführten, hieß es. Im Briefgeschäft hält der Konzern nach eigenen Angaben in seinem Heimatmarkt nun einen Marktanteil von 87,7 Prozent, nach 87,2 Prozent im Vorjahr. Mit 14,39 Milliarden Euro lag der Umsatz nur knapp unter dem Vorjahreswert (14,57 Milliarden Euro).

Das Vorsteuerergebnis stieg von 1,98 Milliarden Euro auf 2,25 Milliarden Euro. Ohne den Sonderertrag in Höhe von 572 Millionen Euro aus der Rückzahlung der deutschen Bundesregierung wäre der Vorsteuergewinn des Unternehmensbereichs um 14,9 Prozent eingebrochen. Der Umsatz in der Express-Sparte für eilige Sendungen sank im vergangenen Jahr um 1,7 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro, was das Unternehmen unter anderem auf negative Wechselkurseffekte zurückführt.

Während der Umsatz in Europa mit 6,6 Milliarden Euro stabil blieb, brach der Umsatz in den USA um 13,4 Prozent ein. Als Gründe nannte der Konzern die Wirtschaftskrise und die Entscheidung von DHL, das inländische Expressgeschäft aufzugeben. Der Umsatz im Unternehmensbereich Fracht stieg im vergangenen Jahr um 9,4 Prozent auf 14,2 Milliarden Euro, während der Umsatz in der Logistik-Sparte um 4,2 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro zurückging.

Neben der Bilanz präsentierte die Post auch personelle Veränderungen: Neuer Chef von DHL Express wird Ken Allen (53). Er folgt John Mullen, der seinen Rücktritt bekannt gab. Allen war zuletzt chef von DHL Express USA. Dort war er für die noch laufende Umsetzung des Restrukturierungsprogramms von US Express zuständig. Davor führte er DHL Express in der Region Osteuropa, Mittlerer Osten und Afrika.

John Mullen (53) war seit 1994 im Konzern tätig. Seit 2002 war DHL Express sein Hauptaufgabenbereich, wo er die Region Asien/Pazifik verantwortete. Mullen hatte gesundheitliche Gründe für sein Ausscheiden genannt. Neuigkeiten vermeldete der Konzern auch für seine Führungsriege. Der siebenköpfige Vorstand der Deutschen Post AG erhält für das Jahr 2008 keine Bonuszahlungen. Der Aufsichtsrat des Bonner Konzerns strich am Mittwoch die Erfolgsbeteiligungen für die Spitzenmanager komplett.

Das Gremium habe "dem Wunsch des Vorstands entsprochen, keinen Bonus zu zahlen", sagte eine Post-Sprecherin. Bei der Entscheidung habe der erwartete Konzernverlust eine Rolle gespielt, hieß es. Für das Geschäftsjahr 2007 hatte das Führungsgremium der Post noch Bonuszahlungen in Höhe von gut sieben Millionen Euro erhalten - davon der damalige Vorstandschef Klaus Zumwinkel allein 1,2 Millionen. Insgesamt machten die Erfolgsbeteiligungen für 2007 knapp die Hälfte der Barvergütung des Vorstands (15,7 Millionen Euro) aus. Hinzu kamen Aktienoptionen im damaligen Wert von 6,4 Millionen Euro.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Milliardenverlust bei der Post"

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