Hauptversammlung in Bonn Hunderte demonstrieren vor dem WCCB gegen Bayer

Bonn · Vor der Hauptversammlung von Bayer in Bonn bringen sich die Kritiker der Geschäftspolitik in Stellung: Vor dem WCCB versammelten sich am Freitagmorgen einige hundert Jugendliche. Unter anderem gehören sie zur Kampagne Fridays for Future.

 Junge Menschen demonstrieren gegen Bayer.

Junge Menschen demonstrieren gegen Bayer.

Foto: Benjamin Westhoff

Kritiker des Bayer-Konzerns und kritische Aktionäre protestieren am Freitagmorgen vor dem Bonner World Conference Center (WCCB) mit Redebeiträgen auf der Hauptversammlung des Unternehmens gegen dessen Geschäftspolitik. „Wir haben eine Kundgebung für bis zu 500 Teilnehmer angemeldet“, sagte Marius Stelzmann, Geschäftsführer der Coordination gegen Bayer-Gefahren, am Donnerstag in Bonn. Das Gebiet rund um das WCCB ist hermetisch abgeriegelt.

Beteiligt sind das Hilfswerk Misereor, die Linke, das Aktionsbündnis Attac und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Auch Jugendliche der Kampagne Fridays for Future aus Köln, Leverkusen und Bonn wollen nach einem Marsch vom Hofgarten zum WCCB die Kundgebung unterstützen, weil Bayers CO2-Ausstoß mit der Übernahme des US-Saatgut-Konzerns Monsanto um 50 Prozent gestiegen sei. Am Freitagmorgen waren es nach GA-Informationen 250 bis 300 Demonstranten, die sich an dem Protestzug beteiligten.

Nach der Übernahme habe Bayer als nunmehr größter Agrarkonzern der Welt seine Nachhaltigkeitsposition deutlich verschlechtert, kritisierte Inkota-Referentin Lena Michelsen. Unter anderem werfen die Kritiker dem Konzern vor, Pestizide in Entwicklungsländern mit verharmlosenden Warnhinweisen zu verkaufen. Nachdem das Unternehmen aus kartellrechtlichen Gründen einige andere Geschäftsbereiche habe aufgeben müssen, sei Bayer dringend auf den weiteren Verkauf des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat angewiesen, sagte Sarah Schneider von Misereor. Glyphosat hat sich im Tierversuch als krebserregend erwiesen.

Bayer weist Vorwürfe zurück

Viele bringen es auch mit dem Insektensterben in Verbindung. Stelzmann forderte im Namen der Initiatoren, Bayer solle das Mittel freiwillig vom Markt nehmen und Geschädigte angemessen entschädigen. Grundsätzlich kritisieren die Organisationen das von Bayer forcierte industrielle Agrarmodell, das auf einer Kombination aus hochwirksamen Pestiziden und gentechnisch gegen deren Wirkung immun gemachtem Saatgut basiert. Der Konzern bietet nun beide Komponenten unter einem Dach an.

Den Landwirten fehlten kostengünstige Alternativen, erklärte Annemarie Volling von der AbL. Der Staat müsse mit Ausgleichszahlungen Landwirten helfen, die auf Industrie-Saatgut verzichteten. Durch die Monsanto-Übernahme habe das Bayer-Management einen dramatischen Kursverfall an der Börse ausgelöst, sagte Stelzmann. Heute sei der Konzern weniger wert als die Übernahme gekostet habe.

Bayer wies die Vorwürfe zurück. Alle von dem Konzern vermarkteten Pflanzenschutzmittel seien „eingehend auf ihre Sicherheit für Mensch, Tier und Umwelt geprüft und von den zuständigen Zulassungsbehörden genehmigt worden“, teilte der Konzern mit.

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