Internet-Kriminalität macht vielen Angst

Repräsentative Studie von Allensbach und Telekom: T-Systems Chef Clemens mahnt Sicherheitsstandards für Cloud-Computing an.

Internet-Kriminalität macht vielen Angst
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Bonn. Angesichts immer neuer Fälle von Computerkriminalität haben in Deutschland viele Menschen Angst vor Gefahren aus dem Internet. Laut einer repräsentativen Studie des Allensbach-Instituts im Auftrag der Telekom-Geschäftskundensparte T-Systems machen sich rund drei Viertel der Bundesbürger Sorgen über den Missbrauch persönlicher Daten und Datenbetrug im Internet.

"Cybersicherheit ist das kommende Sicherheitsthema Nummer 1, die Menschen haben mehr Angst vor Computerkriminalität als vor einem AKW-Unfall", sagt T-Systems-Chef Reinhard Clemens. Für die Telekom spielt die Sicherheit im Internet vor allem deshalb eine große Rolle, weil sie dort immer mehr Umsatz erwirtschaftet. T-Systems will laut Clemens bis zum Jahr 2015 einen Großteil des geplanten Umsatzzuwachses von zwei Milliarden Euro aus sogenannten "Cloud"-Dienstleistungen holen.

Cloud, zu deutsch Wolke, steht sinnbildlich dafür, dass Privat- und Firmenkunden ihre Daten und Programme nicht mehr selbst vorhalten, sondern größtenteils übers Internet von einem Dienstleister abrufen. T-Systems und andere Unternehmen bauen derzeit dafür weltweit Rechenzentren auf. Vorteil für die Kunden: Sie müssen nicht selbst in teure IT-Infrastruktur investieren, sondern zahlen nur die jeweils benötigte Leistung. "Das ist, als ob Sie Taxi fahren, statt sich ein eigenes Auto zu kaufen", vergleicht Clemens.

Nach wie vor herrscht allerdings gerade bei den Unternehmen große Besorgnis über die damit verbundenen Risiken. Um im Bild zu bleiben: Sie fragen sich, was es für ein Taximodell ist, wer fährt, wer alles mitfährt, wohin die Fahrt geht und wie hoch das Risiko eines Unfalls ist. Laut der Allensbach-Umfrage fürchten rund 95 Prozent der befragten Entscheider aus Politik und Wirtschaft Datenbetrug und den Missbrauch persönlicher Daten. Ursache dafür seien auch die rasant zunehmenden Kriminalfälle.

Zu Ausmaß und Schadenhöhe durch Internet-Betrug gehen die Zahlen allerdings weit auseinander. Das Bundeskriminalamt BKA spricht von einem Anstieg um rund 10 000 auf 60 000 Straftaten im vergangenen Jahr mit einem Schaden von 61,5 Millionen Euro, 19 Prozent mehr als im Vorjahr.

Fast die Hälfte entfiel auf das Ausspähen von Onlinebanking-Daten. Auf die gigantische Zahl von 16,4 Milliarden Euro Schaden in Deutschland kommt hingegen das IT-Sicherheitsunternehmen Symantec in einer neuen Studie, die Wirtschaftskriminalität mit berücksichtigt.

T-Systems Chef Clemens fordert weitere Anstrengungen, um die IT-Sicherheit zu verbessern. Schwachpunkte könnten zum Beispiel Hardware-Bauteile aus den USA oder China sein: "Es ist nicht klar, ob und welche dieser Bauteile Daten heimlich mitprotokollieren können." Für Kunden sei auch entscheidend, wo genau der Server steht, auf dem ihre Daten verwaltet werden. Clemens wünscht sich eine "zertifizierte deutsche Cloud". Das könnte Sicherheitsbedenken zerstreuen. Die Normen dafür könnte laut Clemens das Bonner Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) entwickeln.

Beim BSI gibt es bereits ein Papier mit elf Eckpunkten zur Cloud-Sicherheit. Bis zur Definition aller dazugehörigen Bausteine sei es aber noch ein weiter Weg, sagte ein BSI-Experte. Theoretisch sei eine Zertifizierung aber möglich, Anstrengungen dazu laufen auch bei ISO.

Trotz der Sicherheitsbedenken - das Geschäft mit dem Cloud-Computing wächst stark.

Clemens beziffert den Umsatz in diesem Segment für T-Systems aufs Jahr hochgerechnet mit 500 Millionen Euro bei einer Wachstumsrate von fast 50 Prozent. Riesenchancen gebe es in der Telemedizin, etwa beim Austausch von Gesundheitsdaten. Mindestens genauso wachstumsträchtig sei die Energiewende. Zur Netzsteuerung sowie zum Überwachen von Stromverbrauch und Stromproduktion, Batteriemanagement und Datenaustausch zwischen den Geräten seien Cloud-Lösungen prädestiniert. Auch hier hänge die Akzeptanz aber von der Sicherheit ab.

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