Königswinterer Verlag feiert 30-jähriges Bestehen

Seit 30 Jahren bringen Franz-Christoph Heel und 20 Mitarbeiter Bücher, Kalender und Zeitschriften heraus. Den redaktionellen Schwerpunkt setzen bis heute technische Inhalte.

Königswinterer Verlag feiert 30-jähriges Bestehen
Foto: Holger Handt

Königswinter. Wenn man Franz-Christoph Heel nach den Wurzeln seines Unternehmens fragt, so fallen früher oder später die Namen zweier Bonner Institutionen: das Ernst-Kalkuhl-Gymnasium und das Juridicum. Zu einer Institution auf Königswinterer Stadtgebiet ist seit Jahrzehnten der Heel-Verlag geworden. Er feiert 2010 sein 30-jähriges Bestehen.

Im "Kalkuhl", wie die Schule in Oberkassel gemeinhin liebevoll genannt wird, hat Heel als Spross der Trägerfamilie Kindheit, Jugend und einen Teil seiner Studentenzeit verbracht. Und wie es sich für eine Internatsschule gehört, so gab es auch in Oberkassel stets Potenzial für Flausen. Für den elfjährigen Franz-Christoph veränderte ein Fahrrad mit Hilfsmotor die Welt.

Das Rad war ein Geschenk eines Schulbediensteten und weckte bei dem Sextaner technisches Interesse und Verständnis: "Ich fing an zu basteln", erinnert sich der heute 51-Jährige. Aus der Begeisterung für motorisierte Zweiräder wurde ein Faible für Autos, vor allem für Oldtimer. Bis heute bilden fahrbahre Untersätze eine wesentliche Säule der Heel'schen Verlagsproduktion.

Und die Schicksalsstunde - im positiven Sinne - schlug dem Unternehmen im Bonner Juridicum. Dort kam dem damals 21-Jährigen 1980 die Idee, Aufkleber mit dem Bild des Uni-Gebäudes und den Namen der verschiedenen Fakultäten zu bedrucken - streng genommen das erste Verlagsprodukt.

Richtig ernst und arbeitsintensiv wurde es wenig später mit dem ersten Konzert-Almanach. Auf 750 Seiten verzeichnete er 1981 sämtliche Konzerte im deutschsprachigen Raum. "Heute würde man solch einen Veranstaltungskalender wegen des Internet wohl nur belächeln. Aber damals war das ein enormer Service, den es bis dahin nicht gab", sagt Heel. Entsprechend gut blieb der Konzert-Almanach denn auch 20 Jahre lang auf dem Markt positioniert.

In den Semesterferien schaute Heel Buchbindern über die Schulter, knüpfte Kontakt zum Großhandel und trieb sein Verlagsprogramm voran. 1983 gelangte mit dem "Illustrierten Strafgesetzbuch" sein erster Bestseller auf den Markt.

Im selben Jahr war er erstmals auf der Buchmesse in Frankfurt präsent. 1986 schließlich entschied der Jura-, Geschichts- und Politikstudent sich, seinen "Nebenjob" zum Beruf zu machen. Er hängte das Studium an den Nagel, widmete sich ganz seiner Passion und richtete seinen Firmensitz an der Königswinterer Hauptstraße ein. Vor zwölf Jahren erfolgte der Umzug in das Gut Pottscheid im Siebengebirge, idyllisch im Wald zwischen Petersberg und Hirschberg gelegen.

Wer den Erfolg des Heel-Verlags beschreibt, darf den Namen Olaf Schumacher nicht verschweigen. Der Grafiker aus Oberdollendorf trug zu den ersten großen Erfolgen die Illustrationen bei - ob es nun das illustrierte Strafgesetzbuch, die Manta-Witze oder die humoristischen Fax-Vorlagen waren.

Den redaktionellen Schwerpunkt setzen jedoch bis heute technische Inhalte. Ein Adressverzeichnis mit Ersatzteilhändlern für Oldtimerfreunde machte auf diesem Feld den Anfang; "100 Autos, die man fahren muss, bevor man stirbt" oder "Toys for Boys" heißen einige der aktuellen Titel. Überhaupt: Geht es um schnelle Autos, Oldtimer, Lokomotiven oder Segelboote, dann scheint es fast, als verwandele sich der erfolgreiche Verleger wieder in den Sextaner mit dem Fahrrad mit Hilfsmotor. Auf dem Gelände des Kalkuhl-Gymnasiums wurde mit 230 Gästen übrigens auch der Verlagsgeburtstag gefeiert.

So sehr sich der Verlag auch vermeintlich klassischen "Männerthemen" wie Maschinen und Motoren verschrieben hat, so sehr legt Heel Wert auf eine familienfreundliche Unternehmenskultur. "Wir haben stets viele Kinder um uns herum, Zeugnisse gepflegter Eltern-Teilzeitlösungen", sagt Pressesprecherin Corinna Röger. Es geht spürbar locker zu im Gut Pottscheid. Und es gilt allgemeiner Duz-Comment. Wie auf einem Schulhof eben. Und dort kommt der Verlag ja eigentlich her.

Das Unternehmen Der 1980 gegründete Heel-Verlag beschäftigt 22 Mitarbeiter und gehört mit über sechs Millionen Euro Jahresumsatz zu den 100 umsatzstärksten Verlagen in Deutschland. Er bringt jährlich rund 80 Neuerscheinungen und 30 Kalender heraus. Das Spezialgebiet sind Technikthemen wie Automobil, Oldtimer, Motorrad oder Luftfahrt sowie Kalender, Zeitschriften und Firmenchroniken und Jubiläumsbände. Der Verlagssitz ist seit 1998 im Gut Pottscheid in Königswinter.

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