Sicherheitspannen am Flughafen Köln/Bonn Kötter: "Die Fehler sind nicht zu entschuldigen"

Köln · Der Flughafen Kökn/Bonn beendet vorzeitig die Zusammenarbeit mit der Sicherheitsfirma Kötter. Geschäftsführer Friedrich P. Kötter äußert sich nun im Interview nach den Skandalen um manipulierte Schulungszertifikate.

Für die Sicherheitsfirma Kötter sind stürmische Zeiten angebrochen. Der Skandal um gefälschte Schulungszertifikate für die Personal- und Warenkontrolleure am Flughafen Köln/Bonn hat der Firma eine Strafanzeige eingehandelt. Dann tauchte ein Schreiben auf, in dem Mitarbeiter einen Betriebsleiter beschuldigten, er habe sie bedroht und sei korrupt. Der Flughafen und Kötter einigten sich, den Auftrag im Januar 2018 zu beenden. Mit Friedrich P. Kötter sprachen Michael Bröcker und Maximilian Plück.

Es scheint, als hätten Sie das Heft des Handelns an den Flughäfen nicht mehr in der Hand.
Friedrich Kötter: Es hat Fehler, Unaufrichtigkeiten, falsche Angaben und Versäumnisse gegeben. Das ist nicht zu entschuldigen. Wir stellen uns der Verantwortung, aber ich als Familienunternehmer stelle mich auch vor meine Belegschaft. Es ist falsch, viele aufrichtige und zuverlässige Mitarbeiter zu verunglimpfen, wenn einige wenige Fehler gemacht - oder gar böswillig manipuliert haben.

Gab es also kein Systemversagen, sondern einige schwarze Schafe?
Kötter: Wir müssen gründlich und fair bleiben. Das sind wir den vielen ehrlichen und anständigen Mitarbeitern schuldig. Es sieht nach dem Versagen von ein oder zwei Ausbildern aus. Bei rund 100 Ausbildern ist eine permanente Überprüfung auch nicht ganz einfach.

Wie sind Sie bei der internen Aufklärung im Falle der gefälschten Schulungszertifikate vorgegangen?
Kötter: Das erste anonyme Schreiben hat uns am Mittwoch erreicht. Daraufhin haben wir sofort die interne Revision von Essen nach Köln geschickt. Die haben schnell Unregelmäßigkeiten festgestellt und für einen ersten Bericht zusammengetragen. Der lag am Wochenende vor.

Und fiel wie aus?
Kötter: Schockierend - um das ganz klar und deutlich zu sagen. Wir können leider noch nicht mit Sicherheit sagen, ob und welche konkreten Fehler gemacht wurden. Weitere Untersuchungen laufen bereits.

Wann ist der Fall aufgearbeitet?
Kötter: Wir sind schon mittendrin und arbeiten mit Hochdruck. Heute mussten wir feststellen, dass 23 Mitarbeiter in Köln/Bonn von der Bezirksregierung vorerst gesperrt werden, weil Prüfungen nachgeholt werden müssen. Das ist ein weiterer Rückschlag. Die müssen wir nun rasch nachschulen und prüfen. Ich kann Ihnen deshalb kein konkretes Datum nennen.

Welche Konsequenzen ziehen Sie?
Kötter: Schnelle und harte: Wir setzen zunächst bei den Kontrollmechanismen an. Es hätte früher auffallen müssen, dass es Manipulationen gegeben hat. Wir werden alle betroffenen 160 Mitarbeiter in den kommenden acht Wochen nachschulen. Ab sofort sind zertifizierte Ausbilder aus anderen Standorten in Köln/Bonn im Einsatz. In Zukunft werden die Aufgaben von Ausbildern der Essener Kötter-Akademie übernommen. Das sorgt für Transparenz und schiebt Mauscheleien einen Riegel vor. Wir müssen die Prozesse rasch digitalisieren und engmaschiger gestalten. Die Revision hat ja festgestellt, dass Unterlagen fehlten, die noch ein paar Wochen zuvor da waren. Und wir haben personelle Konsequenzen gezogen.

Als da wären?
Kötter: Wir haben sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe mit Matthias Mlottek einen erfahrenen Kollegen als kommissarischen Niederlassungsleiter in Köln/Bonn installiert, der dort das operative Geschäft führt. Zudem wurde der Geschäftsführende Direktor, Klaus Wedekind, von Peter Lange abgelöst.

Wie groß ist der monetäre Schaden durch den Auftragsverlust?
Kötter: Durch das vorzeitige Ende des Auftrags gehen uns rund sechs Millionen Euro Umsatz verloren.

Was heißt der Auftragsverlust für die 160 betroffenen Beschäftigten?
Kötter: Wir werden bis zum letzten Tag einen guten Job machen. Die Mitarbeiter haben alle das Recht, zum Nachfolgeunternehmen zu wechseln. Wir werden alles tun, dass sie gut vorbereitet in den Übergang gehen. Das habe ich auch dem zuständigen Verdi-Landesvorstand, Andrea Becker, gerade zugesagt.

Sie sind weiterhin zuständig für die Passagierkontrolle in Köln. Wie hat der Auftraggeber - die Bundespolizei - auf die Vorgänge reagiert?
Kötter: Natürlich hat die Bundespolizei nachgefragt: "Was ist da los bei Euch?" Aber es gibt keinen Anlass zur Sorge, denn wir pflegen ein faires und vertrauensvolles Dienstverhältnis. Die Bundespolizei weiß, Kötter steht zu seinem Leistungsversprechen. Das haben wir am ersten Osterferienwochenende mit einem reibungslosen Ablauf der Passagierkontrollen in Köln/Bonn sowie in Düsseldorf auch klar bewiesen.

2016 waren Sie erstmals für die Sicherheit auf dem Oktoberfest verantwortlich. Was ist mit diesem Jahr?
Kötter: Die Stadt München war offenbar mit unserer Arbeit zufrieden und hat uns erneut den Auftrag erteilt.

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