Exportbranche beklagt Handelshemmnisse Hindernislauf für die Exportweltmeister

Bonn · Waren im Wert von 1267 Milliarden Euro verkaufen deutsche Unternehmen nach Verbandsschätzungen 2017 ins Ausland – fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz dieser Erfolgsbilanz klagen viele Firmen über zunehmende Handelshemmnisse.

 Geschäftsführer Olaf Weiland hinter einer Maschine zur Produktion von Kundststoffflaschen der Holzlarer Kautex Maschinenbau GmbH.

Geschäftsführer Olaf Weiland hinter einer Maschine zur Produktion von Kundststoffflaschen der Holzlarer Kautex Maschinenbau GmbH.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Auftragsliste der Holzlarer Kautex Maschinenbau GmbH liest sich wie die Stationen einer Weltreise: Eine Anlage zur Produktion von Milchflaschen geht nach China, eine zur Herstellung von Kunststofftanks nach Mexiko, weitere Maschinen liefert Kautex unter anderem in die USA, den Sudan, nach Malaysia, Indien, Argentinien und Finnland. „94 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften wir im Ausland“, sagt Geschäftsführer Olaf Weiland. Nur neun Prozent des Umsatzes entstehe dabei in der EU.

Die Holzlarer sind einer der vielen Mittelständler, die Deutschland an die Spitze der Exportnationen verholfen haben. Und trotzdem sehen sie zahlreiche Hindernisse, die den Verkauf ihrer Maschinen im Ausland erschweren. Selbst innerhalb der EU gestalteten sich die grenzüberschreitenden Geschäfte oft schwierig, so Weiland. „Wenn wir Mitarbeiter für die Montage unserer Maschinen entsenden, gibt es vor allem mit Frankreich oft Probleme“, sagt Weiland. Selbst bei einem Tag Aufenthalt müsse ein seitenlanges Formular ausgefüllt und eingereicht werden – und zwar auf Französisch. Zudem müsse ein lokaler Ansprechpartner in Frankreich benannt werden.

Beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) ist das Problem bekannt. „Frankreich versucht auf diese Weise, seine Arbeitnehmer vor vermeintlicher Konkurrenz aus dem Ausland zu schützen“, meint Ulrich Ackermann, Abteilungsleiter Außenwirtschaft beim VDMA. Exporthemmnisse dieser Art nehmen nach seiner Erfahrung eher zu: „Der Binnenmarkt entwickelt sich mit der Abschottung der Arbeitsmärkte zurück“, meint der Verbandsvertreter.

VDMA sieht die Branche behindert

Außerhalb Europas wird erst recht mit harten Bandagen gekämpft. Nicht immer sind Handelshemmnisse auf den ersten Blick als solche zu erkennen. „Hohe Zölle erschweren die deutschen Exporte vor allem nach Indien und Brasilien“, sagt VDMA-Vertreter Ackermann. „In China zum Beispiel ist die wirtschaftliche Situation für Ausländer deutlich intransparenter.“ Vor allem ständig neue technische Anforderungen bremsten die Exporteure in Asien aus. Dazu komme es vor allem dann, wenn Peking seine Industrie imstande sehe, eine Technologie in eigener Regie umzusetzen. Bei spezialisierten Produkten dagegen, wie komplizierten Maschinen, bestünden für die deutschen Exporteure in China weiterhin sehr gute Marktchancen.

Der VDMA sieht die Branche allerdings auch von Politik und Verwaltung in Deutschland behindert: „Die Infrastruktur ist mittlerweile so schlecht, dass der Transport von Anlagen aus Deutschland zu den großen Seehäfen immer schwieriger wird“, so Ackermann.

Auch die Schwertransporte mit den meterlangen Anlagen von Kautex Maschinenbau stoßen auf ihrem Weg aus Holzlar in die Welt häufig schon in Deutschland auf Probleme. „Wegen der vielen Autobahn-Baustellen sind einige Routen viel zu lange gesperrt“, sagt Geschäftsführer Weiland. „Wir überlegen bereits, ob Schiffstransporte über den Rhein möglich wären.“

Ein weiteres Problem stellen die Banken dar

Eine „ausufernde Außenwirtschaftsbürokratie“ bemängelt VDMA-Vertreter Ackermann. Bis alle Genehmigungen im In- und Ausland eingeholt seien, gerate oft die pünktliche Lieferung in Gefahr. Dabei sei Schnelligkeit ein maßgebliches Kriterium im internationalen Wettbewerb. „Wenn etwa in China Behörden eine Einfuhr ewig prüfen, kommt das im Prinzip einem Einfuhrverbot gleich“, meint der Bonner Unternehmer Weiland.

Ein weiteres Problem für die mittelständischen Exporteure stellen nach Verbandsangaben die Banken dar, die an Krediten von bis zu fünf Millionen Euro „kaum noch Interesse haben“, so Ackermann.

Gelassener sehen die deutschen Maschinenbauer die Pläne von US-Präsident Donald Trump, Ausfuhren in die USA drastisch zu erschweren. „Es gibt in den USA einfach zu wenige Anlagenbauer, die an den europäischen Standard heranreichen“, sagt Ackermann. „Vielen amerikanischen Betrieben bleibt nichts anderes übrig, als im Ausland einzukaufen, wenn sie in ihrem Land mit den Maschinen produzieren wollen“, so der Verbandsvertreter.

Für die deutschen Maschinenbauer sei dieser Umstand existenzsichernd. Etwa eine Million Menschen arbeiteten hierzulande in der Branche, so Ackermann. 600 000 dieser Arbeitsplätze seien vom Außenhandel direkt abhängig.

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