Internet Security Days in Brühl Internet als „Raum der Unsicherheit“

Brühl · Auch beim Verfassungsschutz gehört die Cyberspionage gegen Unternehmen mittlerweile zu den Topthemen. In Brühl beraten Experten zwei Tage lang über Strategien zur Verbesserung der Sicherheitslage.

Internet Security Days in Brühl: Internet als „Raum der Unsicherheit“
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Cyberkriminelle werden immer professioneller. „Die Zeiten, in denen die Umlaute in den Mails fehlten, sind lange vorbei“, sagte gestern Michael Rotert, Vorstandsvorsitzender von eco – Verband der Internetwirtschaft auf den Internet Security Days in Brühl. Professionelle Ganoven würden auf unzureichend geschützte Firmen treffen.

„Die Geschäftsführung muss das Thema IT-Sicherheit zur Chefsache machen“, sagte Rotert. Speziell im Mittelstand herrscht noch Nachholbedarf. „So wie wir jahrelang darum gekämpft haben, dass IT endlich als existenzielles Betriebsmittel ernst genommen wird, ist es dringend an der Zeit, auch der IT-Sicherheit einen solchen Stellenwert einzuräumen“, erklärte Rotert.

Auch beim Bundesamt für Verfassungsschutz hat sich die Sicherheit des Cyberraums zu einem der Topthemen entwickelt. „Das Netz ist ein Raum der Unsicherheit“, sagte Vizepräsident Thomas Haldenwang. Längst seien es nicht nur Kriminelle, die durch gezielte Hackerangriffe Firmen ausspionierten: Nachrichtendienste, besonders aus Russland und China, würden mit hohem Personaleinsatz ihre Wirtschaft unterstützen, in dem sie Firmen ausspionieren. Gegen chinesische Nachrichtendienste sei die National Security Angecy (NSA) aus den USA ein kleines Licht. „Meine Sorge ist, dass es uns im Cyberraum genauso ergeht wie mit der friedlichen Nutzung der Kernenergie“, sagte Haldenwang. Dort seien die Risiken zunächst auch nicht ernst genug genommen worden.

Als Gefahr für ungewollten Datenabfluss dürften Firmen ihre Mitarbeiter nicht unterschätzen. Heute sei es für viele Manager und Forscher völlig selbstverständlich, sich über soziale Medien wie Linked in oder Xing öffentlich zu präsentieren. Über die Art der Selbstdarstellung dort ließen sich für Nachrichtendienste sehr leicht Erkenntnisse „für eine persönliche Ansprache“ gewinnen. Was früher umfangreiche Recherchen erfordert habe, brauche heute nur einige Mausklicks. Frustrierte Mitarbeiter seien so leichte Beute für Wirtschaftsspionage. Für Unternehmen sei es deshalb um so wichtiger, die „Kronjuwelen zu schützen“, also das technische Know-Kow der Firma. Auch Matthias Rosche, der seit Juni bei T-Systems innerhalb der Telekom Security für Verkauf und Beratung zuständig ist, warnte besonders florierende Firmen: „In der Euphorie der Geschäftsentwicklung besteht immer die Gefahr, die Sicherheit zu vernachlässigen.“

Derzeit gehe es in der Automobilindustrie stark um Cybersicherheit. Autos verfügten über immer mehr Steuerungssysteme, wo denen nur wenige gegen Cyberangriffe geschützt seien. Dadurch könnten sämtliche Funktionen manipuliert werden. Angesichts der rasanten Entwicklung bei selbstfahrenden Autos müsse schnell gehandelt werden.

Auch bei mobilen Geräten werde der Sicherheitsaspekt vernachlässigt und die Menge der Bedrohungen nehme rasant zu. Bei der Telekom werde mit Hochdruck an der Entwicklung eines Standard-Sicherheitspaketes für Smartphones entwickelt, das zur Messe Cebit im kommenden Jahr veröffentlicht werden soll. Das Unternehmen wolle auf Dauer kein Handy verkaufen, das nicht standardmäßig mit Sicherheitssoftware ausgerüstet sei.

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