Gebäudemanagement Harsche Verdi-Kritik an Auftragsvergabe der Telekom

Bonn · Die Deutsche Telekom lässt ihre Gebäude künftig nicht mehr von der Strabag, sondern durch den ISS-Konzern bewirtschaften. Das stößt auf Kritik.

 Reinigung und Hausmeister werden bei Telekom ab 2019 durch eine neue Firma organisiert.

Reinigung und Hausmeister werden bei Telekom ab 2019 durch eine neue Firma organisiert.

Foto: picture alliance / Oliver Berg/d

Die Deutsche Telekom will ihre deutschlandweit mehreren Tausend Immobilien, technischen Anlagen, Rechenzentren und Funktürme künftig nicht mehr von einer Tochtergesellschaft des österreichischen Strabag-Konzerns bewirtschaften lassen, sondern vom ISS-Konzern. Es geht dabei um Dienstleistungen in der Gebäudetechnik, der Reinigung, dem Catering und die Sicherung des störungsfreien Betriebs sensibler Technikgebäude.

Einzelne Aufgaben vergeben die Auftragnehmer dabei weiter. Dadurch berührt die Entscheidung der Telekom auch viele Mittelständler in der Region, die ihre Verträge dann wiederum mit dem neuen Partner aushandeln müssen. „Und jedes Mal werden die Preise gedrückt“, berichtet ein Bonner Unternehmer, der ungenannt bleiben will, über seine Erfahrungen mit den teils jährlichen Vertragsverhandlungen. Der entsprechende Dienstleistungsvertrag zwischen Strabag PFS und Telekom läuft nach zehn Jahren zum 30. Juni 2019 aus. Zwei Jahre verhandelten sie über eine Verlängerung.

Die Vereinigte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) betrachtet den Partnerwechsel mit Sorge und erwartet schnelle Verhandlungen mit den beteiligten Unternehmen, um die Arbeitsplätze der Beschäftigten zu sichern. „Die Telekom darf sich nicht nur um günstige Preise kümmern, sondern sie muss sich auch um die Beschäftigten kümmern, die jahrzehntelang für sie gearbeitet haben“, forderte Lothar Schröder, Mitglied des Verdi-Bundesvorstands. Durch die Entscheidung sei die Zukunft der rund 3300 Beschäftigten der Strabag-Betriebe ungewiss.

ISS will das Gespräch mit Strabag suchen

Die heutige Strabag PFS und ehemalige DeTeImmobilien war vor ihrem Verkauf im Jahr 2008 an Strabag eine Tochtergesellschaft der Deutschen Telekom. Viele der Beschäftigten hätten eine lange Geschichte im Telekom-Konzern, erläutert Schröder. Die meisten der rund 3300 Beschäftigten hätten ihren beruflichen Werdegang bei der Deutschen Telekom AG begonnen und nach wie vor eine hohe Verbundenheit mit dem Konzern. Rund 800 von ihnen sind Beamte. Insgesamt blickten die Beschäftigten auf mehr als 90 000 Jahre Erfahrung in Immobiliendienstleistungen für die Telekom zurück.Für Verdi habe die Absicherung der Arbeitsplätze absolute Priorität. Nach der Entscheidung des Telekom-Vorstands geht es nun darum, für die betroffenen Beschäftigten Lösungen zu entwickeln, die Arbeitsplätze und Einkommen abzusichern. Für Strabag PFS ist die Entscheidung ein harter Schlag. Es fällt der größte Kunde weg:„Wir haben in zahlreichen Ausschreibungen bewiesen, dass wir marktfähig sind und uns im Wettbewerb durchsetzen können“, sagt Strabag-SE-Vorstandsmitglied und Aufsichtsratsvorsitzender von Strabag PFS, Hannes Truntschnig. Er verweist auf Kunden wie die Deutsche Flugsicherung, Media Broadcast, Telefónica und Vodafone. „Die Beschäftigungssituation ist vor allem mit Blick auf die soziale Verträglichkeit zu klären“, sagt Truntschnig. Insgesamt hat die Strabag-PFS-Unternehmensgruppe über 10 000 Mitarbeiter. Im Strabag SE-Konzern sind es knapp 72 000 Beschäftigte. „Wir prüfen alle Optionen, hoffen jedoch, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrem Know-how im Strabag-Konzern behalten zu können.“ Strabag PFS erwirtschaftete mit dem Telekom-Auftrag jährlich rund 550 Millionen. Euro. Das ist rund die Hälfte des Gesamtumsatz des Unternehmens der bei etwa 1,1 Milliarden Euro im Jahr liegt.

ISS wurde 1901 in Kopenhagen gegründet. Heute bezeichnet sich der Konzern als einer der weltweit führenden Unternehmen für Facility Services. Das ist der Fachbegriff für Gebäudemanagement. Der weltweite Umsatz belief sich 2016 auf 10,64 Milliarden Euro.

ISS beschäftigt heute nahezu 500 000 Mitarbeiter und hat ISS ist seit 1960 in Deutschland tätig. 2016 erzielte ISS in Deutschland einen Jahresumsatz von 332 Millionen Euro und beschäftigte 8522 Mitarbeiter.

ISS will jetzt das Gespräch mit Strabag suchen, um eine reibungslose und ungestörte Auftragsnachfolge sicherzustellen, hieß es am Donnerstag. Rund 6 000 Mitarbeiter sollen im Rahmen der abgeschlossenen Verträge arbeiten. Nach der Umsetzung werden diese Verträge etwa vier Prozent des Umsatzes der ISS-Gruppe bezogen auf das Jahr 2016 ausmachen.

„Dies ist das größte Vertragsverhältnis in der ISS-Geschichte, und wir sind sehr stolz über das Vertrauen, das die Deutsche Telekom uns mit diesem Vertrag zeigt“, sagt der Vorstandschef der ISS-GruppeJeff Gravenhorst. Er verweist auf neue technische Möglichkeiten: Das Internet der Dinge und intelligente Sensorik sollen künftig verstärkt eingesetzt werden.

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