Umweltministerin will Pestizide reduzieren Insektensterben schreitet rasant voran

Berlin · Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) verlangt die Einschränkung aller Pflanzenschutzmittel. Am Freitag entscheidet ein EU-Ausschuss über den Chemikalien-Einsatz

Nach Angaben der Bundesregierung geht das Insektensterben rasant voran. Um es aufzuhalten, will Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) den Einsatz aller Pestizide reduzieren – nicht nur den des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat. „Wir brauchen den Glyphosat-Ausstieg in dieser Legislaturperiode“, sagte Schulze unserer Redaktion. Aber das allein reiche nicht. „Wir brauchen einen grundsätzlich restriktiveren Einsatz bei allen Pflanzenschutzmitteln, insbesondere in Schutzgebieten nach dem Naturschutzgesetz und in Wasserschutzgebieten“, sagte die Ministerin nun.

An diesem Freitag entscheidet ein EU-Ausschuss in Brüssel über Chemikalien, die Bauern gegen Schädlinge einsetzen. Zur Debatte steht ein Freilandverbot sogenannter Neonikotinoide, die Bienen lähmen oder sogar töten können. Ohne die bestäubenden Insekten seien dramatische Folgen für die Landwirtschaft zu befürchten, vor allem für den Obstbau, sagen Umweltschützer und viele andere Fachleute. Jüngst bestätigte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit Efsa in einem Bericht die Gefahren für Bienen und Hummeln: „Die Mehrzahl der Anwendungen von Neonikotinoid-haltigen Pestiziden stellt ein Risiko für Wild- und Honigbienen dar“, hieß es darin.

Kommission dringt auf Verbot

Die EU-Kommission drängt auf ein Verbot, Schulze und Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) unterstützen das und hoffen auf eine Mehrheit. Fraglich ist hingegen, ob sie auch bei Schulzes weiterem Vorstoß auf einer Linie sind, die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln künftig strengeren Regeln zu unterwerfen. „Ich werde mich auch dafür einsetzen, dass Pflanzenschutzmittel nur noch zugelassen werden dürfen, wenn ihre Auswirkungen auf die biologische Vielfalt in ausreichendem Maß ausgeglichen werden“, sagte Schulze.

Derzeit werde daran gearbeitet, wie man Landwirte, die biodiversitätsgefährdende Pflanzenschutzmittel einsetzen, zukünftig zu Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität verpflichten könne, sagte sie. Schulze drängte zudem auf weniger Einsatz von Dünger und forderte ein „neues System der europäischen Agrarförderung“. Um Insekten und anderen Tieren mehr Lebensraum zu bieten, brauche es wieder mehr Hecken und blühende Säume in der Landschaft statt Monokulturen. „Wenn wir das erreichen wollen, müssen wir dafür sorgen, dass sich eine solche Vielfalt für Landwirte auch auszahlt“, sagte Schulze.

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