„Wir müssen schneller werden“ Interview mit Netcologne-Chef

Bonn · Das schnelle Internet ist für Metropolen Voraussetzung für Wachstum und die Entwicklung neuer Technologien. Netcologne-Chef Timo von Lepel, der früher auch für die Telekom tätig war, spricht über den Netzausbau.

 Vor der Firmenzentrale von Netcologne in Köln.

Vor der Firmenzentrale von Netcologne in Köln.

Foto: picture alliance / dpa

Kennen Sie das Gefühl, wenn es im Internet nicht schnell genug geht, eine Seite hängt?

Timo von Lepel: Das kenne ich natürlich. Und es dokumentiert, wie wichtig das Internet inzwischen für unser Leben ist, wenn es zu Hause ausfällt, ist wirklich Holland in Not.

Wer protestiert als erstes zu Hause?

Lepel: (lacht) Die Kinder. Wir haben vier Kinder im Alter von zehn bis 18 Jahren, die gehen mit digitalen Medien noch einmal ganz anders um.

Wer beschwert sich bei Ihnen im Unternehmen?

Lepel: Wir überwachen das Netz rund um die Uhr. Wie alle Anbieter hatten wir bei den Unwettern Störungen, das liegt daran, dass bei Netzspannungen Router ausfallen.

Wenn ein Unternehmen ein neues Gebiet an das schnelle Netz nehmen will, beantragen Wettbewerber oft die Mitverlegung. Bei geringerer Kostenbeteiligung können sie so Geschäfte mit dem eigenen Netz machen. Ist das für Sie ein Problem?

Lepel: Wir öffnen unser Netz auch für Mitbewerber. Insofern kann etwa die Telekom unsere Infrastruktur nutzen und über diese Netze eigene Kunden versorgen. Natürlich gegen ein Entgelt. Wenn es passiert, hilft uns das. Wenn nicht, wird es uns nicht von unserem Ausbau abhalten.

Tut die Telekom es?

Lepel: In zunehmendem Maße, ja. Allerdings noch nicht in dem Maßen, in dem sie davon redet, dass sie für den Glasfaserausbau in Deutschland steht. Meines Erachtens ist der eine gesamtwirtschaftliche Aufgabe. Die Telekom nutzt aber vor allem ihre alten Kupfernetze und macht sie mit Vectoring-Technik schneller anstatt den Glasfaserausbau zu unterstützen.

Sie sagen, es fehlt beim Netzausbau nicht nur an Geld, sondern auch an Personal. Warum?

Lepel: Weil es komplexe Genehmigungsverfahren sind. Vielen Kommunen fehlt das Personal, um das zu koordinieren. Andererseits ist es heute nicht so leicht, ein Tiefbauunternehmen zu finden. In Köln läuft das sehr gut, außerdem können wir hier digital mit der Technik Cyclomedia die Situation unter die Lupe nehmen. In anderen Kommunen läuft es weniger gut, da müssen wir Ortsbegehungen vornehmen. Das ist sehr aufwendig.

Sie sollten als Geschäftsführer der Stadtwerke aufsteigen. Nach der Affäre um Martin Börschel ist es dazu vorerst nicht gekommen. Haben Sie noch Lust?

Lepel: Bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußern möchte. Aber eins ist klar: Das Thema Digitalisierung ist elementar wichtig, für jedes Unternehmen. Auch für die Metropole Köln ist das extrem bedeutend. Früher waren es Handelsstraßen, Flüsse, Flughäfen wo sich Unternehmen ansiedelten und Wohlstand entstand. Heute kommt zunehmend die digitale Infrastruktur hinzu.

Das Digitale überfordert auch viele. Gibt es für Ihre Kinder feste Handyzeiten?

Lepel: Unsere beiden Ältesten sind 16 und 18 Jahre, die lassen sich nicht mehr ganz so viel sagen (lacht). Die Jüngste ist zehn, die hat noch kein Smartphone und die Zwölfjährige hat eins, aber da geben wir strenge Zeiten vor. Diese Grenzen zu setzen, ist schon wichtig. Das ist eine Erziehungsaufgabe, die daheim und in den Schulen geleistet werden muss.

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